Beiträge von Sudhana im Thema „Theravada/Frühbuddhismus“

    Es wäre mE dann ein wesentlich philologisch-religionswissenschaftlich orientiertes Themenforum, was erwartbar auf weniger breites Interesse stoßen würde. Nichtsdestotrotz fände ich es ganz sinnvoll, mit der so gerne in Anspruch genommenen Wissenschaftsfreundlichkeit und -kompatibilität des Buddhadharma ganz praktisch ernst zu machen. ME geht es da um 'Popularisierung' (im besten Sinne) wissenschaftlicher Erkenntnisse über die ideengeschichtliche Entwicklung des Buddhismus, und gerade in dem Bereich 'Frühbuddhismus' - was für mich wesentlich vergleichende Untersuchung von Nikāyas und Āgamas ist - passieren da seit einer Weile recht spannende Dinge, u.a. auch in Hamburg. Da würde es mir schon reichen, wenn da gelegentlich mal interessante Papers vorgestellt / verlinkt würden - wobei einer Diskussion ja bei Bedarf auch nichts im Wege steht.


    Gerade auch für Mitforisten, die sich eher einer zentral- oder ostasiatischen Tradition verbunden fühlen, ist es vielleicht von Interesse, etwas darüber zu erfahren, wo Unterschiede zwischen Sanskritkanon und Palikanon liegen. In diesen Traditionen waren die Lehrenden viele Generationen mit den Āgamas buddhistisch 'sozialisiert' worden, während wir hier im Westen mangels Übersetzungen in europäische Sprachen hinsichtlich der alten Schulen weitestgehend (wenn wir kein Chinesisch lesen können) auf den Palikanon angewiesen sind. Jedenfalls - ein anspruchsvolles aber hochinteressantes Thema, für das ich hier gerne ein wenig die Werbetrommel rühre.

    Genau dies ist ja das Selbstverständnis des Theravada. Auch wenn es ein postfaktisches ist, ist es nicht angemessen, dieses Selbstverständnis des Theravada im Theravada-Bereich mit Einladung und Kusshand in Frage zu stellen, sondern dort gilt es, dies zu zelebrieren.

    - okay, meine volle Zustimmung :angel:, auch wenn ich statt 'zelebrieren' eher 'respektieren' formulieren möchte. Wer Zelebrationen braucht - bitte, so lange es da keine Teilnahmepflicht gibt ...


    Das bringt natürlich etwas die Gefahr einer Filterblase mit sich. Aber man kann ja (ich denke, es ist erlaubt) gelegentlich auch mal respektvoll wider den Stachel löcken; so viel khanti sollte schon sein. Nur: mit einer solchen Zusammenlegung den dann absehbaren Konflikten und Missverständnissen eigens ein Spielfeld zuzuweisen, hielte auch ich für keine weise Entscheidung (wenn ich das so offen sagen darf).

    Ich halte eine Zusammenlegung für unangebracht. Auch wenn Theravada mit dem Frühbuddhismus deutlich mehr Schnittmengen aufweist als die Mahāyāna-Schulen, handelt es sich da doch um zwei Paar Schuhe. Dass beides aus Mahāyāna-Perspektive dem Śrāvakayāna zuzurechnen ist, rechtfertigt mE ein Zusammenlegen nicht. Vor allem sehe ich da das Problem, dass der sog. Frühbuddhismus im Unterschied zum Theravada kein 'real existierender' Buddhismus ist, sondern lediglich der Versuch einer philologischen Rekonstruktion (einer überdies recht fragmentarischen) des historischen Entwicklungsstandes des Buddhismus im frühen Stadium der Verschriftlichung seiner Lehren.


    Ein Entwicklungsstand, von dem nicht nur der Theravada sich herleiten lässt, sondern auch das Mahāyāna. Bei Einsteigern würde das jedenfalls die immer noch populäre Fehlwahrnehmung unterstützen, Theravada sei der ursprüngliche, 'originale' Buddhismus - da sei anicca vor ...