Beiträge von Bebop im Thema „5 Thesen zu einem Buddhismus im Westen“

    Ich meine, wir reden hier von Ideen und Lebensphilosophien. Das liegt daran, dass ich Religionen überwinden will, und damit hat das institutionelle und die Festlegung von irgendeiner Lehre, einem Dogma, einem Ritual für mich keine Bedeutung. Auch die Gebundenheit an eine Region, ein Land hat mich nicht zu interessieren. Heutzutage ist es nicht schwer, ein Weltbürger oder Kosmopolit zu sein.


    Wie also kann die Buddha-Lehre mein Leben bereichern? Von vornherein ist das - auch wenn es konsumistisch und egoistisch klingt - die m.E. richtige Herangehensweise. Jedes "aber Theravada/Zen/etc. sagt es so" als Prämisse ist unnütz. Jeder prüfe mit seiner Einsichtsfähigkeit. Das, was übrig bleibt, ist dann "meine" buddhistische oder Zen-Praxis, und deine sieht vielleicht ganz anders aus.


    Dennoch will ich zu den 5 Thesen von oben was sagen:


    1. Zen war von Anfang an eine Laienbewegung, denn es war ja nicht institutionalisiert. Eine Gruppe scharte sich offenbar um (einen wohl ordinierten) Bodhidharma in den Bergen und erfand das buddhistische Rad so halbwegs neu. Auch der Buddha war ja ein Laie. Ob Buddha oder Bodhidharma, beiden waren selbstherrlich genug zu bestimmen, wer es würdig war, in ihre Fußstapfen zu treten.


    2. Das Zen hat keine Probleme, sondern einige seiner Lehrer. Die Tibeter faseln immer noch vom Shangrila, auf die eine oder andere Art, ihre Religion ist voller Hokuspokus und Klimbim. Als Nicht-Tibeter muss mich das nicht interessieren, aber das es deren Kultur in Wechselwirkung wesentlich ändert, ist unwahrscheinlich. Ich lese jede Woche, wie völlig von sich eingenommen einer ihrer Tulkus ist (Steven Segal, denn ich als Kampfkünstler durchaus schätze), wir haben also lebende Beispiele herumlaufen für das Versagen dieser Tradition, ethisch Erwachte zu erkennen (das gibt es natürlich auch im institutionalisierten Zen zuhauf).


    3. Die Schulen vermischen sich nur, weil viele Westler sich nicht entscheiden können und ein Mischmasch aus Lehren versuchen, unter einen Hut zu bekommen. In Asien ist das getrennt. Hierzulande gibt es oft nur Eintopf. Ich kann bis heute z.B. aber auch nicht begreifen, wie ein nach Deutschland entsandter japanischer Zen-Meister einen Dualisten wie Thich Nhat Hanh bewundern konnte. Wenn man nur lange genug im Lande ist ...


    4. Der buddhistische Einfluss ist nicht in "allen Lebensbereichen" stark. Das beste Gegenbeispiel sind zunehmende Aufmerksamkeitsdefizite, wie sie von Neurologen ständig angeprangert werden, vor allem befördert durch unseren Umgang mit sozialen Medien. Dadurch steigt das Bedürfnis nach Abhilfe durch MBSR etc., aber die Tendenz geht insgesamt eher zur Ablenkung und mangelnden Konzentration. Das, was als Achtsamkeit erscheint, wie Klimakleber, ist oft einseitig informiertes und hilfloses Getue. Die Achtsamkeit gilt nur den eigenen Anliegen.


    5. Im Westen etabliert sich vor allem eine muslimische Parallelkultur. Die buddhistische ist hingegen relativ bedeutungslos und besteht eher in Utensilien und Einrichtungsgegenständen. Der Buddhismus ist ein Geistestraining, jedenfalls wenn man dieser Interpretation der Karma-Lehre zustimmt, nach der es Gedanken, Absicht, Wille sind, die Konsequenzen bedingen. Einige meinen hingegen, Aktivismus sei wichtig, andere, Nichtstun (stundenlanges Meditieren) sei entscheidend. Da finden sich eher Extreme, denen gemeinsam ist, das sie sich vor allem meinen, körperlich positionieren zu müssen (wie die Klimakleber und die Zazenisten), und erst danach dem Geist widmen.