Beiträge von void im Thema „Sind die klassischen Texte insgesamt für jeden Buddhisten verbindlich?“

    Es gab in der evangelischen und katholischen n Kirche ja beginnend im 18. und 19.Jh die sogenannte historisch kritische Methode der Textanalyse -wo man die Bibel eben nicht nur als geoffbarte Wahrheit ansah, sondern als was was aus einer bestimmten Zeit stammt. Während sich fundamentalistische Auslegung das alles wörtlich nahmen.


    Im Buddhismus ist es etwas entzerrt, weil es ja eben kein geoffenbarter Text ist.

    Aber auch dort gibt es Lehrreden die für den Buddhismus zentral sind und solche in denen mehr oder weniger das Weltbild der damaligen Zeit einfloß. Etwas wie die historisch kritische Methode kann da helfen, das besser auseinander zu halten.


    Selbst sehr orthodoxe Buddhisten die ganz viel in den Schriften als verbindlich ansehen, können annehmen, dass die Erde ein Planet ist der um die Sonne kreist und müssen keinen Berg Meru in der Mitte der Welt annehmen. Es ist ein Detail das für den edlen achtfachen Pfad belanglos ist.

    "Verbindlichkeit" hat doch in erster Linie mit den Institutionen zu tun, die diese einfordern.


    Im Christentum war der Zwang zur Orthodoxie immer hoch und das Glaubensbekenntnis spielte wichtige Rolle. Das Bekenntnis zu dem richtigen Set an Aussagen unterscheidet zwischen den Erretteten und den Ketzern. Aber auch da gibt es inzwischen ja eine sehr große Fragmentierung und eben auch so was wie die Mormonen mit ihrem Glauben, dass das jüdische Volk in Amerika rumhing und dort Steintafeln zu verstecken.



    Von daher muß man ja immer nach den Institutionen suchen und schauen auf wen sie welchen Grad an Orthodoxie einfordern können. Im Bezug auf Laien ist das schwer. Um Buddhist zu sein reicht ja das Bekenntnis zu Buddha Dharma und Sangha und da gab es ja schon immer die unterschiedlichsten Strömungen und Schulen.


    Innerhalb der Traditionen wird man aber natürlich schauen, dass das was da von authorisierten Lehrern gelehrt wird mit den Lehrern der Tradition übereinstimmt. So war Stephen Bachelor ja ein Mönch, der an bedeutenden Gelug Institutiinen direkt bei berühmten Lehrern wie

    Geshe Rabten und Geshe Thubten Ngawang studierte und dies ist natürlich ein Kontext wo sehr auf Qualität und Gelehrsamkeit und Übereinstimmung zur Tradition geachtet wird und da wurde es natürlich als schmerzlich erlebt , dass er mit dieser traditionellen Sicht Probleme hatte. Und ich nehme an unter Thervada Mönch hätte er da ähnliche Probleme gehabt. Während er in Süd-Korea im Zen bei Kusan Sumin keine Probleme hatte, da das Thema dort in der Praxis keine Rolle spielt. Aber auch fort ist es vielleicht ein Unterschied, ob man einfach ein Schüler ist oder selber als Lehrer wirkt. Je nachdem an welcher Stelle ist, wird wohl ein unterschiedlicher Grad an Übereinstimmung zur Tradition erwartet und eingefordert.