Wie könnte ein westlicher Buddha aussehen?

  • Ich habe darauf verwiesen, dass die Grundfragestellung der Symbolik und deren Übertragung in unserer europäischen Kutluren durchaus interessant ist. Weiter habe ich darauf verwiesen, dass hier lediglich mit einer Reduktion gearbeitet wird, aber sich nicht mit dem Symbolen die unbedingt weg sollen auseinander gesetzt wird.

    Ich bestreite gar nicht, dass die Symbolik interessant ist. Bin aber für mich zur Überzeugung gelangt, dass mein Buddhismus viele dieser Symbole nicht bedarf. Um nur ein Beispiel zu nennen: Erdberührungsgeste – ist erklärungsbedürftig, erschließt sich einem Wester nicht ohne weiteres. Das darf jeder für sich gern anders sehen.


    Dass ich/wir uns mit der Symbolik nicht auseinadergesetzt hätten, ist reine Unterstellung. Das weißt Du doch gar nicht. Tatsächlich habe ich mich sehr intensiv mit buddhistischer Ikonografie auseinandergesetzt. Diese Art Vorwurf hört man als sB immer wieder: "Ihr habt Euch nur nicht wirklich mit der Materie/mit dem Dharma auseinandergesetzt – oder wahlweise – ihr versteht das Dharma nicht." Und dann: "Ihr könnt nicht etwas verwerfen, womit Ihr Euch nicht ausreichend beschäftigt habt/was ihr nicht versteht." Da irrt man gewaltig.



    Begründet wird die Reduktion damit, dass man sich vom "überweltlichen Buddha" wie er im "nicht westlichen Buddhismus" gezeigt wird, distanzieren will. Der Fakt, dass die Auslegung der Symbolik Traditions- und Kulturspezifisch ist wird dabei übergangen

    Die Begründung ist doch vollkommen nachvollziehbar. Was hat denn ein naturalistischer Buddhismus mit einem überweltlichen, transzendenten Buddha zu schaffen. Das überlassen wir gern anderen. Und die Begründung übergeht gerade nicht die Tatsache, dass die Symbolik Traditions- und Kulturspezifisch ist. Geradse deshalb machen wir uns ja Gedanken über eine eigene westliche bud. Ästhetik. Weil jede Kultur immer ihre eigene Ästhetik hervorbringt und wir nicht einfach Kulturfremdes importieren wollen. Weil es ohnehin nicht verstanden wird.



    Auch hat Void ja sehr schön darauf hingewiesen, dass Symbolik von Buddha durchaus durch "den Westen" schon beeinflusst wurde

    Was soll der HInweis denn bedeuten? Da ist eh schon antike griechische Kultur drin, das wird jetzt ja wohl reichen?



    Es wird eine Innere Haltung gezeigt. Und die drei geschaffenen Figuren von euch sind nun einfach andere Symbole für das was es schon gibt. Es gibt ein Symbol für das Alter und was damit so einhergeht. Symbole für die Vertiefung / Meditation. Eine gekrümmte und eine Aufrechte Haltung - Symbole für die verschiedensten DInge.

    Die aber kulturspezifisch, eben asiatisch, vorliegen. Was spricht dagegen, diese Symbolik (Alter, Vertiefung etc.) neu, westlich-zeitgemäß, zu deuten?

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Wahrscheinlich läuft es in liberalen, westlichen Gesellschaften/Kulturen darauf hinaus - es ist Geschmacksfrage.

    Was willst Du damit sagen? Asiatische Gesellschaften/Kulturen sind viel tiefer und nicht so schrecklich Oberflächlich wie westliche Gesellschaften? So eine qualitative Einordung ist ziemlich daneben. Würde man das anders herum behaupten, hätte man sich sogleich den Vorwurf des Imperialismus/Rassismus eingehandelt.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Die aber kulturspezifisch, eben asiatisch, vorliegen. Was spricht dagegen, diese Symbolik (Alter, Vertiefung etc.) neu, westlich-zeitgemäß, zu deuten?

    Da spricht dagegen, dass die Buddhisten die sich in den Buddha des Östlichen verfangen haben, erkennen müssen, das sie im Herzen keine Buddhisten dieser Art sind. Eben, weil sie die Symbolik des Westens verinnerlicht haben, lange bevor sie intellektuell denken konnten und nun gegen jede Form des Zersetzens ihres darauf aufgesetzten Glaubens, angehen.

