Liebe Anna Panna-Sati (z. T. auch Andere),
ich beziehe mich auf Deine Antwort #93, aber auch auf Bemerkungen von Anderen.
Wenn man in einer sehr traditionell bestimmten Gesellschaft lebt und da eingebettet ist, dann weiß jeder genau, welche Rolle er zu spielen hat. Wie eben die Rollen, dass Jüngere den Alten gegenüber ehrerbietiges Verhalten zeigen müssen. Das kann auch manchmal unpraktisch und unlogisch sein, und vor allem ist es, ob man will oder nicht, mit gewissen gesellschaftlichen Zwängen verbunden.
Heute ist es nun mal so, dass es viele alte Singles gibt, meistens verwitwet, und hier sehr oft das Problem besteht, dass sie zu wenig in die Familie, falls vorhanden, integriert sind. Nicht selten kommen da Einsamkeitsgefühle auf.
Das räume ich alles ein, aber es muss nicht so sein.
Wie man sich in jüngeren Jahren schon darauf vorbereiten kann, muss ich hier nicht vielfach aufzählen, das kann man woanders nachlesen.
Mein Beispiel ist ein ganz individuelles, und es entspricht sicher nicht dem Durchschnitt; trotzdem kann es auch so aussehen:
Ich habe keine Geschwister und habe mir nie einen Partner gesucht, habe keine Nachkommen. Ich habe - mit kurzer Unterbrechung - über 40 Jahre mit meiner Mutter zusammengelebt, bis sie starb. Aber von Einsamkeit kann keine Rede sein, denn der ältere Sohn meiner besten Freundin ist mein Patensohn, und das war ein Glücksgriff, was ich ja damals noch nicht wissen konnte. Er ist ein sehr soziales Wesen und wollte mit seiner Motivation schon als Kind im Grundschulalter mehr Macht erreichen, Menschen zu helfen, als der Durchschnitt. Schon mit acht Jahren war ihm klar, dass er Richter oder Rechtsanwalt werden will, und das hat sich nie geändert, das ist heute umso mehr seine Mission und Leidenschaft. Er weiß, er ist dafür geboren.
Zum Glück bin ich mit den Jahren, durch geschickten Umgang mit Ressourcen, immer wohlhabender geworden, und das zahlt sich jetzt aus, denn ich unterstütze ihn nach Leibeskräften und ich will ihm alle materiellen Sorgen nehmen, damit er konzentriert und noch stärker fokussiert seiner Mission nachgehen kann.
Ich weiß, wenn er mit dem Jurastudium fertig ist, wird er ein Segen für viele Menschen werden. Und ich weiß, dass ich dazu beigetragen habe. Hinzu kommt noch, dass unsere Bindung so positiv ist, dass er sich inzwischen mit mir sogar besser versteht als mit seinen Eltern. Es geht also nicht nur um die materielle Unterstützung, sondern auch um die seelische, moralische undsoweiter. Wir besprechen alles miteinander, was uns beschäftigt und bewegt! Er überlegt, ob er in sechs Jahren nach Deutschland auswandert, denn er ist eines anderen EU-Landes Bürger.
Wenn ich mir nun vorstelle, ich wäre in einer sehr konservativen Gesellschaft groß- und altgeworden, würde jetzt vielleicht wie eine alte Tibetische Oma vor der Tür oder auf dem Balkon sitzen und die Gebetsmühle drehen, und ab und zu käme mal ein Enkel vorbei, um mir die Füße zu küssen, dann wäre das ein Albtraum für mich. Vermutlich würde ich geistig abbauen.
Zugegeben, dieses Bild ist relativ krass. Aber da ist was dran, im übertragenen Sinne!
Daher möchte ich mit niemandem mein Leben tauschen. Zum Glück kann man das ja auch gar nicht.