Beiträge von Bebop im Thema „Umgang mit Sexualität“

    Mit meinen Mitte 20 ist es vielleicht in gewisser Hinsicht normal, die eigene Partnerin oder andere Frauen im gleichen Alter attraktiv zu finden. Doch verwehre ich mir das häufig, weil ich Angst habe, durch das Anhaften schlechtes Karma zu erzeugen, meine buddhistische Praxis zu ruinieren und als Tier oder Preta (Hungergeist) wiedergeboren zu werden. (...)


    Wie kann ich Sexualität auflösen bzw. so drosseln, dass ich nicht mehr davon bewegt werde? Ich habe das Gefühl, ein miserabler Praktizierender zu sein, solange ich das nicht unter Kontrolle habe. :nosee:

    Der Gautama Buddha hatte einen Harem aus Freudenmädchen und gestattete sich dazu eine Frau, mit der er ein Kind zeugte. Dies alles, bevor er dann schlaue Sprüche von sich gab. Wenn du dir alles entsagen willst, statt erst einmal deine Sexualität auszuleben, würdest du also schon mal gar nicht seinem Beispiel folgen. Du wärest eher wie einer, der sich von denen, die alles hatten, ausreden lässt, dass da vielleicht doch etwas dran sein könnte.


    Die Besessenheit der alten Sangha vom Sex kannst du übrigens im Vinaya erkennen, dem Ordenskodex, wo man sich die seltsamsten sexuellen Betätigungen vorstellte, an die ein Durchschnittsmensch nicht mal denken würde (wie ein Loch in die Erde machen und dieses dann penetrieren), um solche dann zu verbieten. Das ist die Folge von Enthaltsamkeit - starke Fantasien und Leiden sowie das Verkümmern einschlägiger Muskeln.


    Deine Sexualität wird sich von selbst drosseln, wenn du alterst.


    Wieso lässt du dir was von Tieren oder Hungergeistern einreden? Welche Strafe sollte das auch in Bezug auf Sexualität sein, wo doch gerade Tiere in dieser Hinsicht oft machen, was sie wollen (siehe Affen)? Wie sollte jemand, der sich sexuell austobt, dadurch bestraft sein, dass er sich im kommenden Leben noch mehr austoben darf? Das alles ist in den Bereich des Aberglaubens zu verweisen.


    Stattdessen schlage ich vor, dass du auf deinen Körper hörst, während du dich im geistigen Loslassen übst. In einer gesunden Mischung daraus wird sich m.E. ein zufriedenstellenderer Lebensweg ergeben als in der Abstinenz. Es gibt zahlreiche Berichte des Scheiterns von katholischen Priestern und so gut wie keine überzeugende Darstellung eines lust-freien Lebens - das Thema wird dann nämlich lieber ausgespart. Aus Gefängnissen ist von Heterosexuellen berichtet worden, dass sie - ohne sich als homosexuell zu empfinden - zwecks reiner Lustbefriedigung Notgemeinschaften mit Gleichgeschlechtlichen bildeten (was auch in den Klöstern geschieht, aber dort ist es dann Heuchelei). Eventuell zieht es auch Menschen, die sich ihre Homosexualität nicht eingestehen wollen, zunächst in einen Orden. Da könnte es besser sein, sich vorher erst mal Klarheit zu verschaffen.


    Die Praxis führt m.E. idealerweise zur Fähigkeit des Loslassens. Indem ich nicht ständig bekommen muss, wonach mir die Sinne stehen, sondern auch davon lassen kann, werde ich freier. Diese Praxis lässt sich konkret auch in einer Beziehung einüben, wo es ständig zu Situationen kommt, wo man von sich absehen und zurückstehen muss. Das ist kein schlechteres Übungsfeld als ein Orden. Die sexuellen Ansprüche des eigenen Wesens behalten ihren Normalcharakter statt dualistisch abgewertet zu werden.