    Es ist das nicht erkennen wollen das sie niemals Buddhisten im Sinn eines östlichen Buddhas werden können.

    "Stell dich auf ellenhohe Socken,

    setz dir Perücken auf mit Myriaden Locken,

    du bleibst doch immer was du bist."

  • Wahrscheinlich läuft es in liberalen, westlichen Gesellschaften/Kulturen darauf hinaus - es ist Geschmacksfrage.

    Was willst Du damit sagen? Asiatische Gesellschaften/Kulturen sind viel tiefer und nicht so schrecklich Oberflächlich wie westliche Gesellschaften? So eine qualitative Einordung ist ziemlich daneben. Würde man das anders herum behaupten, hätte man sich sogleich den Vorwurf des Imperialismus/Rassismus eingehandelt.

    Was hast du denn verstanden?

    Wenn sich einer einen Buddhakopf aus dem Baumarkt oder vom Weihnachtsmarkt in sein Wohnzimmer stellt, dann ist das eine Geschmacksfrage und evtl. auch eine Stilfrage, je nachdem wie wertvoll oder gehaltvoll das Ding ist. Klinsmann hatte ja auch so Buddhas in dem Wellnesscenter des FCBayern aufstellen lassen. Das war auch eine Geschmacksfrage.


    Wenn sich mein japanischer Freund - der es als imperialistisch und auch rassistisch ansieht, wenn er pauschal als "Asiate" bezeichnet wird - wenn der sich einen Buddha zu seinem Hausaltar stellt, dann ist das ein religiöses Symbol, denn es verweist auf seinen tiefen Bezug zum Buddhismus.


    In Sri Lanka und Thailand wird Respekt gefordert, wenn es um religiöse Symbole und also Buddha-Darstellungen geht. Auch wir haben noch in einer bayrischen Gesetzes-Ecke einen Blasphemie-Paragraphen, der noch nicht gestrichen wurde. Und wie vielleicht noch einige es erinnern, das Kreuz ist in Bayern "heilig" und sollte überall in öffentlichen Räumen hängen, damit jeder weiß, dass es hier eine christliche Kultur gibt mit christlichen Symbolen.

    Und wenn ich mich mit dem Symbol identifiziere, dann ist es auch in einer liberalen Gesellschaft keine Geschmacksfrage, sondern ein öffentliches Bekenntnis.

    :zen:

  • Um nur ein Beispiel zu nennen: Erdberührungsgeste – ist erklärungsbedürftig, erschließt sich einem Wester nicht ohne weiteres.

    Da stimme ich dir zu. Daher wäre interessant, ob es ein vergleichbares Symbol in der deutschsprachigen Kultur gibt. Und weiter natürlich welchen Zweck diese Geste erfüllt / erfüllen kann. Davon aber ist im Artikel rein gar nichts zu lesen.

    Dass ich/wir uns mit der Symbolik nicht auseinadergesetzt hätten, ist reine Unterstellung.

    Im vorgestellten Artikel lässt sich davon leider nichts finden. Eine andere Grundlage als diesen habe ich nicht und entsprechend richtet sich meine Kritik gegen das was dort geschrieben steht und dem was ich bisher von dir zu deinem persönlichen westlichen Buddhismus gelesen habe, sowie auf Basis der Artikel die ich bisher gelesen habe und der Eindruck der davon bleibt.

    Bin aber für mich zur Überzeugung gelangt, dass mein Buddhismus viele dieser Symbole nicht bedarf.

    Im Artikel wird von "dem westlichen Buddhismus" gesprochen, hier nun von "deinem". Das ist, finde ich schon ein massiver Unterschied. Und genau hier liegt eben der Knackpunkt. Der Artikel ist sehr allgemein geschrieben und er wird vertreten, als wäre genau das reduzierte das westliche. Aber das ist es nicht. Es ist ein Vorschlag und dieser ist nichtmal wirklich neu wie hier schon andere im Thread aufgezeigt haben. Daher ist die Darstellung das ist das westliche halt nicht richtig und wird der Vielfalt nicht gerecht. Das ist ein Muster das mir in mehreren Artikeln schon aufgefallen ist. Zwar wird immer wieder von Vielfalt und Respekt gesprochen, aber die Wortwahl und der Umgang damit scheint mir von Marketing-Sätzen durchsetzt und ist häufig nicht respektvoll. So ist beispielsweiße "überladen von Symbolen" doch sehr wertend. Etwas das überladen ist, ist etwas negatives. Von diesem negativen das "nicht im Westen" ist, wird sich abgegrenzt. Diese Art der Wortwahl ist immer wieder zu finden in verschiedenen Artikeln.

