Ich kann das so gut nachvollziehen. Auch ich fühle mich von der komplexen Vielfalt von "Angeboten" auf dem "Markt der Sinnangebote" gerade echt oft überfordert. Das ist sozusagen die Schattenseite der vielen Wahlmöglichkeiten in einer pluralen und individualisierten Gesellschaft. Eine religiöse Tradition ist heute in der Regel kein selbstverständlich gegebener Sozialisationsraum mehr für uns, sondern wir können zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen. Das hat möglicherweise zur Folge, dass Religion von einem selbstverständlichen Lebenszusammenhang zu einer "Ware" auf einem Markt werden kann.
Und dadurch entsteht auch leicht das Gefühl etwas zu verpassen, wenn ich mich für eine Richtung entscheide und damit die anderen Möglichkeiten verwerfe. Und ich habe auch manchmal das Gefühl, dass diese Entscheidung schwieriger wird je mehr Informationen ich über die verschiedenen Richtungen einhole. Gewissermaßen ist es wahrscheinlich auch eine Entscheidung mit einem Vertrauensvorschuss, dass man damit zu dem Ziel gelangt. Man kann die Entscheidung nicht komplett rational begründen und mit einem Entscheidungsschema treffen. Ich bin gerade auch an dem Punkt, dass ich mich über verschiedene Schulen/Richtungen des Buddhismus informiere und versuche herauszufinden, welcher ich folgen kann. Das ist wirklich eine schwierige Aufgabe finde ich.
Ich denke, man sollte sich von der Idee eines "entweder-oder" lösen. Manche Ideen ein und derselben Religion oder Tradition wird man ansprechend empfinden, andere nicht. So what? Man muss ja nicht das ganze Paket nehmen. Was wahr ist oder falsch ist, kann eh nicht entschieden werden. Man kann sich nur entscheiden, etwas zu glauben, etwas zu verwerfen oder neutral zu sein. Was einem selbst aber hilft oder nicht, das merkt man idR sehr bald. Geduld und Leichtigkeit sollten einen begleiten, wenn man sich über dieses oder jenes informiert, deshalb ist es uU ratsam traditionsunabhängige Übungen zu erlernen, um Geduld und Leichtigkeit zu kultivieren. Am schlechtesten ist es, aus einer Position mentalen Leidens heraus etwas Religiöses zu suchen, das dieses Leiden abstellt. Da wäre dann sicherlich Psychotherapie der geeignetere Ansatz.