Alter - im Buddhismus

  • Liebe Freunde,


    schon länger überlege ich, dieses Thema mal hier auf's Tapet zu bringen, denn Alter ist ja etwas, das alle betrifft (direkt und indirekt) und zusammen mit (Geburt), Krankheit und Tod unsere Existenz schmerzlich belastet.


    Siddhartha Gautama wurde - der Legende nach - erst nach den berühmten 4 Ausfahrten klar, was ihm und allen anderen Wesen bevorsteht und es bewog ihn zur radikalen Umstellung seines Lebens und der Suche nach einem Ausweg aus dem Leiden....

    Klar ist: Er alterte, wurde krank und starb, aber gilt dennoch mitnichten als "gescheitert", weil er durch sein "Erwachen" eine andere Sicht auf die unvermeidlichen Bedingungen der Existenz bekam und fortan nicht mehr darunter litt. Und durch seine Lehrtätigkeit ermöglichte er auch anderen Menschen, seinem Pfad zu folgen...



    Letztes Jahr erwachte ich an einem lauen Julimorgen und war 60. :eek:

    Leider hatte ich mich bis dahin für viiiiiel jünger gehalten (während der Pandemie gehörte ich zu den 35-59- Jährigen und wähnte mich eher bei den Enddreißigern :oops: ...) und diese verflixte "6" weckte mich unsanft aus meinem "Wartemodus" , in dem ich mich > 20 Jahre befand, weil ich auf eine Heilung meiner chronischen Erkrankung(en) hoffte.....Dadurch lebte ich eigentlich nur von Tag zu Tag, im "Hier und Jetzt", nicht vorausschauend....Wie konnte ich nur so unachtsam sein? Alt werden/ sind nur "die Anderen"?


    Eugen Roth sieht das - herrlich ironisch - in seinem Gedicht "Einbildung":


    "Wir seh'n mit Grausen ringsherum:

    Die Leute werden alt und dumm.

    Nur wir allein im weiten Kreise,

    Wir bleiben jung und werden weise.


    Buddha Shakyamuni plagte sich offensichtlich auch mit Altersgebrechen, konnte aber durch seine Befreiung natürlich besser damit umgehen, als "unwissende Weltlinge".

    Trotzdem kenne ich viele alte Menschen (um die 80 J., keine Buddhisten!), die erstaunlich gefasst, abgeklärt und fast weise, mit ihrem fortschreitenden Verfall zurechtkommen. Stellt sich vielleicht doch, auf ganz natürliche Weise, mit zunehmendem Alter eine Gelassenheit ein? Eine Akzeptanz des Unvermeidlichen?

    Gleichzeitig beobachte ich aber auch bei nicht wenigen "Senioren", abnehmende Empathie und zunehmende Egozentrik - man hat "genug mit sich selbst zu tun"...


    Ist man als Buddhist im Alter besser dran? (Immerhin kann die Praxis ja auch recht anstrengend sein...)


    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Hallo Anna,

    das Gedicht von Eugen Roth passt auf mich. Ich werde dieses Jahr 75 :lol: Fühle mich aber, abgesehen von meiner Arthrose in den Knien so jung wie höchstens 40, nur "weiser" :rofl: .


    Neuerdings gehe ich zur Aquafitness, starkes Programm, aber der größte Witz ist, wir sind ca. 30 Frauen um die 70/80 und alle total verliebt in den süßen "Vorturner". Das motiviert enorm (ich weiß, völlig unbuddhistisch, aber schön).


    Alt wird offenbar nur die Hülle und Menschen, die alt sein wollen oder sich alt fühlen. Wenn es einem nicht gutgeht, fühlt man sich auch als jüngerer Mensch schon alt.

    Es ist alles eine Frage der Einstellung.