    _()_

  • Wenn die Symbolik anderer Kulturen einem selbst nichts sagen oder sie nicht verständlich sind, dann hat das mit den kulturellen Unterschieden zu tun und da Symbolik auch Sprache ist, ist das nicht verwunderlich.

    Die andere Frage nun, wie der Buddhismus und die Darstellung seiner Ausdrucksformen von dort nach hier transformiert werden, ist eine Sache der kulturellen Angleichung und der Integration. Es kann möglich sein, dass es eine gemeinsame universale Sprache geben wird, indem die Symbolik übernommen wird oder angeglichen wird. So wie es universelle Werte gibt, gibt es auch universelle Symbole. Allerdings liegen diese Prozesse nicht in der Macht des Einzelnen, sondern sie bilden sich evolutionär heraus - der Einzelne kann das dann annehmen oder ablehnen. Es kann aber auch sein, dass das Fremde auch als Eigenes bestimmt wird, wie das ja in der Sprache auch der Fall ist und vielen nicht bewusst ist, woher alle diese Wörter aus welchen kulturellen Ecken so gekommen sind.

    Ich habe mich bei meiner Entscheidung für die Zen-Praxis natürlich auch von äußeren Formen beeinflussen lassen - diese reduzierte Form auf das vermeintlich Wesentliche war sogar für mich entscheidend. Aber es war mir völlig egal, ob das westlich, säkular oder sonst was war. Das sind Etiketten, die mir nicht wichtig sind. Und selbst das Etikett Zen ist inzwischen völlig verblasst.

    :zen:

  • Ist denn der Wunsch "anzueignen" etwas positives? Ist es gut, wenn Jesus als blonder Knabe mit lockigem Haar in der Wiege liegt oder wäre es besser er bliebe ein Stück weit fremd? Jemand der eher den syrischen Flüchtlingen ähndelt statt dem durchschnittlichen Mitteleuropäer?


    Die Japaner haben ja bei Bodhidharma nie vergessen, dass er aus dem Westen kam und so ein haariger Barbar war - ein Inbild der Sperrigkeit und Fremdheit mit der die Hauslosgkeit unsere Heimeligkeit radikal in Frage stellt.


    Ist es also erstrebenswert ist, die Fremdheit zu erhalten? "Entfremdung" klingt ja erstmal nach etwas unangenehm aber das Gegenteil von "Ich und mein" - dem Angeeigneten - ist ja gerade das Fremde, das Nicht-Ich. Von daher ist ja eben das Bilderverbot im Judentum oder im frühen Buddhismus gerade etwas, das so eine Aneignung verhindern soll.


    Von daher geht es vielleicht nicht wirklich um den Unterschied zwischen Ist und West sondern um eine Angleichung und Aneignung in der Buddha zum "Menschen wie ich und du" gemacht wird?


  • Deine Überlegungen sind absolut richtig. Diese Aneignung ist in Asien genauso geschehen. Mit dem "historischen Buddha" gehen wir hinter diese Aneignung zurück und überlegen, wie dieser Mensch tatsächlich ausgesehen haben könnte.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Ich denke, der hier wiederholt bemühte Begriff "Symbolik" greift deutlich zu kurz. Was wir insbesondere in der buddhistischen Kunst Zentral- und Ostasiens (weniger ausgeprägt in Süd- und Südostasien) vorfinden, ist eine hochkomplexe ikonographische Bildersprache. Die Frage ist nun also, in welcher Form eine Inkulturation bildlicher und plastischer Darstellungen buddhistischer Thematik möglich (und vielleicht sogar sinnvoll) wäre. Wobei 'Inkulturation' im Gegensatz zum derzeit eher üblichen Import eine Anpassung an die Muster der aufnehmenden Kultur bedeutet.


