Zunächst einmal Danke für den entscheidenden Hinweis, dass A.1.10.I (V,9-10) (gerne als "Das lautere Bewusstsein" tituliert) nicht von Bewusstsein, vinnana spricht, sondern von citta. Die Stelle wurde ja auch dankenswerterweise im Original zitiert, was im Zweifelsfall immer hilfreich ist.
Der hierzulande hauptsächlich bekannten Übersetzung von Nyanaponika / Nyanatiloka ziehe ich persönlich jedenfalls die von Peter Gäng vor:
Zitat Klares Licht ist dieser Geist. Er ist durch hinzukommende Befleckungen bedeckt.
Klares Licht ist dieser Geist. Er wird von hinzukommenden Befleckungen befreit.
Man kann die Frage, wovon hier die Rede ist, durchaus auch über den Begriff 'Bewusstsein' angehen. Dann handelt es sich nach Brahmanimantaṇika Sutta (MN 49), Abschnitt 25 (ich zitiere nach Zumwinkel) um Viññāṇam anidassanam, "nicht-indikatives Bewusstsein" - das Bewusstsein eines Arhats. Es determiniert nichts als Grundlage für die Ich-Illusion, es ist "durchsichtig", "nicht auffindbar":
Zitat Bewußtsein, das nicht irgendetwas zuweist
Unendlich ist, Getrennt von Allem leuchtet
daran hat die Erdhaftigkeit des Erdelements nicht Anteil, daran hat die Wasserhaftigkeit des Wasserelements nicht Anteil, daran hat die Feuerhaftigkeit des Feuerelements nicht Anteil, daran hat die Windhaftigkeit des Windelements nicht Anteil, daran hat die Eigenart der Lebewesen nicht Anteil, daran hat die Eigenart der Himmelswesen nicht Anteil, daran hat die Eigenart von Pajāpati nicht Anteil, daran hat die Eigenart von Brahmā nicht Anteil, daran hat die Eigenart der Himmelswesen des Überströmenden Glanzes nicht Anteil, daran hat die Eigenart der Himmelswesen der Leuchtenden Herrlichkeit nicht Anteil, daran hat die Eigenart der Himmelswesen der Großen Erfolge nicht Anteil, daran hat die Eigenart des Überwinders nicht Anteil, daran hat die Allhaftigkeit von Allem nicht Anteil.
Ansonsten ist es mE plausibel anzunehmen, dass in den (wohl recht alten) Bruchstücken Ud.VIII.1. und Ud.VIII.3. vom selben die Rede ist (zitiert nach Fritz Schäfer):
Zitat Ud.VIII.1.
So hab ich's vernommen: Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī im Kloster Anāthapindikos. Da klärte der Erhabene die Mönche durch eine Lehrdarlegung über das Nirvāna auf, spornte sie an, begeisterte sie, beseligte sie. Und diese Mönche, aufnahmebereit, aufmerksam, hörten mit ganzem Gemüt hingegeben, offenen Ohres die Lehre.
Aus diesem Anlaß tat der Erhabene aus seiner Schau folgenden Ausspruch:
"Es besteht ein Reich, ihr Mönche,
wo es keine Erdenart gibt,
Wasserart nicht, Feuerart nicht,
Luftart nicht, wo kein Bereich ist
eines unbegrenzten Raumes,
oder endlosen Erfahrens,
oder 'Nicht-Etwas', und auch nicht
'Weder-Wahrnehmung noch keine',
'Diese Welt' und 'jene' – beides
gibt's dort nicht, auch 'Sonne', 'Mond' nicht.
Kommen gibt's dort nicht, so sag ich,
Gehen nicht und kein Sichstützen,
Schwinden nicht und Wiederkommen:
Frei von Stützen, frei von Fort-Gang:
So ist es ganz unabhängig.
Wahrlich: Das ist Leidens Ende."
Ud.VIII.3.
(Einleitung wie Ud.VIII.1)
"Es besteht, Mönche,
das Ungeborene, Ungewordene,
Ungeschaffene, Unzusammengesetzte.
Wenn dieses Ungeborene, Ungeschaffene,
Unzusammengesetzte nicht bestünde,
- nicht wäre dann ein Entrinnen
aus dem Geborenen, Gewordenen,
Geschaffenen, Zusammengesetzten
zu erkennen.
Weil aber dieses Ungeborene,
Ungewordene, Ungeschaffene,
Unzusammengesetzte besteht, Mönche,
deshalb ist ein Entrinnen für das
Geborene, Gewordene, Geschaffene,
Zusammengesetzte zu erkennen."