    Und ja, ich fühle mich als "Buddhistin" besser dran, denn ich werde nicht enttäuscht sein, wenn sich der Zustand ändert. Ich weiß, alles ist vergänglich. Ich weiß auch, dass das noch mit einem nichtexistierenden SELBST behaftet ist. Es stört MICH :erleichtert: nicht 8)

    _()_ :heart:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • „Die Forschungsgruppen gehen davon aus, dass den Alten ihre Lebenserfahrung und eingespielten Bewältigungsstrategien zugutekommen.“

    Je älter, desto gelassener in der Pandemie
    Studien kamen zu dem Schluss, dass alte Menschen psychisch widerstandsfähiger gegenüber den Corona-Belastungen sind. >> Zum Beitrag
    www.psychologie-heute.de

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Ist man als Buddhist im Alter besser dran? (Immerhin kann die Praxis ja auch recht anstrengend sein...)

    Ach, meine Güte, Anna... Man lebt als der Trotttel, und so stirbt er auch, ...man lernt nichts, null komma null aus den eigenen Schlamassel, er gerät in Mist wieder und wieder...

    Was hat das um Gottes Willen mit dem Buddhimus zu tun?

    Der historsche Buddha war schon Bodhisattva , in den frühren Existenzen auch, und er war 29, in der Blüte, aber es war alles ihm widerlich, so ca. sagt Thanissaro Bhikkhu , er wollte aus dem Palast und dem Reich weg, aus mit dem Leben, welches er führte... Was hatte dann es mit dem Alter zu tun? Wer nichts den unermesslichen Elend des Daseins spürt, meine eigene Wahrnehmung, der wäre kein Buddhist. Nichts aber von mir.


    Quote

    S.35.13

    Daß das Auge vergänglich ist, leidhaft und dem Wechsel unterworfen, das ist das Elend des Auges . . . Daß das Ohr . . . die Nase . . . die Zunge . . . der Körper . . . der Geist vergänglich ist, leidhaft und dem Wechsel unterworfen, das ist das Elend des Geistes.

    Daß die Formen vergänglich sind, leidhaft und dem Wechsel unterworfen, das ist das Elend der Formen . . . Daß die Töne . . . die Düfte . . . die Säfte . . . die Körpereindrücke . . . die Geistobjekte vergänglich sind, leidhaft und dem Wechsel unterworfen, das ist das Elend der Geistobjekte.

    Der Junge Prinz spürte es so, er konnte nichts dafür, scheint mir.


    Trotzdem kenne ich viele alte Menschen (um die 80 J., keine Buddhisten!), die erstaunlich gefasst, abgeklärt und fast weise, mit ihrem fortschreitenden Verfall zurechtkommen. Stellt sich vielleicht doch, auf ganz natürliche Weise, mit zunehmendem Alter eine Gelassenheit ein? Eine Akzeptanz des Unvermeidlichen?

    Ach, noch eins! Meine Mutter lebt im Heim.. Die terrorisiert uns alle, denn die ruft permanent an, und zwar ca. 02.30---in der Nacht.. Und sie war der Lehrerin, also hochgebildet, und dank ihr ich las schon "Krieg und Frieden ", als ich 6 war.. *lach*...

    Ist die weise geworden? Dieses Thema von dir vertreibt meine miese Stimmung..echt...

    Wie kommst du drauf?



    Eugen Roth sieht das - herrlich ironisch - in seinem Gedicht "Einbildung":


    "Wir seh'n mit Grausen ringsherum:

    Die Leute werden alt und dumm.

    Nur wir allein im weiten Kreise,

    Wir bleiben jung und werden weise.

    Wenn aber "herrlich ironisch"..dann aber total wahr!

    Klar ist: Er alterte, wurde krank und starb, aber gilt dennoch mitnichten als "gescheitert", weil er durch sein "Erwachen" eine andere Sicht auf die unvermeidlichen Bedingungen der Existenz bekam und fortan nicht mehr darunter litt. Und durch seine Lehrtätigkeit ermöglichte er auch anderen Menschen, seinem Pfad zu folgen...

    "Eine andere"? Alles ist abhängig entstanden. Er war einfach nichts mehr das, nach dem Erwachen, was man als "Leid, Körper, usw..." etikettiert. Er hatte keine Identifizierung mit der ganzen Show, mit dem ganzen Spektakel, er war draussen, er hatte nichts mit-ge-spielt, wie wir alle.

    So steht im einem Text: " Die Erscheinung der Maya ist der Leerheit Gestalt".