    Die Reduktion der traditionellen Bildersprache auf einige wenige, möglichst allgemeinverständliche Symbole ist de facto eine weitgehende Vergröberung und Simplifizierung. Die Ikonographie speziell des Mahāyāna ist trotz lokaler Varianten bemerkenswert kulturübergreifend und bedarf keiner Übersetzung (wenn auch des Erlernens). Ob die dargestellten Personen nun entsprechend lokalen Traditionen wie Tibeter, Chinesen, Koreaner, Japaner oder wie Herr und Frau Meier von nebenan aussehen, ist dabei belanglos. Gibt manjedoch das ikonographische Zeichensystem auf, verstummt die Darstellung. Das sehe ich nicht als buddhistische Kunst, sondern bestenfalls als Kunsthandwerk. Wenn nicht Schlimmeres ...

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Was mir beim Nachsehen auf der U\W Homepage aufgefallen ist:

    Hier werden die eingangs geposteten Buddhafiguren auf dem Marktplatz zum Verkauf angeboten und kategorisiert in

    Demnach bilden diese 3 Figuren das Ergebnis einer jeweils eigenen Projekt-Fragestellung ab.

    Das wurde hier im thread nie erwähnt.

    Wenn ich zB diesen abstrakten Buddha unter dem Aspekt "Buddha der Zukunft" kritisch betrachte ist das etwas anderes als wenn ich es nur unter dem Aspekt "Wie könnte ein westlicher Buddha aussehen" betrachte.


    Warum wurde das hier nicht erwähnt? Das ist doch wichtig zu wissen.

  • Das wird im eingangs verlinkten Interview mit der Künstlerin erörtert. Aber danke nochmal für den Hinweis: Drei Antworten auf eine Frage: Wie könnte…

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Quote from Hendrik

    Das wird im eingangs verlinkten Interview mit der Künstlerin erörtert.

    Stimmt, jetzt habe ich es dort auch gelesen.


    Allerdings ist das hier im thread völligst untergegangen. Die Fragestellung fokusierte von Beginn an nur auf "westlicher Buddha", die verschiedenen Bedeutungen der drei Figuren wurde nie thematisiert. Die Aufmerksamkeit des Lesers wird sowohl hier im thread als auch im Artikel der U\W durch die jeweilige Titelwahl auf "westlicher Buddha" gelenkt.

    Unglücklich wie ich meine denn diese Unterscheidung finde ich sehr wichtig bei der kritischen Betrachtung.


    Auf die Bezeichnung "westlich" könnte man meiner Meinung nach besser komplett verzichten und statt dessen "moderne" Buddha-Darstellung o.ä. verwenden wie es ja auch im Verlauf des Artikels tw getan wird. "Wie würdet ihr den Buddha der Zukunft, der Vergangenheit..etc. auf moderne, zeitgenössische Weise gestalten?". Es wird sich dann schon zeigen ob sich in der Gestaltung Unterschiede zu den bekannten Darstellungsformen buddhistischer Kulturen finden lassen.

  • Solche Darstellungen ändern sich eh im Laufe der Jahrhunderte und mit dem Kontakt zu neuen Kulturkreisen, da sich immer wieder das Verständnis der Lehre neu und anders erschließt, sodass manche Attribute in den Vordergrund treten und andere wiederum an Bedeutung verlieren. Da muss man sich nicht künstlich bemühen. Das, was für die Menschen Ausdruckskraft besitzt, wird einen Platz in der jeweiligen Kultur finden. Dabei finde ich die sogenannte "kulturelle Aneignung" auch nicht sonderlich problematisch. Unsere jetzige Kultur ist voller Aneignungen aus anderen Kulturen, die ihrerseits wiederum sich Ausdrucksformen ihrer jeweiligen Einflusssphären angeeignet haben und so fort bis zum Anfang der Geschichte. Wie viele Aspekte unserer Kultur sind beispielsweise durch das römischen Reich geprägt, das sich seinerseits sehr intensiv auf die griechische Kultur bezogen hat? Eine Kultur ohne Aneignungen ist wie ein zu kleiner Genpool ohne Kontakt zur Außenwelt: inzestuöse Selbstbezüglichkeit führt zu Verarmung. Daher finde ich es auch gut, traditionelle Buddhafiguren in der eigenen Praxis zu verwenden, und sich von Sichtweisen und Praktiken anderer Kulturräume inspirieren zu lassen. Das erweitert meinen Horizont und ermöglicht mir einen "fremden", neuen Blick auf mein eigenes Menschsein und meine Kultur aus vielen verschiedenen Perspektiven. Ich brauche daher keinen "westlichen" oder "zukünftigen" oder "vergangenen" Buddha und auch keinen "westlichen" oder "zeitgemäßen" Zugang zum Buddhismus. Vergangenheit und Zukunft sind im Menschen wie in der Kultur ständig sich in Veränderung befindliche Erzählungen, die immer wieder in der Gegenwart verhandelt und neu bewertet werden. Mir erschließen sich die ikonografischen Elemente der traditionellen Buddhadarstellungen durch Kenntnis ihres jeweiligen Kontextes. Und je mehr die buddhistische Lehre zur Praxis wird, desto wirksamer werden diese Darstellungen auch abseits des rein intellektuellen Verstehens. Und was wirkt, wird automatisch Teil meiner Wirklichkeit.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Da muss man sich nicht künstlich bemühen. Das, was für die Menschen Ausdruckskraft besitzt, wird einen Platz in der jeweiligen Kultur finden.

