Beiträge von void im Thema „Wie sah Buddha wohl die Gesellschaft damals/ Wie wäre es heute während der Pandemie/ Krise?“

    Ich denke, das Verschwinden der Religion in der Neuzeit hat vor allem damit zu tun, dass der Staat so funktionstüchtig wurde. Statt das man die Leute mit Moral mahnen und sie anbetteln müsste, gut zu handeln, gab es funktionstüchtige Organe ( Polizei, Gerichte, Demokratie ) die die Ordnung sachlicher aufrechterhalten konnten.


    Im Krisenfall fällt viel von den Funktionieren weg und man ist wieder beim Betteln und Mahnen und dem erhobenen Zeigefinger. In so einer Situation kann eine Gesellschaft sehen, inwieweit sie als Zivilreligion taugt und im Zweifelsfall genügend Kraft hat um die Menschen zu mobilisieren


    Das Ergebnis ist dir durchwachsen. Ich denke man könnte mit so einer medizinisch, sachlich, wissenschaftlichen Art, die das mündige Individuum anspricht durchaus einen großen Teil erfolgreich ansprechen.


    Aber ich denke mir dass es auch viele gab, die eher in einem verängstigten bis traumatisierten Zustand gelangten und denen neben den Zumutungen der Situation die Maßnahmen als kalt und technokratisch und so zusätzlich verängstigend erlebt wurden. Diese hatten vielleicht eine emotionalere Ansprache gebraucht hätten. Also Instanzen die positive Gefühle transportiert hätten : also Freundlichkeit, Gemeinschaftsgefühl, Zusammenhalt und ein "fürchtet euch nicht" . Aber weil in einer technologiesetzen und individualisierten Gesellschaft Gefühle als etwas Privates gelten, gibt es da die entsprechenden Instanzen nicht. Ich schätze in einer traditionelleren Gesellschaft hatten vielleicht religiöse Instanzen so eine Rolle übernehmen können.


    Ich nehme an, die Querdenker entstanden gerade aus so einen Defizit heraus und konnten dann gegen die "kalten Fakten" einen Geist von Nestwärme, Gefühligkeit und Gemeinschaft beschwören.


    Aber Buddhismus sollte doch dazu führen, dass man weniger "emotional bedürftig" ist und auch bei widrigen Umständen ruhig und heiter bleiben kann ohne dass einen jemand an der Hand nimmt und liebevoll tröstet.

    hi kristallklar


    Wenn ich deinen Text lese, dann kommt es mir so vor, als willst du vor allem deine Verletzung und Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit über die Pandemie und die Reaktion der Gesellschaft darauf ausdrücken.


    Einerseits leidest du sichtbar andererseits erscheint dir die Art und Weise wie Buddha wohl reagiert hätte - mit Geduld und Freundlichkeit ohne Hass und Bitterkeit - unangemessen


    So als rechtfertigt es der Mißstand zu leiden und zu verzweifeln.

    Das Virus bringt uns also in eine Situation, wo viele unsere Wünsche enttäuscht werden, wo gewohnte Verhaltensmuster ins Leere laufen und auf einmal nichts mehr ist was es war. Eine Situation wo einem sowohl Vergänglichkeit als eben auch Alter, Krankheit und Tod vergegenwärtigt werden. Jochen Weber von der Buddhastiftung geht sogar so weit, das Virus als buddhistischen Lehrer zu sehen:


    Das kleine Virus als großer buddhistischer Lehrer

    Allen Lebewesen, Dingen und Situationen ist gemeinsam, dass sie keinen dauerhaften Kern besitzen. Alles ändert sich ständig, die Dinge bleiben nicht wie sie waren. Der Buddha nannte diese simple Tatsache Anatta, sie ist mit dem Verstand theoretisch nachvollziehbar, dazu braucht man kein Buddhist zu sein.

    Wenn wir diese Tatsache jedoch nicht nur theoretisch, sondern allumfassend begreifen würden, hätte uns die Coronakrise mit ihren Folgen nicht überrascht und aus der Bahn geworfen. Eine Pandemie kann in einer globalisierten Welt immer ausbrechen und eine Krankheit kann von heute auf morgen jeden von uns treffen.

    Da wir entsprechend unserer evolutionären Entwicklung jedoch eher dazu neigen, angenehme Dinge im Lebn zu suchen und unangenehme zu vermeiden, sind wir jedes Mal aufs Neue überrascht, wenn wir mit unvermeidlichen Dingen, etwa einer potentiell tödlichen Viruserkrankung konfrontiert werden, die plötzlich und in einem unerwarteten Ausmaß unser Leben ändert. Wir fühlen uns dann bedroht.

    Diese Überraschung und das Leiden (dukkha) durch die unausweichlichen Tatsachen der menschlichen Existenz wie Alter, Krankheit, Tod oder Verluste materieller und immaterieller Art sind die grundlegenden Tatsachen der menschlichen Existenz. Als erste Aufgabe (Synonym “erste edle Wahrheit”) hat der Buddha deshalb formuliert, diese Tatsachen des Lebens als gegeben anzunehmen. In den weiteren drei Aufgaben wird dargelegt, wie es uns dies gelingen kann.