    Alles Gute. :rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Mein Problem ist, dass ich nicht weiß wie alt ich bin, na gut die Zahl der Jahre, die ich hinter mir habe weiß ich, aber was sie bedeuten ist mir fremd. Ich bin eben so alt, wie ich bin. Doch mit der Zahl hat es nur zu tun, wenn ein anderer es wissen will.

  • Meditation früh angefangen macht es fast unmöglich an Alter zu denken. Das ist einfach unwichtig. Auch der Umgang mit dem Körper ist dann seinem Zustand angemessen.

    Es erscheint ein positiver Egoismus und man überschätzt seine Kräfte nicht mehr so erschöpfend. Es ist einem auch gleich, ob andere mehr verlangen.

  • Ach, noch eins! Meine Mutter lebt im Heim.. Die terrorisiert uns alle, denn die ruft permanent an, und zwar ca. 02.30---in der Nacht.. Und sie war der Lehrerin, also hochgebildet, und dank ihr ich las schon "Krieg und Frieden ", als ich 6 war.. *lach*...

    Ist die weise geworden? Dieses Thema von dir vertreibt meine miese Stimmung..echt...

    Wie kommst du drauf?

    Tut mir leid, Igor07 , dass du so negative Erfahrungen mit deiner Mutter machst! Selbstverständlich wird nicht jeder Mensch im Alter "altersmilde", weise und abgeklärt.

    Oft verändert sich der Charakter durch Krankheiten oder bestimmte, (für andere) problematische Charakterzüge verfestigen sich zusehends.

    Ich bin überzeugt, dass man mit Liebe und Humor besser mit all den Widrigkeiten, sowohl bei sich selbst, wie auch bei Anderen zurechtkommt.


    Da kann die Buddhalehre wirklich hilfreich sein, beispielsweise durch Metta-Meditation/Annehmenspraxis.

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Meditation früh angefangen macht es fast unmöglich an Alter zu denken. Das ist einfach unwichtig. Auch der Umgang mit dem Körper ist dann seinem Zustand angemessen.

    Wann hast du denn begonnen zu meditieren?

    Ich bin leider erst mit 55 Jahren mit der Buddhalehre in Kontakt gekommen....

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Alter und Buddhismus ... Leiden durch Alter ... Nein ...

    Klar hat man ev Schmerzen ... doch ist das wirklich dukkha ?


    Schön ist, das man durch das "Ergreifen" der jhanas viel gewinnt ( indem man viel verliert ). Doch ist dies nur Meditation, nicht die Lehre.


    Man wird weder besser noch schlechter im Alter, nur die Anzahl der Jahre, die man zurückblicken kann, verändert sich.

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Tut mir leid, Igor07 , dass du so negative Erfahrungen mit deiner Mutter machst!

    Süss von dir, Anna.. Ich bin der Betreuer von meinen Vater auch... Das ist echt schlimm, das Alter.. S. Zweig hatte mit seiner Frau , wenn ich mich nichts irre, den Selbst-Mord begangen, als er 62 war, oder so...Moment:


    Quote

    In der Nacht vom 22. zum 23. Februar 1942 nahm sich Stefan Zweig in Petrópolis in den Bergen etwa 50 Kilometer nordöstlich von Rio de Janeiro mit einer Überdosis Veronal das Leben.[29] Depressive Zustände begleiteten ihn seit Jahren. Der Totenschein nennt als Zeitpunkt des Todes den 23. Februar 1942 um 12 Uhr 30 und als Todesursache „Einnahme von Gift – Suizid“.[30] Seine Frau Lotte folgte Zweig in den Tod. Hausangestellte fanden beide gegen 16 Uhr in ihrem Bett: ihn auf dem Rücken liegend mit gefalteten Händen, sie seitlich an ihn gelehnt.[31]


    So wäre auch meine eigene Einstellung dem Alter gegenüber, Anna. Frühzeitig Schluss zu machen. Das war aber keine "Depression", wie Wiki schreibt. Er wollte einfach nichts mehr, aus. Er war total desillusioniert während des Krieges, das war rein menschlich, also die existenzielle Lösung.