    Eben. „Man bemüht sich nicht künstlich“, sondern „man“ ist kreativer Teil des Enkulturationsprozesses bei der Rezeption von Religion, die die Elemente aufgreift, die für die Menschen heute und im Westen wichtig sind: Ruhe, Kraft, Resilienz, Authentizität, Entwicklungsmöglichkeiten - abseits von Folklore.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • die die Elemente aufgreift, die für die Menschen heute und im Westen wichtig sind: Ruhe, Kraft, Resilienz, Authentizität, Entwicklungsmöglichkeiten - abseits von Folklore.

    Diese Wichtigkeiten mögen für Dich gelten. Woher weißt Du aber, was "den Menschen heute" wichtig ist? Manchen mag die traditionell verbürgte Form einer Praxis wichtig sein, anderen mag vielleicht das exotische Element der "Folklore" einen ersten heilsamen Zugang zur Lehre des Buddha ermöglichen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Diese Wichtigkeiten mögen für Dich gelten. Woher weißt Du aber, was "den Menschen heute" wichtig ist?

    Es gibt Studien, die diese Frage sehr genau beantworten. Es sind somit nicht meine „Wichtigkeiten“. Das kommt Dir in Deiner Blase wohl nur so vor.


    Die bud. Community sollte doch endlich aufhören, Nabelschau zu betreiben und stattdessen zu den Nöten der Menschen heute, jetzt und hier praktikable Antworten geben, statt Folklore zu feiern.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Hat schon mal jemand gesehen, dass dieses "Folklore feiern" genau das ist, was Gemeinschaft schafft. Das der Islam sowas nicht kennt ist eine Verblendung, das ist die einzige Religion die Schrift selbst zu etwas Göttlichem macht. Und in einer Synagoge gibt es das auch, die Heilige Torarolle, das heilige Buch.


    Nun stellt euch mal vor, das würde ein Ungläubiger, und das ist ein westlicher Buddhist der Buddhas erschafft, die von religiösen Symbolen befreit sind, würde an der Heiligen Schrift oder Heiligen Buch Verehrungen im Islam oder Judentum was "entheiligendes" machen wollen. Braucht man sich nicht vorstellen, haben die Atheisten und Missionare versucht und sind blutig gescheitert.


    Das macht die sogenannten "Aufklärung" so ekelhaft, glaubt sie doch, dass einzig glücklich machende ist der Atheismus, das zurück zur Natur der Dinge. Hab ich gemacht, den Weg habe ich hier im Forum sehr genau beschrieben, hin zur Natur der Dinge. Aber was hat es bewirkt? Es gibt ein Reich des Amitabha, es gibt einen Brahmahimmel, es gibt ein Paradies, es gibt das Nibbana und alles ist erreichbar.


    Sehr gut für mich, doch in dieser scheiß Welt der angeblichen Aufklärung kann ich das nicht leben, ohne als irgendwie bescheuert zu gelten, das Gleiche gilt übrigens auch für mich, der sich öffentlich auf die Natur der Dinge bezieht, die doch angeblich das einzig Wahre ist, Atheismus.


