Neynia
Der Buddhismus ist eine auf Erfahrung basierende Strategie, mit der Conditio Humana umzugehen. Daher ist es sinnlos, ihn widerlegen oder beweisen zu wollen. Es ist eine Möglichkeit, mit der Welt in Verbindung zu treten. Die Lehre von Shunyata macht deutlich, dass es eine Wahrheit nur insofern gibt, als dass die Beschreibung und Sicht auf die Wirklichkeit immer Konstruktionen auf der Basis von Annahmen sind, die ihrerseits auf Vorstellungen beruhen, die voneinander und von dem/der, der/die sie sich macht, abhängig sind. Letztlich enden wir immer bei Axiomen.
Was die vier edlen Wahrheiten angeht, so kann ich ihre Richtigkeit für mich und mein Leben bestätigen, ich kann ihre Richtigkeit für alle Menschen aber weder beweisen noch wäre es sinnvoll, das auch nur zu versuchen. Die Lehre des Buddha ist ein Angebot, für diejenigen, die etwas damit anfangen können. Meine persönliche Lebenswirklichkeit hat sich durch den Buddhismus grundlegend zum Positiven verändert. Ob es eine Wiedergeburt gibt oder nicht, ist dabei für mich nicht weiter wichtig. Welche Relevanz sollte eine personale Wiedergeburt auch haben in einer Weltsicht, die Anatta vertritt.
Natürlich gibt es religiöse Strömungen und Traditionen, die den Glauben an eine personale Wiedergeburt als notwendige Bedingung für das Buddhist-Sein betrachten. Es gibt aber auch welche, die das nicht tun.
Wenn ich meinen Körper und meine Psyche betrachte, so ist darin die gesamte Kultur- und Evolutionsgeschichte verkörpert, Fleisch geworden, inkarniert. Und meine Handlungen, egal ob in Form von Gedanken, Worten oder Taten werden die Wirklichkeit ein winziges Stück weiter prägen, wie sie selbst wiederum von der gesamten Vergangenheit geprägt sind. "Ich" ist Teil einer unendlich verzweigten Verkettung von Ursachen und Umständen, die von fernster Vergangenheit in die endlose Zukunft reicht. Darin geht nichts verloren.
Ich bin Schritt für Schritt in die buddhistische Lehre hineingelangt, habe das für mich angenommen, was mir sinnvoll und richtig erschien. Das wurde im Laufe der Jahre und vor allem durch die Praxis immer mehr. Es war und ist der Weg des ständigen Prüfens und Zweifelns. Daher kann ich Dir nur gratulieren, wenn Du aufgehört hast, an Buddha zu glauben. Vielleicht kannst Du nun mit seiner Lehre in einen Dialog treten, der fruchtbar ist.