Beiträge von Thorsten Hallscheidt im Thema „„Buddhismus ist hoffnungslos““

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    Und ein Video vom Ende dieses Artikels:


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    Apropos Liebe. Oft wird ja geschrieben oder gesagt, Liebe setze unbedingtes Vertrauen voraus. Erst dann könne man sich "fallen lassen". Das Risiko ist dann: Der andere "missbraucht" mein Vertrauen, indem er oder sie Dinge macht, die mich enttäuschen. Meist bestehen diese Enttäuschungen darin, dass sich der andere verändert und Dinge tut, die nicht in mein Bild passen, das ich mir von der anderen Person gemacht habe. Und mit all diesen Querelen und Missverständnissen kann der Buddhismus wunderbar aufräumen, sodass Platz für Liebe entsteht:


    1. Vertrauen, das darauf basiert, dass der andere sich nicht verändert, sondern so bleibt, wie ich ihn oder sie haben möchte, ist kein Vertrauen, sondern Angst vor Veränderung – und das in einer Realität, in der sich ständig alles verändert. Wenn ich jemanden liebe, so werde ich keine Angst davor haben, dass er oder sie sich verändert, sondern Veränderungen eher unterstützen und willkommen heißen.


    2. Enttäuschung hat vorwiegend damit zu tun, dass zuvor eine Täuschung da war, eine Vorstellung oder ein Bild, wie der oder die andere zu sein hat. Eine Enttäuschung kann da eine sehr heilsame Wirkung entfalten, denn Liebe beginnt da, wo ich den anderen nicht mehr in meine Bilder oder Vorstellungen einsperre.


    3. Was heißt es, wenn ich sage, "ich kann mich fallen lassen"? Ich kann schwach sein, mich gehen lassen, und der andere wird mich halten und tragen? Das mag in Krisenzeiten vorkommen. Eher verstehe ich aber unter Liebe, dass ich zumindest den größten Teil der Zeit stark und autonom genug bin, um den anderen nicht zu meinen Zwecken instrumentalisieren zu müssen – eben kein Mangelwesen. Und letzteres ist wahrscheinlich eine der Kernkompetenzen des Buddhismus: Nicht dauernd irgendetwas oder irgendwen zu (miss-)brauchen, um dem ständigen Gefühl der Frustration und der Unbefriedigung zu entkommen.

    Wenn ein Buddha nicht leiden kann, dann ist er schlicht unfähig sich verletzlich zu machen und folglich unfähig, ein Risiko einzugehen, wie es wahre Liebe notwendig macht. Indem der Buddhist das Ende allen Leidens zum Ziel macht, muss er auch das Ende der Liebe zum Ziel haben.

    Puhhh. So ein Unsinn... Liebe ist doch was anderes als Bedürftigkeit. Bedürftigkeit, wenn ich also Liebe und Abhängigkeit verwechsle, beinhaltet das Risiko, die Unterstützung (z.B. durch Bestätigung des Ego) durch den "geliebten" Menschen zu verlieren und so "verletzlich" zu werden, nicht aber Liebe. Aber das wird leider sehr oft verwechselt. Im Gegenteil ist es das Ende der Bedürftigkeit, das Ende des eigenen Seins als Mangelwesen, das echte Liebe, die auf Mitfreude, Geduld, Freigebigkeit und nicht auf Gier und Hass und Egozentrik beruht, erst möglich macht.