    In diesem Forum sollte man sich mal entscheiden, ob es für Buddhismus ist, mit aller seiner "Folklore" oder für den Atheismus, der sich ganz und gar auf die Lehre des Buddha bezieht, der den Buddhismus ermöglicht, aber nicht schaffen wollte.


    Das Erste würde bedeuten, dass man sich nicht eitel erhebt über die auch Glaubenden und sich nicht verachtend verhält gegenüber denen, die die Natur der Dinge mehr beachten als den Glauben.

    Denn Beide sind nicht ungläubig. Sie setzen als Menschen nur andere Prioritäten in dem, was sie gerade Jetzt erleben.


    Ursache/Wirkung ist nicht mehr alles nur eine Hälfte und sicher nicht der letzte Stand der Welt.


    PS Hendrik Nabelschau betreiben nur Atheisten, die glauben die Weisheit der Natur mit Löffeln gefressen zu haben und jeden Glauben an etwas, das die Natur des Menschen durchdringt, von dem Buddha so hervorragen berichtet, nur ein Grinsen übrig haben.

    Edited 7 times, last by Noreply ().

  • Die bud. Community sollte doch endlich aufhören, Nabelschau zu betreiben und stattdessen zu den Nöten der Menschen heute, jetzt und hier praktikable Antworten geben, statt Folklore zu feiern.

    Mir persönlich haben beispielsweise die Vorträge der Mönche des Waldklosters Muttodaya, die Bücher und Vorträge, die Studien und Kurse bei tibetischen Lamas, die Teishos oder Mondos unseres Zen-Meisters und auch die vielen langen Sesshins in unserem Kloster Ryumonji unschätzbar wertvolle Antworten gegeben. Wertvolleres und Praktikableres habe ich für mein Leben noch nirgendwo erfahren. Dafür kann ich nicht dankbar genug sein.


    Ich habe unseren Zen-Meister, der zugleich auch Abt des Klosters Ryumonji ist, einmal gefragt, warum wir die japanische Lebensweise kopieren müssen, um Zen zu praktizieren. Er hat geantwortet, dass die Form eines Zenklosters eine über Jahrhunderte gewachsene und ständig optimierte Struktur ist, die das Zusammenleben so gestaltet, dass es weitgehend reibungslos und harmonisch funktioniert und zugleich dem Ziel der möglichst perfekten Voraussetzungen für Meditation und Praxis am besten dient. Er meinte zudem, dass, wenn es eine bessere, zeitgenössische (westliche) Form in diesem Arrangement gäbe, diese natürlich auch übernommen würde und auch schon übernommen wird. Aber zunächst müsse man den Nutzen und die Funktion der tradierten Formen gründlich verstehen und durch die Praxis begreifen, um sie durch bessere zeitgenössische ersetzen zu können.


    Das ist das Problem an der vorschnellen und pauschalen Kritik tradierter Formen der buddhistischen Praxis: Ihre wirkliche Funktion muss zunächst verstanden und tief begriffen werden, bevor man sie gleichwertig ersetzen kann. Das ist weit weniger einfach, als es erscheinen mag. Je tiefer ich in Rituale oder Alltagsformen der Praxis der jeweiligen Traditionen eingetaucht bin, desto größeren Respekt hatte ich vor der höchst verfeinerten Intelligenz und der ungeheuren Effizienz, mit der sie Wege der Praxis ebnen, sodass mir im Laufe der Zeit Belustigung und Vorurteil vergangen und Beschämung an deren Stelle getreten ist. Es ist nicht damit getan, mal eben die traditionellen Wege wegzuwischen und neue zu erfinden, denn in den traditionellen Wegen sind Erfahrungen, Versuche, Experimente und Optimierungen unzähliger Menschen akkumuliert worden. Der Unterschied zwischen allmählichem Wachstum und Moden ist der, dass Moden glauben, das Vorangegangene hätte den Wert mit der aktuellen Aufmerksamkeit der Vielen verloren. Allmähliches Wachstum baut, verfeinert und optimiert über Jahrhunderte, ohne sich bei sich verändernder Windrichtung gleich einer Fahne im Wind zu drehen. Systeme wie Zen oder der Lamrim sind solche langsam wachsenden, verfeinerten und optimierten Strukturen. Folklore ist etwas anderes.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Die bud. Community sollte doch endlich aufhören, Nabelschau zu betreiben und stattdessen zu den Nöten der Menschen heute, jetzt und hier praktikable Antworten geben, statt Folklore zu feiern.