    Mein Dad ist total auf die fremde Hilfe angewiesen. Das ist kein "normales" Leben, das ist die tristende und nackte, sinnlose Exisenz, so wollte ich niemals.

    Die Moderne Medizin ist eher der Fluch, die macht die fette Kohle, ansonsten mein Dad wäre nichts so alt geworden. Alles.. die Pflege.. rund um die Uhr.. Er erinnert manchmal nichts, wie ich , sein Sohn heisse, und er lebt im eigenen Universum. Das ist doch der Albtraum, liebe Anna Panna-Sati , so will ich nichts enden. So ist von mir zum Thema" Alter".

    LG, :tee: :taube: :rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich werde dieses Jahr 75 :lol: Fühle mich aber, abgesehen von meiner Arthrose in den Knien so jung wie höchstens 40, nur "weiser" :rofl: .

    Dann bist du also (gefühlt) 20 Jahre jünger als ich... :lol:

    Meine Mutter, 83 J., hat anscheinend auch "gutes Karma", denn sie ist wirklich noch sehr fit, fährt Fahrrad und E-Scooter (!), trainiert 2 x/Woche im Fitnesscenter, singt im Kirchenchor und engagiert sich in der Friedensbewegung.

    Was mir auffällt, ist, dass ältere Menschen, die noch neugierig und lernbereit sind, geistig arbeiten und humorvoll mit dem unvermeidlichen "Abbau" umgehen, tatsächlich eine bessere Lebensqualität haben, glücklicher sind.

    Alt wird offenbar nur die Hülle und Menschen, die alt sein wollen oder sich alt fühlen. Wenn es einem nicht gutgeht, fühlt man sich auch als jüngerer Mensch schon alt.

    Es ist alles eine Frage der Einstellung.

    Ja, man kann sich selbst auch suggerieren, dass man jetzt "alt" ist und damit das Leben unnötig einschränken.

    Und ja, ich fühle mich als "Buddhistin" besser dran, denn ich werde nicht enttäuscht sein, wenn sich der Zustand ändert. Ich weiß, alles ist vergänglich. Ich weiß auch, dass das noch mit einem nichtexistierenden SELBST behaftet ist. Es stört MICH :erleichtert: nicht.

    :like: :) _()_ :heart:

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Meditation früh angefangen macht es fast unmöglich an Alter zu denken. Das ist einfach unwichtig. Auch der Umgang mit dem Körper ist dann seinem Zustand angemessen.

    Wann hast du denn begonnen zu meditieren?

    Ich bin leider erst mit 55 Jahren mit der Buddhalehre in Kontakt gekommen....

    Meditiert etwa 1980, mit dem Palikanon und der Lehre aus Buddhas Worten etwa 2011, bis dahin war es erst ab 2000, Zen Literatur und Wege. Zen hat mich fasziniert, weil es ein Rätsel versprach, das nicht zu lösen ist. Mein erster Koan hat mich zu lachen gebracht.

  • Wenn ich dann mal denke sage meine das ich 69 bin kommt sofort: Na und sei zufrieden, interessiert mich nicht. Ja ich bin auch unverschämt zu mir. Kann ganz schön wütend machen soein Schreihals in einem. Dieses Bockige Aufbegehren gegen Blödsinn macht jung.


    Buddha hat vollkommen recht mit den Fesseln und damit das einem, die durch die Konventionen selbst angelegt werden.

  • Ich bin überzeugt, dass man mit Liebe und Humor besser mit all den Widrigkeiten, sowohl bei sich selbst, wie auch bei Anderen zurechtkommt.

    Ach, Anna Panna-Sati . Sicher? 8)


    Das ist von dem Buddha:


    Quote

    Ich bin jetzt, Ānanda, gebrechlich, alt, betagt, am Lebensende, ausgelebt, ich bin achtzig Jahre alt. Genauso, Ānanda, wie ein alter Wagen mit Stricken noch zusammengehalten wird [11], so scheint mir der Körper des Tathāgata


    Das ist, aber, menschlich, wenn man den Kanon ohne drum und dram betrachtet. Aber echt sachlich. Das ist das Alter, Anna Panna-Sati .

