Beiträge von void im Thema „Ich empfinde den Buddhismus als trost- und hoffnungslos“

    "Der Buddhismus" wirkt gar nicht düster und depressiv. Ich bin mit diesem Vortrag beim Buddhismus gelandet. Der ist super nice und lebensbejahend. Man braucht nur kurz in den Anfang reinhören, dann merkt man es eh schon.

    💎 Über den Aufstieg und seine Voraussetzungen - Dalai Lama (youtube.com)

    Aber je mehr ich mich mit dem Buddhismus beschäftige (vor allem Theravada/Pali-Kanon) desto mehr habe ich den Eindruck, dass es dem Buddha eigentlich nicht darum ging, was da der Dalai Lama erzählt. Auch im Zen hatte ich nicht den Eindruck.

    Ich denke, das hat weniger mit dem Unterschied zwischen den Traditionen zu tun als mit dem Zielpublikum.


    Gautama Buddha sprach vorwiegend zu Ordinierten, also Menschen die sich zur Entsagung entschlossen haben und das Ziel haben in diesem Leben Befreiung zu erlangen. Auch der Dalai Lama ist ein Mönch und gerade in der Gelug Schule wird die Disziplin der Ordinierten sehr ernst genommen


    Um Menschen zu ordinieren, hält sich die tibetische Tradition streng an die vorgeschriebenen Ordinationsrichtlinien und -verfahren für Novizen und voll ordinierte Mönche. Das Mönchtum wird mit höchster Ehrfurcht als Grundlage der Lehre des Buddha betrachtet. sagt Seine Heiligkeit der Dalai Lama:


    Insbesondere der moralische Kodex der individuellen Befreiung ist die Essenz der Lehren des Buddha, so dass man sagt, dass überall dort, wo es einen gelong, einen Träger des Vinaya, gibt, die Lehren des Buddha verweilen und dieser Ort nicht ohne den Lehrer selbst ist.(2)

    Im Bezug auf die Einhaltung des Vinaya weicht der Dalai Lama also nicht von Buddha ab.


    Der Punkt mit der Youtube-Botschaft ist, dass sie sich eben nicht an Ordinierte richtet und nicht einmal an Buddhisten sondern an eine Allgemeinheit.


    Und da versucht der Dalai Lama eben gerade nicht als Spaßbremse rüberzukommen sondern versucht "nice" den Leuten Tips zu geben , sich ethisch, freundlich, wohlwollend und geduldig zu verhalten.


    Je nach Publikum ist die Botschaft eine andere.

    Zitat

    Ich empfinde den Buddhismus als trost- und hoffnungslos


    Vielleicht mach es Sinn an der Stelle zu überlegen, was "Trost" ist . Ich würde sagen etwas ist ein Trost wenn man sich dem im Leid zuwenden kann und es hilft einem.


    Es macht Sinn an dieser Stelle zwischen "tröstlichen Vorstellungen" und "tröstlichen Praxis" zu unterscheiden.


    Mit "tröstliche Vorstellungen" ist das so eine Sache ist. Man kann sich vorstellen, das einem ein Schutzengel besteht oder dass der Hamster jetzt im Himmel ist. Aber wenn das nicht so ist, dann ist das ja ein falscher Trost. Man hat sich etwas vorgemacht.


    Ich denke, dass der Buddhismus auf eine andere Art Trost bietet. Nämlich insofern er die Anleitung zu einer Praxis ist, wo man dadurch dass man weniger anhaftet zunehmend mehr in sich ruht. Das ist natürlich viel schwerer zu verwirklichen.


    Und eine Praxis die zu so einem Trost werden kann - z.B sich mit Vergänglichkeit - mit Alter, Krankheit, Tod zu beschäftigen - enthält viele Elemente die eben unter "verstörende Realität" und nicht unter "erbauliche Vorstellung" fallen.


    Die Beschäftigung mit "verstörender Realität" ist eine Gradwanderung. Im positiven Fall führt sie zur Ernüchterung und Akzeptanz aber im negativen Fall weckt und verstärkt es Ängste oder traumatisiert sogar.