Beiträge von Thorsten Hallscheidt im Thema „Meine Feinde, die Leidenschaften“

    Zugegeben eine etwas gewagte Herangehensweise mit Totaler Gleichgültigkeit auf die Leidenschaften zu reagieren doch ist nicht Akzeptanz genau dies, nämlich Gleichgütigkeit gegenüber dem Anderssein von Mitmenschen?

    Die Art und Weise in der buddhistischen Praxis auf Gedanken und Gefühle zu reagieren, ist ja nicht: "Ist mir egal". Es ist keine teilnahmslose Gleichgültigkeit, sondern eine Gleichmütigkeit, die mit großem Interesse teilhat an dem, was geschieht, wie es geschieht und welche Konsequenzen es hervorbringt.


    Es ist ein sehr genaues Hinschauen und Hinfühlen. Vor allem der Punkt, wo es dann zur Identifikation mit einem Ich kommt, ist von entscheidender Bedeutung. Das ist der Augenblick, in dem aus einem aufkommenden Gefühl (oder einer anderen Wahrnehmung) eine ganze automatische (gewohnheitsmäßige) Kette von Ursachen und Wirkungen hervorgeht, die schließlich in Geschichten von mir selbst, Vorstellungen, Hoffnungen, Ängsten, Erwägungen, Erinnerungen, u.s.w. mündet, also in eine von Augenblick zu Augenblick automatisch und unbewusst fortgeführte Erzählung von einem kontinuierlichen Ich. Die Ich-Erzählung "Ist mir egal" gehört übrigens auch dazu. Auch das ist eine spezifische Ich-Konstruktion, die eine gleichgültige Bewertung aller auftretenden Phänomene vornimmt, mit dem Ziel, das Ich vor Leiden zu schützen. Das ist aber nicht das Ziel buddhistischer Praxis. Das Ziel ist, die Dynamiken zu erkennen, die zu Konstruktion und Identifikation mit einem vorgeblichen Ich führen, um diese Automatismen und Gewohnheiten zu verändern.