    In der anderen Übersetzung ( D16,2, 44) ich lese:


    Quote

    ...Wie ein abgenutzter Karren nur noch mit Hilfe von Reimen funktionsfähig gehalten wird, so auch ist mein Körper nur noch mit den Bandagen fuktionsfähig..

    Das Ist echt das Elend des Alters,mehr sehe ich drin nichts. Weiss ich nichts, sollte ich lachen oder weinen, tja..beides. :) :cry:

    LG. :tee:

    :taube: :rad: :dao:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Man wird weder besser noch schlechter im Alter, nur die Anzahl der Jahre, die man zurückblicken kann, verändert sich.

    Und beim Blick nach vorne zeigt sich auch, dass der Abstand zur "100" immer kürzer wird... :?


    Meines Erachtens kann das Alter, genau wie auch eine Krankheit, auf dafür geöffnete/ empfängliche Menschen eine ähnliche Wirkung haben, wie das Praktizieren der Buddhalehre: Man lernt loszulassen.....

    Die Sinne lassen nach, gewisse Triebe auch, körperliche Attraktivität und Fähigkeiten, geistige Brillanz....

    Natürlich wird heutzutage mithilfe der modernen Medizin und Fitnessprogrammen versucht, so lange es geht, gegenzusteuern, aber letztlich werden diejenigen "weise", die das Unvermeidliche mit Gelassenheit annehmen können.

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Danke, lieber Igor07 , für die Zitate!


    Ja, der Buddha schildert anschaulich den desolaten Zustand seines alternden Körpers und als ich dieses Zitat das erste Mal las, dachte ich: Das klingt ja fast wie Jammern, Klagen - also Leiden?? :?

    Aber es ging ja auch darum, Ananda zu "trösten", weil er die endgültige Erlöschung des Buddhas noch nicht akzeptieren wollte.

    Ananda soll angeblich 120 Jahre alt geworden sein....auf jeden Fall älter als der Buddha.


    Übrigens wird Ananda in der Digha Nikaya 16.3.6 ("Anandas Versäumnis") quasi die "Schuld" gegeben, dass der Buddha seinen Eingang ins Parinibbana beschloss - 3 Monate im Voraus. Ansonsten wäre er wohl noch länger geblieben...

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

    Edited 2 times, last by Anna Panna-Sati ().

  • Zitat

    Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sizt

    Der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Herd.

    Gastfreundlich tönt dem Wanderer im

    Friedlichen Dorfe die Abendglocke.


    Wohl kehren izt die Schiffer zum Hafen auch,

    In fernen Städten, fröhlich verrauscht des Markts

    Geschäft'ger Lärm; in stiller Laube

    Glänzt das gesellige Mahl den Freunden.


    Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen

    Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh' und Ruh

    Ist alles freudig; warum schläft denn

    Nimmer nur mir in der Brust der Stachel?

    Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf;


    Unzählig blühn die Rosen und ruhig scheint

    Die goldne Welt; o dorthin nimmt mich,

    Purpurne Wolken! und möge droben


    In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb' und Leid! -

    Doch, wie verscheucht von thöriger Bitte, flieht

    Der Zauber; dunkel wirds und einsam

    Unter dem Himmel, wie immer, bin ich -


    Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt

    Das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja,

    Du ruhelose, träumerische!

    Friedlich und heiter ist dann das Alter.


    Friedrich Hölderlin

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Ganz automatisch hab ich den Gottesdienst angeschaltet. Gerade wurde mir klar, dass ich wirklich daran teilnehme. Es ist wie in einem echten sein, denn auch dort will ich nur dabei sein, nicht bemerkt werden.


    Was hat das mit Alter und Buddhismus zu tun? Na ich kann mich den Konventionen wie an einem Gottesdienst teilzunehmen ist entziehen. Außerdem kann ich so im Gottes-Dienst sein. Den Alten unbelehrbaren lässt man in Ruhe. Hopfen und Malz verloren.

