Beiträge von Sudhana im Thema „Wie könnte ein westlicher Buddha aussehen?“

    Warum erleben dann andere Wege (Yoga, MBSR, Esoterik) eine Blüte, die zwar in gewissem Umfang auch Erleichterung verschaffen, aber nicht so wieder Buddhismus echte Befreiung? Weil die es besser machen!

    Bei dieser Schlußfolgerung möchte ich dann doch gelinde Zweifel anmelden. Dass da etwas "besser" gemacht wird, obwohl diese Wege keine "echte Befreiung" bieten, kann sich ja wohl nur auf die Vermarktung beziehen. Stellt sich die Frage, ob die Vermarktung / Propagierung tatsächlich das Problem ist.


    Was wir da erleben, diesen Mix aus mehr und weniger seriösen 'Lebenshilfe-Angeboten' mit spiritueller Anmutung, entspricht ziemlich gut dem, was in den asiatischen Ländern mit ihrer langen Inkulturationsgeschichte die dortigen 'buddhistischen' Volksreligionen sind. Da wurden und werden nicht nur ältere religiöse Substrate transformiert und integriert (etwa der Kult der Nats in Myanmar oder Bön in Tibet); es wird auch mit Ideen nichtbuddhistischer Herkunft (etwa daoistischer und konfuzianischer im chinesisch geprägten Kulturkreis) recht unbekümmert Eklektizismus getrieben. Der Wellness-Buddhismus ist die buddhistische Volksreligion des Westens - das ist unsere 'buddhistische Folklore'.


    Mit "besser machen" hat deren vergleichsweiser Erfolg jedoch nichts zu tun, sondern mit unterschiedlichen Ansprüchen - nach denen richten sich die Angebote. An der Befreiung, wie sie Buddha lehrte, an dieser Art "Folklore", war immer nur eine Minderheit ernsthaft interessiert. Daran lässt sich auch mit 'zeitgemäßen' Marketing-Methoden nichts ändern.

    Hat Buddha es eigentlich nicht abgelehnt Abbilder von ihm zu verbreiten?

    Habe ich irgendwo Mal gehört.

    Ich glaube, Du verwechselst Buddha mit Mohammed ;). Richtig ist, dass es in den ersten Jahrhunderten des Buddhismus keine Darstellungen gab und die ersten Darstellungen nur symbolisch waren (etwa ein Fußabdruck). Hat aber mit einem Bilderverbot nichts zu tun.

    Ich denke, der hier wiederholt bemühte Begriff "Symbolik" greift deutlich zu kurz. Was wir insbesondere in der buddhistischen Kunst Zentral- und Ostasiens (weniger ausgeprägt in Süd- und Südostasien) vorfinden, ist eine hochkomplexe ikonographische Bildersprache. Die Frage ist nun also, in welcher Form eine Inkulturation bildlicher und plastischer Darstellungen buddhistischer Thematik möglich (und vielleicht sogar sinnvoll) wäre. Wobei 'Inkulturation' im Gegensatz zum derzeit eher üblichen Import eine Anpassung an die Muster der aufnehmenden Kultur bedeutet.


    Die Reduktion der traditionellen Bildersprache auf einige wenige, möglichst allgemeinverständliche Symbole ist de facto eine weitgehende Vergröberung und Simplifizierung. Die Ikonographie speziell des Mahāyāna ist trotz lokaler Varianten bemerkenswert kulturübergreifend und bedarf keiner Übersetzung (wenn auch des Erlernens). Ob die dargestellten Personen nun entsprechend lokalen Traditionen wie Tibeter, Chinesen, Koreaner, Japaner oder wie Herr und Frau Meier von nebenan aussehen, ist dabei belanglos. Gibt manjedoch das ikonographische Zeichensystem auf, verstummt die Darstellung. Das sehe ich nicht als buddhistische Kunst, sondern bestenfalls als Kunsthandwerk. Wenn nicht Schlimmeres ...