Beiträge von Helgo im Thema „Scheitern des Dialogs“

    Ich selbst bin in eine (damals aktuell (9/11) gegründete) Gruppe für interreligiösen Dialog gegangen - mit (wahrscheinlich überdurchschnittlicher) Bildung in meiner Mutterreligion ev.Chr. , vor allem aber als Neuling & Neugieriger im Buddhismus, vor allem als überzeugter Sympathisant der Richtung um Thich Nhat Hanh.

    Das war am Anfang eine auch spirituell interessante Gruppe, ich lernte Leute aus lokalen Islamgruppen kennen - und die Diversität die auch der Islam enthält - Baha'I, Zen-Leute, ev & kath Leute, und sogar jemand aus so etwas wie "Bibelpartei" (weiß den Namen nicht mehr genau); man praktizierte die verschiedenen religiösen Rituale - und man hatte persönlichen Kontakt zu Leuten, die man dann außerhalb der Gruppentreffen intensiver über ihre Religion, über ihre Motivation usw. "aus"fragen konnte.


    Das entsprach durchaus den beiden Teilen des Anliegens: Verständnis & Kenntnis im privaten, und dann auch im öffentlichen Raum zu erweitern.


    Für mich verlor das an Bedeutung, je mehr sich das institutionalisierte; der *spirituelle* Austausch verlor sich bald (nach meinem Eindruck) wie ein schöner Morgennebel sich am Vormittag verliert... Wenn ich dann recherchierte, wie das woanders läuft -vielleicht besser- hatte sich bereits eine Interpretation herausgebildet, die mein Interesse an dieser örtlichen Gruppe völlig abkühlte: "Interreligiöser Dialog: Dalai Lama trifft Papst", "Interreligiöser Dialog: Landesbischof richtet Glückwünsche an ... aus": keinerlei Reflexionen des Dialogs auf individueller oder wenigstens lokaler Ebene, sondern eigentlich nur noch über die Leitungsebenen der religiösen Organisationen.

    Passend dazu die Selbst-Umwandlung der Gruppe in eine Ortsgruppe der "Religions For Peace" Organisation, und -wenn ich mal wieder zu einem Gruppentreffen kam, um die Freunde zu sehen- lange Berichte von den Regional- oder Bundestreffen der Organisation und die Leitstatements der Vorsitzenden ... In Wikipedia fand man schon sehr früh die Fokussierung des Interreligiösen Dialogs auf die Gremien- und Repräsentantenkontakte, -statements etc.


    Ich habe mich dann aus diesem groß werden wollendem, aber klein gebliebenen, subkulturellen Gewebe herausgezogen.


    Ein kurzer, aber netter Impuls war dann noch eine kleine Initiative eines Mitglieds aus der "Arche" (wenn ich nicht irre) der ein paar mal "interreligiöse Gebete unterm offenen Himmel" organisierte - eine super Idee fand ich, besonders unter der Phantasie des Lebens nach der Zerstörung (s)eines Heimatlandes, z.B. durch kriegerische oder durch geologische Einwirkungen... wenn man nichts hat außer direkter Improvisation, mittellos... Ich erinnere mich da gerne an die Anfänge der abrahamitischen Religion, als man -maximal!- behauene Steine zum Altar für (s)einen Gott nehmen durfte.


    Eine gute Praxis, um das Abrutschen (oder besser: "Aufsteigen") in das bürokratische, Anführerzentrierte Erstarren zu vermeiden, ist mir, über die kleine individuelle Achtsamkeit, Einfühlsamkeit und Aktivität hinaus, noch nicht klar.

    Gibt sicher noch mehr zu sagen, aber ich laß' es jetzt mal dabei...