Beiträge von SteFo im Thema „Der nächste Schritt“

    Ethik fordert.

    Religion hilft.

    Allen. Bedingungslos.

    Dass "Ethik fordert", gilt allenfalls von der deontologischen Ethik nicht oder nur sehr eingeschränkt von der Tugendethik und die teleologischen Ethik ist abhängig vom verfolgten religiösen oder nicht-religösen Ziel.

    Jede Religion baut auf eine oder mehrere dieser Ethiken. Zur Erreichung des Zieles einer Religion bedarf es ja immer einer zweckmäßigen Lebensführung. Ohne Tugendethik geht also gar nichts, ohne deontologische Ethik geht sehr viel, wobei die Tugendethik den Boden bereitet, auf dass er fruchtbar werde im Sinne der Zielerreichung. Ohne Tugend keine Zielerreichung, aber nicht notwendigerweise Verdammnis oder Bestrafung.

    Dass du von "Religionen" sprichst, was ja "alle" oder "viele" [Religionen] impliziert, stimmt mich nachdenklich. Selbst wenn mehrere Religionen von "Erlösung" reden sollten, könnten sie damit nicht das Gleiche meinen, weil der Begriff "Erlösung" sich dann aus dem Kontext ihrer jeweilgen Doktrin ergeben würde.

    Ohne Kenntnis der gesamten Doktrin einer Religion, die einem zusagt, konstruiert man sich nur seine private "Theorie". Letzteres kann man natürlich machen, aber dann sollte man nicht den Austausch mit anderen suchen, denn worüber man dann redet ist vollkommen obskur.

    Wenn ich es richtig sehe (und da bin ich mir nicht sicher), glaubt z. B. Shinran nicht daran, dass man mittels Eigenkraft in der Praxis überhaupt noch Erlösung erreichen kann. Er vertraut vielmehr zur Gänze auf die Anderkraft und geht davon aus, dass sogar dieses Vertrauen nicht seine Eigenleistung, sondern ein Geschenk ist.


    Menschen, denen dieses Vertrauen nicht geschenkt wurde, blieben demnach unerlöst außen vor. Das widerstrebt meinem Denken!

    Mir erscheint Shinran's Denken angemessen, weil mir die klassische buddhistische Pfad-Doktrin (Pfad basiert auf dem Selbst-Willen) schon immer inkonsistent erschien aus der Perspektive der gleichzeitig proklamierten Nicht-Selbst Doktrin.

    Da wurden dann zwar so Gleichnisse entwickelt im Mahayana wie das Feuermachen durch Reibung eines Holzstückes an einem anderen, wobei das entfachte Feuer dann die Holzstücke auch vernichtet (Holzstücke stehen für die illusorische Selbst-Identifikation), aber das Gleichnis erschien mir dann zwar sehr originell, aber wenig überzeugend, weil der Pfad, wenn praktiziert, die Selbst-Identifikation natürlich bestärkt und nicht unterminiert. Ich glaube das auch am Verhalten lange praktizierender Buddhisten bestätigt gefunden zu haben.