    Ich sehe nicht, warum sich beides nicht verbinden lassen soll, wobei die sich selbst feiernde "Nabelschau", künftig eher zu einer (durchaus kritischen) Selbstanalyse entwickelt werden könnte (und auch schon wird). Siehe kath. Kirche.....


    Das Festhalten an alten Traditionen, Bräuchen, Riten und Ritualen kennzeichnet ja auch die sogenannte "Volksfrömmigkeit", welche oft von "einfacheren" Menschen niedrigeren Bildungsniveaus praktiziert wird und diese werden mit dem Begriff "Folklore feiern" subtil abgewertet.

    Dabei wird vergessen, dass diese Rituale wichtige Funktionen für die psychische Gesundheit der Bevölkerung haben: Gerade (aber nicht nur!) "Unterprivilegierten" hilft es, Gemeinschaft zu erleben und eine Stütze in Kristenzeiten zu erfahren.

    Hat schon mal jemand gesehen, dass dieses "Folklore feiern" genau das ist, was Gemeinschaft schafft.


    Ja, definitiv.

    "Folklore" pauschal abzulehnen, heißt für mich - bildlich gesprochen -, den tropischen Regenwald in eine triste Palmöl-Plantage umzuwandeln: Effizient, aber letztlich eine Verarmung für alle....


    Es ist nicht damit getan, mal eben die traditionellen Wege wegzuwischen und neue zu erfinden, denn in den traditionellen Wegen sind Erfahrungen, Versuche, Experimente und Optimierungen unzähliger Menschen akkumuliert worden.

    Da stimme ich voll zu. Im "Hauruckverfahren" wird es nicht klappen....

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • ... welche oft von "einfacheren" Menschen niedrigeren Bildungsniveaus praktiziert wird und diese werden mit dem Begriff "Folklore feiern" subtil abgewertet.


    Für mich ist dies kein Zufall. Aus der Distanz betrachtet kommt es mir so vor, als ob der hier vorgestellte "westliche Buddhismus" besser bezeichnet wäre mit weißer-deutscher Bildungs-Bürger-Buddhismus. Mir ist nicht klar, wer hier in der Bubble sitzt. Mir kommt es aber so vor, als ob "der Westen" als homogene Masse betrachtet wird. Ich hatte dies hier schon im Kontext des Begriffes Säkularisierung geschrieben: nur weil wir alle in der gleichen Zeit leben, sind wir nicht alle gleich (modern, aufgeklärt usw.). Gleiches gilt für den Westen: der Begriff taugt vor allem als Himmelsrichtung. Aber als identitätsstiftende Kultur o. ä. taugt er mir kaum.


    Sollte ein "westlicher Buddha" (sic!) nicht passenderweise auf einem Stuhl sitzen? :?


    (Beitrag mag ggf. in Buddhismus kontrovers verschoben werden.)

  • Sollte ein "westlicher Buddha" (sic!) nicht passenderweise auf einem Stuhl sitzen?

    ... der Platz ist schon besetzt von Maitreya. Der "westliche Buddha" muss erst noch einer werden ... Wäre aber ein angemessen bescheidener Ansatz.

    Koryuji Image 4

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Der Buddhismus ist vor vielen Jahrhunderten in andere Länder gekommen, nach Sri Lanka vor Christus, nach China zur Zeitenwende, nach Japan im 6. Jahrhundert, nach Tibet im 7. Jahrhundert usw. Diese Zeiten waren von Weltanschauungen geprägt die sich als magisch, mystisch, religiös oder spirituell bezeichnen lassen und die damit verbundene Priesterschaft spielte eine bedeutende, kulturbestimmende Rolle. Ausgehend von den gebildeten spirituellen und politischen Eliten hat sich der Buddhismus allmählich in die bestehenden Kulturen eingefügt.


    Im antiken Westen hat der Buddhismus keinen derartig großen Einfluss erlangt. So wie er sich in bestehende östliche Kulturen eingefügt hat, hat sich schließlich das Christentum im Westen etabliert indem es Strukturen der bestehenden Kulturen übernommen hat, soweit das den führenden Missionaren nötig und sinnvoll erschien. Der Buddhismus ist hier erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts angekommen, als das Christentum bereits im Niedergang war und eine säkulare, pluralistische Gesellschaft entstanden ist. Demnach ist der westliche Buddhismus so vielfältig wie die westliche Gesellschaft.


