Beiträge von void im Thema „Neun Thesen zum westlichen Buddhismus“

    These 1: Westlicher Buddhismus integriert Praktiken und Lehren verschiedener Buddhismen.

    Dieses Buddhismen integrieren macht den W.B. unehrlich. Es ein Nachäffen. Kulturelle Aneignung. Diese kulturelle Aneignung macht gerade den Buddhismus im Westen unangenehm und unehrlich, für sehr viele Menschen, die sich von der Lehre des Buddha angezogen fühlen.

    „Ich bin Buddhist, aber ohne Buddhismus.“

    Die Idee ist die, dass man die zentralen Elemente des Buddhismus rausarbeitet um sie den Menschen zu vermitteln.


    Schau dir doch die freie buddhistische Gruppe in Essen an. Da gibt es ja einen Einführungskurs zum Buddhismus in dem zentrale Lehrinhalte des Buddhismus vorgestellt werden:

    • Das Leben des Buddha
    • Das Erwachen des Buddha
    • Was ist Erwachen (Erleuchtung)?
    • Die vier edlen Wahrheiten
    • Der Aufbau der buddhistischen Gemeinschaft
    • Laien, Mönche und Nonnen
    • Ethische Regeln (Anderen nicht schaden - Gutes tun)
    • Ist Buddhismus eine Religion?
    • Welche Formen von Meditation gibt es?
    • Was ist Kontemplation (analytische Meditation)?
    • Worüber kontemplieren Buddhisten?
    • Wie wirken Meditation und Kontemplation?
    • Praktische Übungen zu Meditation und Kontemplation
    • Wie wird man Buddhist?
    • Wie leben Buddhisten?
    • Buddhistische Retreats: Wie laufen sie ab? Warum sollte man
      sie besuchen?
    • Welche buddhistische Traditionen gibt es und wie
      unterscheiden Sie sich?
    • Vorstellung einiger wichtiger, aktueller buddhistischer Lehrer
    • Wie lernt man Buddhismus?
    • Muss ich an Karma und Wiedergeburt glauben, um Buddhist zu sein?
    • Warum "Nicht-anhaften" frei macht
    • Wie macht Buddhismus glücklich?
    • Warum es kein Selbst gibt und das Selbst trotzdem keine
      Illusion ist
    • Achtsamkeit ist Medizin: Wie wendet man sie an und wie wirkt
      sie?
    • Wie vermindere ich meine Ich-Bezogenheit und was bewirkt das?
    • Mitgefühl macht glücklich - nicht nur die anderen
    • Warum Gedanken keine Macht über uns haben - wenn wir geschickt mit ihnen umgehen

    Auch Zen entstand ja, weil sich da Menschen in China intensiv mit den indischen Lehren beschäftigten, und da das Wesentliche für sich rauszogen. Diese Kulturelle Transformation hat in China aber Jahrhunderte gedauert.


    Da mindere Motive zu unterstellen (das jemand keinen Buddhismus will) oder von Nachäffen und Aneignung zu sprechen ist doch unfair und abwertend von dir. Nachäffen bedeutet doch gerade dass man die Formen übernimmt ohne sich um ein tiefes Verständnis zu bemühen.

    Von daher ist ja die Frage, inwieweit man

    bei dem Versuch den Buddhismus demokratischer und gleichberechtigter und aufgeklärter zu machen, vorhandene Traditionen "reformiert" oder ob man da einen Traditionsbruch als hilfreich erachtet.


    Die Idee eines "westlichen Buddhismus" geht in Richtung einer Zäsur. Dies drückt sich in den These 1 und 7 aus:


    These 1:

    Westlicher Buddhismus integriert Praktiken verschiedener Buddhismen.


    Natürlich ist es anzunehmen, dass man offener, pluralistischen und wenig dogmatisch wird, wenn man Inhalte möglichst vieler Traditionen verbindet.


    Aber umgekehrt ist es bestimmt effektiver, wenn man innerhalb einer kohärenten Vokabular operiert. Weil ja jedes Konzept seinen konkreten Kontext hat und es aufwändig sein kann, das miteinander zu integrieren.


    Auch bei ganz vielen anderen Bereichen ist es so, dass es sich alles effizienter herausgestellt hat, erstmal konsistent mit einem System zu starten statt wild zu kombinieren. Man schwimmt entweder Brust oder Kraul und fängt nicht an eine Mischtechnik zu erfinden.


    Warum das im Buddhismus anders sein sollte wird hier nur damit begründet, dass man sonst einem Lehrer blind vertrauen müsste. Aber ist das so? Oder ist nicht auch genauso ein "aufgeklärter Thervada" denkbar? Muss man hier das Kind mit dem Bad ausschütten ?



    These 7:

    Westlicher Buddhismus ist eine Laienbewegung


    Rein empirisch stimmt das natürlich. Die wenigsten sind ordiniert. Aber natürlich sind auch im Thervada 99 % der Praktizierenden Laien.


    Natürlich ist es klar, dass man keinen Buddhismus will, in dem man nur als Ordinierte etwas zu sagen hat. Aber umgekehrt ist es natürlich naheliegend, dass es immer auch die gibt, die so von der Sache überzeugt sind, dass sie nicht rein als Nebenerwerb betreiben wollen sondern es zu ihrem Lebensinhalt machen wollen.


    Auch im Sport gibt es neben Hobbysportlern diejenigen die bei einer Olympiade teilnehmen oder Vollprofis werden. Und dann eben dafür Freizeit und Freheit aufgeben, womöglich eine spezielle Diät aufnehmen und sein Leben in einen Trainingsplan zwängen. All dies nicht aus einer Überheblichkeit oder einem antidemokratischen Denken sondern aus der Sache selbst.


    Von daher denke ich, dass es auch im Buddhismus eine gute Mischung zwischen Leuten braucht, die das in der Freizeit machen und solche, die das zu ihrem Lebensinhalt machen. Auch hier wird si genan, als wäre ein Bruch mit dem Vinaya notwendig um Demokratie in den Buddhismus zu bringen.

    Es ist sehr nachvollziehbar dass man einen Buddhismus will der gleichzeitig demokratisch, egalitär und aufgeklärt ist, wie sich das in den Thesen 2/3/4/5/6/8 ausdrückt.


    Mit was ich unglücklich bin ist der Begriff "westlich". Anzunehmen, dass der Begriff "westlich" mit "aufgeklärt" oder "demokratisch" synonym ist, erscheint mir als ein Ausdruck von Kulturchauvinismus.


    Natürlich gab es auch in Asien demokratische und säkukaren Tendenzen im Buddhismus und natürlich umfasst das Assoziationsfeld "westlich" nicht nur Worte wie "liberal" und "demokratisch" sondern auch mit "Kapitalismus", "Konsumismus" und sogar "Trump". So nötig ein aufgeklärter, demokratischer und hierarchiearmer Buddhismus ist, so unnötig ist es spaltende Identitätsetiketten wie "westlich" zu unterstützten.


    Das Etikett "westlich" reiht sich an andere Attribute wie "weiß" und "christlich" in denen das höhere "westliche Individuum" sich von den dumpfen Asiaten abgrenzt. Wenn man es mit Aufklärung ernst nimmt, dann kann man damit anfangen ihn zu entsorgen.