Liebe Freunde,
schon länger überlege ich, dieses Thema mal hier auf's Tapet zu bringen, denn Alter ist ja etwas, das alle betrifft (direkt und indirekt) und zusammen mit (Geburt), Krankheit und Tod unsere Existenz schmerzlich belastet.
Siddhartha Gautama wurde - der Legende nach - erst nach den berühmten 4 Ausfahrten klar, was ihm und allen anderen Wesen bevorsteht und es bewog ihn zur radikalen Umstellung seines Lebens und der Suche nach einem Ausweg aus dem Leiden....
Klar ist: Er alterte, wurde krank und starb, aber gilt dennoch mitnichten als "gescheitert", weil er durch sein "Erwachen" eine andere Sicht auf die unvermeidlichen Bedingungen der Existenz bekam und fortan nicht mehr darunter litt. Und durch seine Lehrtätigkeit ermöglichte er auch anderen Menschen, seinem Pfad zu folgen...
Letztes Jahr erwachte ich an einem lauen Julimorgen und war 60.
Leider hatte ich mich bis dahin für viiiiiel jünger gehalten (während der Pandemie gehörte ich zu den 35-59- Jährigen und wähnte mich eher bei den Enddreißigern ...) und diese verflixte "6" weckte mich unsanft aus meinem "Wartemodus" , in dem ich mich > 20 Jahre befand, weil ich auf eine Heilung meiner chronischen Erkrankung(en) hoffte.....Dadurch lebte ich eigentlich nur von Tag zu Tag, im "Hier und Jetzt", nicht vorausschauend....Wie konnte ich nur so unachtsam sein? Alt werden/ sind nur "die Anderen"?
Eugen Roth sieht das - herrlich ironisch - in seinem Gedicht "Einbildung":
"Wir seh'n mit Grausen ringsherum:
Die Leute werden alt und dumm.
Nur wir allein im weiten Kreise,
Wir bleiben jung und werden weise.
Buddha Shakyamuni plagte sich offensichtlich auch mit Altersgebrechen, konnte aber durch seine Befreiung natürlich besser damit umgehen, als "unwissende Weltlinge".
Trotzdem kenne ich viele alte Menschen (um die 80 J., keine Buddhisten!), die erstaunlich gefasst, abgeklärt und fast weise, mit ihrem fortschreitenden Verfall zurechtkommen. Stellt sich vielleicht doch, auf ganz natürliche Weise, mit zunehmendem Alter eine Gelassenheit ein? Eine Akzeptanz des Unvermeidlichen?
Gleichzeitig beobachte ich aber auch bei nicht wenigen "Senioren", abnehmende Empathie und zunehmende Egozentrik - man hat "genug mit sich selbst zu tun"...
Ist man als Buddhist im Alter besser dran? (Immerhin kann die Praxis ja auch recht anstrengend sein...)
Liebe Grüße, Anna