    Gewissermaßen hat die Wissenschaft die einstige Priesterschaft ersetzt, aber ohne die politische Forderung einer allgemeinverbindlichen Weltanschauung. Ansichten und Praktiken die nicht dem Kenntnisstand der Wissenschaft entsprechen gibt es zuhauf, auch in den Kreisen von Wissenschaftlern und Politikern, wie den Glauben an einen Gott oder nur an "etwas höheres", ein Leben nach dem Tod, an Geistwesen, Astrologie oder magisches und esoterisches aller Art. Wenn man sich entsprechende Statistiken anschaut wird man vermutlich sehen dass Menschen die nichts anderes gelten lassen als den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zu einer Minderheit gehören.


    So wird der Buddhismus von einigen aufgenommen wie er in den jeweils buddhistisch geprägten Ländern überliefert ist, einige suchen nach dem Urbuddhismus, einige passen ihn an die Wissenschaft an, einigen geht es vorwiegend um das Studium oder um Meditation oder um Ethik, usw. So sieht der Buddhismus im Westen aus und wenn man sich Gedanken macht wie er sich weiter entwickeln könnte oder sollte, bevorzugt man natürlich die Entwicklung die man selber für die Beste hält. Aber welchen Einfluss man auf den Lauf der Dinge auch erlangen mag, alles was entstanden ist muss wieder vergehen, mit oder ohne Buddhismus.

  • Sollte ein "westlicher Buddha" (sic!) nicht passenderweise auf einem Stuhl sitzen?

    ... der Platz ist schon besetzt von Maitreya. Der "westliche Buddha" muss erst noch einer werden ... Wäre aber ein angemessen bescheidener Ansatz.

    Koryuji Image 4

    Genau. Auch Samantabhadra-Statuen haben ähnliche Beinhaltungen, nur halt gerne auf einem Elefanten sitzend.

  • Gewissermaßen hat die Wissenschaft die einstige Priesterschaft ersetzt,

    Wobei die Priesterschaft der Intellektuellen gerade auch im Niedergang begriffen ist.

    Das Festhalten an alten Traditionen, Bräuchen, Riten und Ritualen kennzeichnet ja auch die sogenannte "Volksfrömmigkeit", welche oft von "einfacheren" Menschen niedrigeren Bildungsniveaus praktiziert wird und diese werden mit dem Begriff "Folklore feiern" subtil abgewertet.

    Ich frage mich ja, ob der Buddhismus in seinen Anfängen nicht auch schon etwas Elitäres an sich hatte. Die ersten Jünger und Jüngerinnen gehörten doch wahrscheinlich auch nicht gerade zu den Unterprivilegierten der damaligen Gesellschaft, oder?

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Gewissermaßen hat die Wissenschaft die einstige Priesterschaft ersetzt,

    Wobei die Priesterschaft der Intellektuellen gerade auch im Niedergang begriffen ist.

    Das Festhalten an alten Traditionen, Bräuchen, Riten und Ritualen kennzeichnet ja auch die sogenannte "Volksfrömmigkeit", welche oft von "einfacheren" Menschen niedrigeren Bildungsniveaus praktiziert wird und diese werden mit dem Begriff "Folklore feiern" subtil abgewertet.

    Ich frage mich ja, ob der Buddhismus in seinen Anfängen nicht auch schon etwas Elitäres an sich hatte. Die ersten Jünger und Jüngerinnen gehörten doch wahrscheinlich auch nicht gerade zu den Unterprivilegierten der damaligen Gesellschaft, oder?

    Ich glaube eher, dass sie, nachdem der Buddha verstorben war, elitär wurde, so nach und nach. Die Klöster, die dann nicht mehr nur, Orte für Heilsgänger waren, wurden zu Organisationen von Ordinierten. Die Gemeinschaft bekam eine Hierarchie, die über und mit den Regeln herrschte, auch wenn sie der Lehre widersprachen. Wenn ein Abt da ist, gibt es nur Schein-Demokratie.

    Nach meiner Meinung hat sich nichts geändert die Heilsgänger waren immer mehr neben dem Orden. Das ist ein Vorgang der Religionsgründung schon weit vorher und bis heute.