Beiträge von void im Thema „"Eure Kinder sind nicht eure Kinder..." ? - Eltern-Kind-Beziehungen im Buddhismus“

    Ob nun ein Leben oder viele, jedes einzelne ist ja wieder eines "für sich" und würde es - umgekehrt - denn Sinn machen, NICHT das heraus zu holen, was an Talenten und Begabungen vorhanden ist?

    Wenn man Buddhas Orden betrachtet, dann hätte es ja für jeden einzelnen Ordinierten die Möglichkeit gegeben "was aus sich zu machen" , "was aufzubauen". Also z.B den Hof der Eltern zu übernehmen, ihn auszubauen, eine Familie zu gründen, die Kinder heranwachsen zu sehen um dann als ehrwürdigen Alter all dies dann wieder an die Kinder weiterzugeben. Aber stattdessen wurde all dies ausgeschlagen und hingeworfen um ein Leben der Hauslosigkeit zu führen - freiwillig zum Obdachlosen zu werden. Warum?


    Für Buddha war dieses weltliche Leben etwas, was Leid mit sich bringt. Einen Hof zu führen bedeutet Sorge für Tier und Mensch. Kinder zu haben bedeutet Sorge. Siehe über Krankheiten, und über die Zukunft. Es beinhaltet Freude aber eben auch Last. Und die Freude ist vergänglich. Die Kinder ziehen aus und haben wieder Kinder. Es bleibt nichts. Und wenn man dann noch Wiedergeburten in Betracht zieht ist es, wie Sandburg um Sandburg zu bauen von denen jede von der nächsten Welle weggeschwemmt wird.


    Aus so einer Sicht heraus sind dann Frauen und Männer Nonnen und Mönche geworden, die eben statt in Karriere, Selbstverwirklichung, Haus und Kinder in die Kultivierung des Geistes investierten.


    Aber natürlich bin ich kein Ordinierter. Wenn man sich mein Portfolio anschaut, dann habe ich viel in Familie, Partnerschaft, Job und Freude investiert und einen viel kleineren Teil in Dharma Praxis.

    Ich muß da an die Idee eines "erfüllten Lebens" denken.


    Unter einem "erfüllten Leben" stellt man sich ja vor, das jemand aus seinem Leben was Sinnvolles macht. Also zum Beispiel eine Tätigkeit findet die ihn ausfüllt, die eigen Persönlichkeit und die Talente zu entfalten, tiefe Freundschaften zu pflegen, ein inniges Verhältnis zur Natur zu haben, und jeden Moment zu genießen und zu bejahen. Kinder aufzuziehen und dann womöglich hochbetagte im Kreis von Enkeln und Urenkel zu sterben. Die meisten Philosophien, wo es um die Kunst des erfüllten Lebens geht, stellen sich vor das man genau ein Leben hat, dass es deswegen auszuschöpfen gilt.


    Das buddhistische Weltbild mit seinen unzähligen Wiedergeburten sprengt das. Wenn wir unzählige Partnerschaften und unzählige Professionen und unzählige Kinder haben, wenn wir mal mit mathematischen mal mit künstlerischen oder musikalischen Begabungen geboren werden, macht es dann Sinn da jeweils das Optimalste heraus zu holen?


    Interessanterweise trifft sich dass dann wieder mit Khalil Gibran. Die Kinder sind nichts eigenes - Teil des eigenen Projekts - sondern Anvertraute.