Beiträge von mukti im Thema „Der Karmapa, Missbrauchsvorwürfe, eine Initiativen von Karma Kagyüs“

    Danke für das Geschenk der Erinnerung an diese Pātimokkha Regeln. Es ist sehr wichtig dass man auf dem Weg zur Wahrheit lernt zwischen richtig und falsch, echt und unecht zu unterscheiden finde ich, wenn es auch nicht schaden kann beim Aufzeigen des Unechten mit Feingefühl vorzugehen.


    Im Übrigen - wenn auch nicht immer alle einer Meinung sind, so wird doch kaum jemand deinen Beiträgen absprechen, dass sie Niveau haben. Ihr endgültiges Ausbleiben wäre ein Verlust für das Forum, der genannte Grund dafür wäre für mich allerdings nachvollziehbar.

    Nachdem ich in diesen Thread ein wenig hineingelesen habe möchte ich mich nur kurz und allgemein zu der Problematik äußern. Ich hoffe es ist nicht völlig offtopic, denn ich hatte nur wenige Begegnungen mit dem tibetischen Buddhismus. Man mag mir nachsehen dass ich trotzdem zu gewissen allgemeinen Grundsätzen was sagen möchte, weil ich früher nach einer Richtung des Vedanta praktiziert habe wo es ebenfalls eine enge Guru-Bindung gibt. Da ist es auch zu Missbrauch gekommen und mein Eindruck ist, dass der Grundsatz einen Lehrer als vollkommen zu betrachten, dem Missbrauch Tür und Tor öffnet. Selber war ich nicht betroffen aber die Berichte und Begegnungen mit Opfern haben bewirkt dass ich seitdem um Traditionen jedweder Art, in der völlige Hingabe an einen Meister gefordert wird, einen weiten Bogen mache.


    Unmündigkeit, ich nenne es lieber Verführbarkeit, ist eine menschliche Eigenschaft. Bis auf wenige Ausnahmen sind wir doch alle von Gier, Hass und Verblendung verführt. Menschen die ihre Position ausnutzen um andere zu verführen sind demnach selber Opfer der Geistestrübungen.

    Ich weiß nicht wie weit Immanuel Kant seine Geistestrübungen auflösen konnte, aber dass der Wahlspruch der Aufklärung, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, wenig gefruchtet hat ist eine traurige Tatsache die sich unter anderem in zwei Weltkriegen gezeigt hat. Wie kann das geschehen, wieso lassen sich die Massen von Autokraten zu den widerwärtigsten Handlungen hinreißen? Das geschieht weil der Mensch unvollkommen und verblendet ist und daher der Führung bedarf. Ein Buddha, der "Führer der Götter und Menschen" kommt nur selten in diese Welt, in der gewöhnlich der Blinde den Blinden führt.


    Grundsätze der Vernunft und Moral werden in der Welt tagtäglich millionenfach mit Füßen getreten und Schuld daran sind die Triebe, die Macht der Verblendung, Mara oder Maya. Das sagt mir der Verstand aber nach vielen Jahren steigt immer noch Groll in mir auf wenn ich an den Missbrauch in der spirituellen Gemeinschaft denke, der ich mich vor 35 Jahren zugehörig fühlte. Immer wenn ich von solchen Verirrungen höre bedarf es einer Besinnung und Anstrengung um das nüchtern zu sehen, so wie es in Wirklichkeit ist, um keinen Hass aufkommen zu lassen. Neben der Aufforderung sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, ist ja "Mitgefühl mit allen Wesen" ein Wahlspruch des Buddhismus.

    Selbständig zu denken, "bei sich selber Zuflucht finden mit der Lehre als Zuflucht" bedeutet mithin aus den Erfahrungen zu lernen. Es gibt viel zu lernen um die Trübungen oder Kilesa in sich selber zu beseitigen, es gibt viele Fallen auf diesem Weg und nur wenige Menschen können ihn zu Ende gehen. Ich weiß nicht sicher wie ich selber handeln würde wenn ich in der Position einer Autorität wäre.

    Jedenfalls bin ich bei Autoritäten aller Art sehr vorsichtig geworden und bin nie wieder eine zu enge Bindung eingegangen. Etwa einer Aufforderung dem Lehrer wie dem Buddha selber zu begegnen komme ich nicht nach. Auch in der hiesigen Geschichte hat es zu viel Unheil geführt, einen Priester oder Papst als Stellvertreter von Jesus oder Gott zu betrachten. So etwas würde ich niemandem empfehlen. Vielleicht ist das für einige ein heilsamer Weg aber falls es ein kürzerer Weg ist, dann ist es doch ein gefährlicher.