    Vielleicht probiere ich das mal mit einer buddhistischen Gemeinschaft, das erfordert das Anwenden, der Übung, nicht dazusein, um wirklich da zu sein. Hier übe ich das auch, wie ich gerade merke: Das Antworten auf nur an mich gerichtete Antworten oder nur Reaktionen ohne spezielle Ansprache. Anwendung der Lehre und erkennen, ob die Lehre wirkt, bei mir.

    Meine nur reingeworfenen Anmerkungen. Das möchte ich einhalten. Dasein ohne Dasein.

    Wie diese auch. Die ist im Buddhaland an ChatGPT gerichtet, dem mir immer unbekannten Geist.

  • Es ist sehr schön mitzuerleben, wie Kinder die Welt entdecken und sich ihr Einflusradius immer weiter erhöht. Das erste mal Gehen, das erste mal Radfahren, die Schultüte, die erste Liebe, die erste gemeinsame Wohnung, der erste Job.


    Im Alter ist es umgekehrt: Die Radien werden immer kleiner: Das letzte mal Autofahren, das letzte mal Urlaub, das letzte mal Zeichnen, das letzte mal auf dem Berg. Dagegen kann man nichts machen.


    Aber es wäre schön, wenn den alten Leuten da mehr Respekt und Anerkennung entgegen gebracht würde. Also wenn die Leute die 90zig jährige mit dem Rollator - die es noch zur Post schafft mit der gleichen Liebe "du machst das Großartig!" Bedenken wurden, die die Fünfjährige mit ihrem Fahrrad, wäre das schön. Aber das passiert ja leider nur selten.


    Weil das Alter eine Kette von Frustrationen und Versagungen ist, denke ich dass da Spiritualität eine wichtige Rolle spielen kann.

  • Ich Alter kann nur den Respekt erwarten, wenn ich denn noch erwarten muss, den ich jedem Menschen, gleich welchen Alters entgegenbringe.

    Wie geht das? Ich bin immer so alt wie mein Gegenüber. Jede Eitelkeit auf mein Alter ist nur eine Mauer. Wenn ich vergessen habe, wie ich mit 5 war, kann ich dem Fünfjährigen nicht mit Respekt begegnen.

    :idea:Darum möchte ich auch hier erfahren, wie viel Jahre er schon lebt. :idea:

  • Meditation früh angefangen macht es fast unmöglich an Alter zu denken. Das ist einfach unwichtig. Auch der Umgang mit dem Körper ist dann seinem Zustand angemessen.

    Ich kehre das hier mal um:

    Mit Altern früh anzufangen macht es fast unmöglich, an Meditation zu denken.

    Was ich damit sagen will:

    Ich habe schon sehr früh mir Gedanken gemacht über Altern, Krankheit und Tod, denn als ich fünf Jahre alt war, starb meine Großtante. Das ging mir nicht mehr aus dem Sinn und ich habe viel darüber nachgegrübelt. Was ist Alter, Krankheit und Tod?, so fragte ich mich anlässlich ihres Versterbens, und so ging es immer weiter. Es fing damit an, mich zu fragen, ob es einen Zusammenhang hat mit ihrem Tod, dass sie schon lange vor ihrem Hinscheiden unsere Haustür bei Ankunft nicht mehr finden konnte, wenn sie meine Oma - ihre Schwester - besuchen wollte.

    Während der Pubertät kamen mir seltsame Gedanken, indem ich mir vorstellte, wie der nackte Schädel eines menschlichen Gegenüber aussieht. Ich konnte das richtig deutlich sehen!

    Psychische Probleme folgten auf dem Fuße, schulisch und in der Familie, so dass ich mir vorstellte, wie es wohl sei, zu viele Schlaftabletten zu nehmen, mich vor einen Zug zu schmeißen und Ähnliches. Wie sich das anfühlt.

    Doch zehn Jahre später lag der Schwerpunkt mehr darauf, ob und wie ich mich wohl von meinem Besitz, in allen Einzelheiten, trennen könnte.

    Durch diese starke Beschäftigung mit dem Tod, in allen seinen Aspekten, verlor ich die Angst davor. Qualität ist wichtiger als Quantität, dachte ich.

