Beiträge von void im Thema „Können sich Psychotherapie und Buddhismus ergänzen?“

    Hendrik hatte auf SteFo geantwortet:


    Buddhismus ist nun mal zuallererst eine der Weltreligionen und schließt Karma und die Wiedergeburtslehre notwendigerweise mit ein.

    Noch einmal: Das ist eine falsche Aussage. Bemühen wir dazu die Religionswissenschaft: „…fundamentale Doktrin aller buddhistischen Schulen ist die Lehre vom Entstehen in Abhängigkeit: alles, was existiert, beruht auf Voraussetzungen und Bedingungen und ist daher nicht von selbst oder eigenständig entstanden, daher ist alles, was existiert, endlich und vergänglich…“ (Ursula Baatz) Und nicht etwa Karma und Wiedergeburtslehre.


    Wenn Du mit falschen Prämissen arbeitest, dann kannst Du nur zu falschen Ergebnissen kommen.

    Sinngemäß sagt er, dass im Zentrum des Buddhismus nicht so sehr Karma steht sondern Entstehen und Abhängigkeit. Und deswegen ist es eben so, dass es Kompatibilitäten zur Therapie geben kann . Auch Psychoanalyse schafft ja dadurch, dass bei Unbewusstes, Automatischen die Bedingungen aufgezeigt werden, einen Zugewinn an Handlungsfähigkeit.


    Und darauf antwortest dann du jo555555:

    jemand der gerade angefangen hat, sieht halt nur Karma und fürchtet den Tod. Die Form ist Karma. Weil Menschen keine Verantwortung für die karmischen Ereignisse tragen , die sie nicht selber zu verantworten haben, leiden sie. es benötigt einen "Lebensfunken" "Daseinsfunken" um einen Stein zu machen wenn man herausgefunden hat, wie man diesen Lebensfunken erzeugt hat ,der einen Stein gemacht hat, wird der Stein enden.

    Ich verstehe deine Antwort nicht ganz.


    Auch in der Therapie kann es ja darum gehen, statt blind Automatismen zu folgen und außeren und inneren Zwängen zu folgen - Muster aus der Kindheit zu folgen, frei zu werden und Verantwortung für die eigenen Taten zu übernehmen. Auch da können ja Fesseln sich plötzlich lösen und es tut sich neue Freiheit auf.

    Die Frage ist doch, die nach dem Überlapp zwischen A=Psychotherapie und B=Buddhismus, wo beide in eine gemeinsame Richtung gehen:



    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Und da kann man doch feststellen, dass es diesen Überlapp gibt. Bei beiden gibt es z.B das Reduzieren von Zu- und Abneigungen und eine Suche nach geistigem Frieden.


    Dies ist doch vollständig damit kompatibel, dass dieser Überlapp nur teilweise ist, und es z.B im Buddhismus auch anderes gibt, was sich nicht als Therapie sehen lässt - zum Beispiel gerade die religiöseren Konzepte. Und umgekehrt gibt es auch am der Therapie vieles was aus buddhistischer Sicht eher einer "Verbesserung des Egos" darstellt statt dessen Überwindung.


    Von daher sollte es dich darum gehen, diese drei Bereiche A, B und Überlapp besser zu verstehen.


    Und da verstehe ich nicht, was das Thema "rote Haare und Hexenverfolgung" dazu beiträgt. Soll es einen Bereich beleuchten, der so irrational/transrationale ist, dass er sich ganz weit in B befindet oder was ist da der Punkt,?

    Ich denke ein Punkt ist, dass die Idee von Therapie stets die ist, von einem einem "kranken Zustand" zu einem "gesunden Zustand" zurückzufinden.


    So ein "gesunder Zustand" muß aus buddhistische Sicht kein erstrebenswertes Zustand sein. Es gibt ja auch Begriffe wie "gesundes Durchsetzungsfähigkeit" und "gesunder Egoismus" von der aus die im Buddhismus angestrebten Haltungen von Geduld, Freundlichkeit und Egolosigkeit vielleicht sogar pathologisch anmuten..

    Der Begriff "Psychotherapie" kann ja sehr unterschiedliche Sachen bezeichnen. Wenn man sich zum Beispiel die klassische Psychoanalyse mit ihrem freien Assoziieren und ihrer Betonung von Kindheit und Sexualität anschaut,dann scheint das ja erstmal wenig Berührungspunkte mit dem Buddhismus zu haben.


    Aber es gibt ja auch andere Therapieformen:


    Kurz gefasst besteht kognitive Verhaltenstherapie darin, systematisch die Selbstbeobachtung (Introspektion) auszubilden, die der Patient braucht, um krankmachender (z. B. depressogener) kognitiver Verzerrung aus eigener Kraft gegensteuern zu können.

    ....

    Schwerpunkte der Therapie sind

    • die Bewusstmachung von Kognitionen,
    • die Überprüfung von Kognitionen und Schlussfolgerungen auf ihre Angemessenheit,
    • die Korrektur von irrationalen Einstellungen und
    • der Transfer der korrigierten Einstellungen ins konkrete Verhalten.

    Die kognitive Therapie stellt somit die aktive Gestaltung des Wahrnehmungsprozesses in den Vordergrund, weil in letzter Instanz nicht die objektive Realität, sondern die subjektive Sicht des Betrachters über das Verhalten entscheidet. Ist die Kognition inadäquat (z. B. durch Wahrnehmungsselektion und -bewertung), ist auch die Möglichkeit beeinträchtigt, Affekt und Verhalten zu korrigieren. Vor allem spontanes und emotional getriebenes Verhalten sind sehr von der Art beeinflusst, wie ein Mensch sein Modell der Umwelt gedanklich strukturiert hat.

    Es ist also - grob gesagt - eine Hilfe dabei, den eigenen Geist und die eigenen Emotionen zu verstehen, um eben nicht zum Spielball von Emotionen und verzerrte Wahrnehmung zu werden.


    Gerade bei solchen Introspektiven Formen ist doch die Distanz zwischen "Metakognotion" und Spiritualität - was ja ebenfalls eine Beschäftigung mit dem eigenen Geist ist um frei von Gier und Hass zu werden - nicht sehr groß.