Beiträge von pano im Thema „Scheitern des Dialogs“

    Ich weiß ja nicht was ich davon halten soll. Erwartet man vom Gegenüber eine ausführlichen theologischen Vortrag war das heute wie vor 30 Jahren schwierig (es sei denn man bespricht sich mit einem Rabbi/Pfarrer/Mönch/Hoca). Fragt man jemanden "wie hältst du es mit Thema X", also fragt man nach der persönlichen Praxis, dann wird man genau so wie vor 30 Jahren eine Antwort erhalten. Heutzutage hat in Deutschland natürlich eine individualisierung des Glaubensverständnisses eingesetzt, sodass man Antworten in einer Breite bekommen wird die erstaunlich ist (Leute die sich als Christen bezeichnen aber an Reinkarnation glauben, Buddhisten die Jesus für einen Buddhisten halten [hier im Forum zu beobachten], etc. pp).


    Die Mehrzahl der Gläubigen aller Religionen ist auch nicht streng-dogmatisch unterwegs (ein Lehrer bezeichnete sich mal als Weihnachts-und-Oster-Christen). Was auch der Grund ist, dass religiöse Gruppen oft in einem Reformatorischen Abwehr Modus unterwegs sind und für eine strengere/ursprünglichere Religiosität werben.

    Ich denke der Religiöse Dialog gelingt in der Breite erstmal nur über die ethischen bzw. moralischen Grundsätze.

    • Wir alle sind prinzipiell mal gegen das Töten (ggf. "kleingedrucktes" beachten)
    • Vollrausch finden Buddhisten und Muslime nicht gut, einige buddhisten ist komplett Abstinent, einige Muslime sind komplett Abstinent
    • Wir mäßigen uns / fasten
    • Wir geben Almosen / schätzen die Nächstenliebe / Metta / Dana, etc.
    • ...

    Im Prinzip ist ja klar dass man sich nur die "Moral von der Geschicht" vereinheitlichen kann, während die Geschichten selber sich eben Widersprechen.


    Die Buchreligionen (Judentum, Islam, Christentum) haben natürlich den Vorteil einer gemeinsamen Wurzel, was aber auch ein Nachteil sein kann, denn die Darstellung eines gekreuzigten Jesus durch Katholiken kann Muslime und orthodoxe Christen schon verletzen (weil demütigende Darstellung des Sohns Gottes / des Propheten Isa).


    Dialog erfordert auch, dass man bereit ist einen anderen Glauben zu akzeptieren (was mehr ist als lediglich zu tolerieren). Und an diesem Faden sieht man schon, dass nicht jeder Buddhist bereit dazu ist.


    Vergleichende Religionsstudien (Karma ist doch sowas wie jüngstes Gericht) ist glaube ich im Dialog weniger Hilfreich, da es den Fokus weg von der "Moral der Geschichte" auf die Geschichte legt, und da kann man sich eben bei widersprüchlichen Glaubenssystemen nicht einigen, es sei denn man legt sein Glaubenssystem ab.


    Spannenderweise korrespondiert ja auch der interreligiöse Dialog zum intrareligiösen Dialog, also zur "Ökumene". Auch hier ists ja nicht einfach unter Buddhisten alleine.



    Und nun zu einer eigentlichen Frage die sich mir hier stellt: Welches Ziel hätte denn ein interreligiöser Dialog, sodass man ihn als erfolgreich, oder als gescheitert (siehe Betreff dieses Fadens) bezeichnen könnte? Ich glaube für mich ist der Interreligiöser Dialog eigentlich viel mehr erst einmal ein Dialog unter Personen verschiedener Religionen bzw. verschiedener säkularisierter Weltbilder in religiöser Tradition). Und auf dieser Ebene gibt es zahlreiche Erfolge


    • Interreligiöse Ehen
    • interreligiöse Freunschaften
    • interreligiöse Veranstaltungen, Andachten, etc.

    Da wir hier im interreligiösen Dialogs-Faden sind, sei hier mal ein Bibelwort referenziert: "Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, danach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen". Die Diskriminierung der Frau im Buddhismus ist ziemlich groß, darum könnte man sich auch mal kümmern.


    Darüberhinaus empfinde ich dein Anbringen von Anekdoten als sehr negativ-selektiv. Ich habe in eine muslimische Familie eingeheiratet und du vermittelst hier definitiv kein repräsentatives Bild von muslimischem Leben in Deutschland. Sicher, nicht alle sind integriert, nicht überall ist die Gleichbehandlung angekommen, aber gleichzeitig gibt es auch wahnsinnig viel Integration und Fortschritt.