    Sehr früh habe ich mich mit Meditation beschäftigt, aber heute sehe ich, dass das, im Vergleich zur Lebenserfahrung, fast ein Nichts ist. Doch bedaure ich nichts, also nicht die viele, viele Zeit, die ich "scheinbar sinnlos" mit diesem Herumsitzen "vergeudet" habe.

    Denn alles hat seine Zeit, restlos alles.

    Es nützt nichts, sich sagen zu lassen: Tue dieses, vermeide jenes. Nein! Jeder muss seine eigene Erfahrung machen, egal ob es schmerzt oder nicht.

    Es ist die Lebenserfahrung, die mich abgeklärt und glücklich macht, und vor dem Tod habe ich schon viele Jahre keine Angst mehr. Warum auch? Ist es nicht eine fantastische Vorstellung, selbst nur eine Momentaufnahme zu sein, indem einem bewusst wird, dass die Atome im eigenen Körper schon den Jetwirbel eines Schwarzen Lochs mitgemacht haben, von einem Dinosaurier ausgepinkelt wurden oder geholfen haben, dass eine Pflanze assimilieren konnte?!


    Vielleicht ist uns aber auch die sogenannte Furchtlosigkeit vor dem Tod genetisch eingegeben. Indem, je älter man wird, ganz natürlicherweise solche Art Angst abnimmt. Keine Ahnung.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Du hast die andere Form beschrieben, auch das war mein Weg. Ohne das Leben zu leben, gibt es keine Befreiung, die Frage ist immer: wovon Befreien? Das muss man erkennen, doch wenn alles schön ist, wird die Angst vor dem Tod irgendwann so stark, dass es keine Zeit mehr gibt unsere Wege zu gehen.

    Ich habe nur ein Leben und wenn ich diese Zeit im Verhältnis zum Alter nur der Erde sehe, ist es schon sehr viel weniger als ein Blitz.

    Ja und diesen Blitz lebe ich und er ist für mich sehr lang. Das was du geschrieben hast, erinnert mich daran: auch nicht einen Blitz meines Lebens mag ich vermissen. Alles ist so wie es ist und der Tod ist in Millionen oder mehr Blitzen auch nur ein Blitz.

    Ansonsten: Keine Ahnung. Wovon keine Ahnung oder besser nur Ahnung: Der nächst Blitz, Augenblick.

    :kiss:

  • Im Alter ist es umgekehrt: Die Radien werden immer kleiner.

    Das letzte Mal Autofahren, das letzte mal Urlaub, das letzte mal Zeichnen, das letzte mal auf dem Berg. Dagegen kann man nichts machen.

    Stimmt, man kann nichts tun, außer sich damit abzufinden (und es sich nicht dauernd - trauernd - bewusst zu machen, bis hin zur Altersdepression).


    Heute ist vielfach zu beobachten, dass Ältere den Zeitpunkt des Loslassens von den liebgewonnenen Gewohnheiten immer weiter hinauszögern, insbesondere die Trennung vom "Lieblingsspielzeug AUTO", das Mobilität und "Unabhängigkeit" verspricht. Ich kannte eine ältere Dame, die fast nichts mehr sehen konnte (Makuladegeneration), aber nicht darauf verzichten mochte, mit ihrem Smart zum Supermarkt zu flitzen....Zum Glück passierte nichts und auch, nachdem sie dement wurde, behielt sie das Auto und ließ sich von ihrer Tochter darin chauffieren...

    Aber es wäre schön, wenn den alten Leuten da mehr Respekt und Anerkennung entgegen gebracht würde. Also wenn die Leute die 90zig jährige mit dem Rollator - die es noch zur Post schafft mit der gleichen Liebe "du machst das Großartig!" Bedenken wurden, die die Fünfjährige mit ihrem Fahrrad, wäre das schön. Aber das passiert ja leider nur selten.

    Mir fällt auf, dass Senioren von Jüngeren oft einfach "übersehen" werden, man will die alten "Omas und Opas" gar nicht so gerne im Alltag erleben, empfindet sie als Bremsklötze, weil sie oft langsam(er) sind, schlecht(er) hören und sehen und "nervige Angewohnheiten" pflegen.

    Zu Buddhas Zeiten wurden die Menschen nicht besonders alt und alles, was selten und rar ist, wird mehr gewertschätzt. Alter und Weisheit waren geradezu Synonyme - im Gegensatz zu heute....

    Weil das Alter eine Kette von Frustrationen und Versagungen ist, denke ich dass da Spiritualität eine wichtige Rolle spielen kann.

    Spiritualität ist sicher hilfreich, ich denke aber, dass ein Mensch, der sich in seinem Leben nie dafür interessiert hat, im Alter eher selten diese Kraftquelle für sich nutzen wird.

    Die Einstellung zum Alter bestimmt auch, wie man damit zurechtkommt und ebenso spielt es eine Rolle, ob einen das Gefühl belastet, sein Leben nicht "richtig" gelebt zu haben ( + eventuell "verpasste Chancen" u.ä. selbstquälerische Gedanken).


    Es gibt auch andere Ansichten:

    "Das Alter raubt dem geistreichen Menschen nur die für die Weisheit zwecklosen Eigenschaften." (Joseph Joubert)


    "Älter zu werden ist nicht schön, aber es ist interessant." (August Strindberg)

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Früher wollte ich die große Welt erkunden, jetzt mit 65 wird meine Welt ganz klein.


    Zitat

    Je älter man wird, desto kleiner erscheinen die menschlichen Dinge samt und sonders: Das Leben, welches in der Jugend als fest und stabil vor uns stand, zeigt sich uns jetzt als die rasche Flucht ephemerer Erscheinungen: Die Nichtigkeit des Ganzen tritt hervor.


    Arthur Schopehnauer


    Möge der Abschied unbeschwert und endgültig sein:


    Zitat

    Leb wohl du Welt, und schmücke

    Dich wieder jung und glatt,

    Wir sind von Deinem Glücke

    Und deinem Jammer satt.


    Hermann Hesse

  • Früher wollte ich die große Welt erkunden, jetzt mit 65 wird meine Welt ganz klein.

    Andere sind da anderer Meinung! :)


    ChatGPT weiss gleich mehrere Gründe, warum das Altern positiv ist:

    1. Weisheit und Lebenserfahrung: Mit zunehmendem Alter sammelt man eine Fülle von Lebenserfahrungen, die zu einer größeren Weisheit und einem besseren Verständnis der Welt um einen herum führen können. Man hat möglicherweise mehr Einsicht in zwischenmenschliche Beziehungen, berufliche Herausforderungen und persönliche Ziele.
    2. Selbstakzeptanz und Gelassenheit: Das Altern kann zu einer größeren Selbstakzeptanz und Gelassenheit führen. Man lernt, sich selbst besser zu verstehen und akzeptiert sich so, wie man ist. Dadurch können viele der Unsicherheiten und Ängste, die in jüngeren Jahren bestehen, abnehmen.
    3. Entfaltung neuer Interessen und Hobbys: Im Alter hat man oft mehr Freizeit zur Verfügung, um neuen Interessen und Hobbys nachzugehen. Man kann sich auf Dinge konzentrieren, die einem Freude bereiten und die man vielleicht in jüngeren Jahren aufgrund von Verpflichtungen vernachlässigt hat.
    4. Erfüllende zwischenmenschliche Beziehungen: Das Altern kann zu einer stärkeren Wertschätzung für zwischenmenschliche Beziehungen führen. Man hat mehr Zeit, um sich mit Familie und Freunden zu verbinden und tiefere, bedeutungsvolle Beziehungen aufzubauen. Dies kann ein großes Gefühl von Glück und Zufriedenheit bringen.
    5. Neue Perspektiven und Möglichkeiten: Mit dem Älterwerden eröffnen sich oft neue Perspektiven und Möglichkeiten. Man hat die Chance, das Leben aus einer anderen Sichtweise zu betrachten und neue Wege einzuschlagen. Das Altern kann die Gelegenheit bieten, sich persönlich weiterzuentwickeln und neue Ziele zu verfolgen.


    Und die Popkultur ist da auch ganz entspannt:

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    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna