Ich empfinde den Buddhismus als trost- und hoffnungslos

  • Je mehr ich mich mit dem Buddhismus beschäftige, desto mehr habe ich das Gefühl, dass es darum geht, wie man nicht mehr wiedergeboren wird und aus dem Samsara rauskommt (erlöschen).


    Ich habe den Eindruck, dass mit Samsara das Leben (Lebenskreislauf) gemeint ist und es dem Buddha darum ging, wie man da rauskommt, denn man kann sich ja nicht umbringen und sterben, sondern wird dann einfach wiedergeboren und zwar wahrscheinlich noch zusätzlich in eine schlechtere Existenzform.


    Mir ist schon klar, dass man sich im Buddhismus die Wiedergeburt anders vorstellen muss, als im Hinduismus – Anatta usw..


    Aber eigentlich geht es darum, wie man aus dem Kreislauf der Wiedergeburten herauskommt?


    Warum ist es nicht positiv bzw. schön geboren worden zu sein und zu leben?


    „Das Leben im Daseinskreislauf ist leidvoll: Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden; Kummer, Lamentieren, Schmerz und Verzweiflung sind Leiden. Gesellschaft mit dem Ungeliebten ist Leiden, das Gewünschte nicht zu bekommen ist Leiden. Kurz, die fünf Ansammlungen sind Leiden.“


    Ist es das Ziel im Buddhismus nicht zu existieren bzw. aus dem Leben (Samsara) rauszukommen?

  • Ist es das Ziel im Buddhismus nicht zu existieren bzw. aus dem Leben (Samsara) rauszukommen?

    Hängt davon ab, wen du fragst ;)

    Ich würde sagen nein. Wenn schon ein Ziel dann ganz da sein und die Zeit nutzen, ein bisschen Leiden zu vermindern und die Schönheit auch sehen, die ebenfalls da ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Gurkenhut ()

  • Hallo und herzlich willkommen Rolf, obwohl ich meine, Dich schon viel länger zu "kennen" ... :)


    Seit fast 40 Jahren beschäftige ich mich mit buddhistischen Lehren, zunächst über Krishnamurti und entsprechender Literatur des Zen wie "Anfängergeist" etc.


    Mir ist nicht einmal der Gedanke gekommen, die Befreung von Samsara und dem üblichen Leid sei negativ. Das kann ich leider nicht nachvollziehen. Leider deshalb, weil ich nicht wüsste, wie ich Dir helfen könnte.


    Mitgefühl ist da. Es muss sehr leidvoll sein, so zu empfinden.

    Andererseits wird auch deutlich, wie Leiden entsteht. Du vermehrst es noch zusätzlich durch Deine negative Haltung.


    Die Lehre ist äußerst positiv, denn sie vertröstet Dich keineswegs auf ein Jenseits oder weiteres Leben. Das machen die Interpreten.


    Ganz im Gegenteil, Du hast sofort Hier und Jetzt die Wahl bzw. Möglichkeit, Dein Leben in die Hand zu nehmen und zu verändern. Du bist verantwortlich, kein Buddha, kein Gott ...


    Aus eigener Erfahrung kann ich Dir versichern, dass allein ein ernsthafter Perspektivwechsel Dein Er-Leben derartig ändert, dass Du Dich fragst, wie Du nur zu so einer Annahme kommen konntest.

    Mein Leben cveränderte sich total. Dafür bin ich sehr dankbar.


    Vergiss den Quatsch und richte Deinen Blick nur auf den nächsten Schritt.


    "Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück" - SHDL"


    Alles Gute Für Dich

    :heart: _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Letzten Endes, also in letzter Konsequenz, ist alles irgendwie dem Leiden unterworfen oder unbefriedigend. Nämlich deshalb, weil wir bestimmten Illusionen unterworfen sind, zum Beispiel dass alles beständig ist und wir ein permanentes Selbst haben. Wir klammern uns an Dinge, als ob sie beständig wären, und wenn wir irgendwann erkennen sollten, dass dem nicht so ist, dann leiden wir. Oder wir verlangen nach unerreichbaren Dingen und leiden, wenn wir sie nicht kriegen. Oder wir wollen Unvermeidbares vermeiden und leiden, wenn es eintritt. Das alles ist Alltag, jeder Mensch erfährt irgendetwas dieser Art.


    Es geht darum, dieses Leiden zu beenden. Wir erfahren dann zwar immer noch die Ereignisse, unter denen vorher wir gelitten haben, aber wir leiden nicht mehr darunter. Und es ist schließlich auch nicht so, dass alles im Leben nur ein Jammertal wäre und wir uns permanent schmerzgepeinigt auf dem Boden krümmen würden.


    Als trost- und hoffnungslos empfinde ich die Lehre Buddhas nicht, denn sie beschreibt ja gerade den Ausweg aus dem Leiden. Mit Buddha ist es so wie beim Arzt, der feststellt, dass Du krank bist und welche Krankheit Du hast, und dann die Behandlung verordnet, damit Du gesund wirst. Würde der Buddha meinen, es gäbe keine Lösung, dann wäre seine Lehre irgendwie hoffnungslos, aber zum Glück ist dem nicht so.

  • Warum ist es nicht positiv bzw. schön geboren worden zu sein und zu leben?


    „Das Leben im Daseinskreislauf ist leidvoll: Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden; Kummer, Lamentieren, Schmerz und Verzweiflung sind Leiden. Gesellschaft mit dem Ungeliebten ist Leiden, das Gewünschte nicht zu bekommen ist Leiden. Kurz, die fünf Ansammlungen sind Leiden.“


    Ist es das Ziel im Buddhismus nicht zu existieren bzw. aus dem Leben (Samsara) rauszukommen?

    Das ist für vielen Buddhisten tatsächlich das Ziel. Aus Samsara herauszukommen. Dem Kreislauf von Geburt und Tod. Wiedergeburten.

    Wiedergeburt ohne atta macht keinen Sinn. Weil das sinnlos ist, machen die Lehren des Buddhismus hoffnungslos.


    Weil mir das schon sehr früh klar war, habe ich mich auf die Worte des Buddha im Palikanon konzentriert.

    So hat Buddha das gesagt bei der ersten Begegnung mit seinen fünf Freunden.

    Zitat

    https://suttacentral.net/sn56.…hlight=false&script=latin

    Und das ist die edle Wahrheit vom Leiden:

    Idaṁ kho pana, bhikkhave, dukkhaṁ ariyasaccaṁ—

    Wiedergeburt ist Leiden; Alter ist Leiden; Krankheit ist Leiden; Tod ist Leiden; mit Ungeliebtem vereint ist Leiden; von Geliebtem getrennt sein ist Leiden; nicht bekommen, was man wünscht, ist Leiden. Kurz, die fünf mit Ergreifen verbundenen Aggregate sind Leiden.

    jātipi dukkhā, jarāpi dukkhā, byādhipi dukkho, maraṇampi dukkhaṁ, appiyehi sampayogo dukkho, piyehi vippayogo dukkho, yampicchaṁ na labhati tampi dukkhaṁ—saṅkhittena pañcupādānakkhandhā dukkhā. Variant: pañcupādānakkhandhā → pañcupādānakkhandhāpi (pts1ed, mr)


    Wiedergeburt, Alter, Krankheit, Sterbephase, Gefühle der Gier, Hass, Vorstellungen, sind Leiden.

    Warum? Kurz, die fünf mit Ergreifen verbundenen Aggregate sind Leiden. Mein Körper, Mein Geist, Mein Leben, Meine Erfahrungen, Meine Umwelt. Soweit so gut.


    Es ist also das Ergreifen der Wiedergeburt, das Leiden ist.

    Das nennt Buddha als Erstes und das hat seinen Grund darin, dass dieses Ergreifen und Festhalten an dem Wiedergeburtskreislauf/Samsara das Leiden ist, das alle anderen verstärkt.


    Buddha hat seine Ausbildung in den ihn umgebenden Religionen und er hat erkannt, dass der feste Glaube an Samsara das Leiden ist, das zuerst vermindert und ausgerissen werden muss.


    Alle seine Lehrer wurden nicht befreit, waren gefangen in was auch immer und dieses wollte Buddha verstehen. Er setzte sich also unter dem Baum. Dort vernichtete er seinen Glauben an Samsara. Erst danach konnte er frei und unbeschwert das Leben leben.

    Er sah Samsara und hielt nie wieder daran fest, ohne es anderen auszureden, denn er hatte erfahren, dass es unmöglich ist, einem Menschen das abzunehmen. Aus Samsara, dem Kreislauf der Wiedergeburten, muss sich jeder selbst befreien.

    Erst dann wird das Leben eine reine Freude.

    Die stille unbegreifliche Zufriedenheit erscheint, wenn Samsara/Wiedergeburtskreislauf vernichtet ist. Dann ist Nirvana befreit von jedem festhalten wollen.


    Das ist gültig für alle Religionen. Eine „Rückwendung“ geschieht in der Wegwendung von jedem Hoffen auf Götter und Paradiese oder Höllen. Die einzige Hoffnung, die bleibt, ist das Leben so glücklich und so lange wie irgend möglich zu leben, dann ist selbst der Sterbeprozess kein Leiden. Das Leben für irgendwelche egal welche Glaubensgemeinschaft hinzugeben, ist unmöglich geworden. Man ist parteiisch, ohne parteilich zu sein.


    Wenn ich als Christ der Wiederauferstehung den Stachel der Eitelkeit entziehe oder zu den 144000 Auserwählten gehören will, dass ich auch zur Rechten Gottes sitzen werden, wird das Leben leicht. Der feste Glaube an die Wiederauferstehung macht mehr Leiden als jeder Krieg und löst alle Kriege aus, nach dem Krieg ist alles besser, wer es gut haben will, muss erst mal leiden.


    Darum bin ich kein Buddhist, kein Christ oder Moslem, es gibt keine Wiedergeburt, von der ich im Leben weiß.

    Ich folge auch nicht mehr der Lehre Buddha, ich bin die Lehre und dieses Leben ist mein Floß.

    Die Weisheit des Buddha, wie das Leben glücklich wird, ist ein ungeheurer Schatz an Worten.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Und während diese Lehrrede gesprochen wurde, ging dem Ehrwürdigen Koṇḍañña das unbefleckte, makellose Auge des Dhamma auf:

    Imasmiñca pana veyyākaraṇasmiṁ bhaññamāne āyasmato koṇḍaññassa virajaṁ vītamalaṁ dhammacakkhuṁ udapādi:

    „Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende.“

    “yaṁ kiñci samudayadhammaṁ sabbaṁ taṁ nirodhadhamman”ti.


    Das ist wirklich die wahre Erkenntnis. Ein Anfang bedingt das Ende und das Ende kann kein Anfang sein.

    Anfang ist immer Anfang und Ende ist immer Ende.

    Und was ist dazwischen?

    Leben.

    Und wo ist Wiedergeburt?

    Siehst du in dem dazwischen Wiedergeburt?

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Paul Williams: Der Buddhismus ist hoffnungslos
    Der Buddhismus-Forscher Paul Williams erklärt, warum der Dalai-Lama die christliche Tugend bewundert, welchen Missverständnissen der Westen aufsitzt und warum…
    www.diepresse.com


    Hier schreibt ein ehemaliger Buddhist über das Thema

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Hier schreibt ein ehemaliger Buddhist über das Thema

    Er hat damals ein Buch darüber geschrieben, das ich zu einer Zeit gelesen habe, in der ich mich zwar schon intensiver mit damit beschäftigt, mich ihm jedoch noch nicht dem Buddhismus zugehörig gefühlt habe. Es hat mich gar nicht beeindruckt.


    Sein Hauptargument, das er immer und immer wieder wiederholt ist das, dass die Person, die wiedergeboren wird, nicht Paul Williams ist, und im Christentum bleibt Paul Williams nach seinem Tod Paul Williams.


    Davon abgesehen beschreibt er selbst in dem verlinkten Artikel, wenn man den Kontext beachtet, nicht den Buddhismus ganz allgemein als hoffnungslos, sondern nur auf eine gewisse Weise, also in dem Sinne, dass man in dem aktuellen Leben kaum Hoffnung hat, zur Erleuchtung zu gelangen, und es mit dem Tod mit der eigenen Person aus ist und man geliebte Menschen danach nicht wiedersehen wird.


    Selbstverständlich gibt es auch im Buddhismus Missstände, die zurecht kritisiert werden können, aber die gibt es selbstverständlich auch in seiner neuen Religion, dem Katholizismus. Ich weiß gar nicht, was er erwartet hat – etwa, dass alle Buddhisten Heilige sind?

  • Danke Sigala,

    dukkha, ich brauche keine Beweise, dass irgendein verblendeter "Verstandesverehrer" Aussagen aufgrund seiner Begrenzheit von einem hochangesehenen tibetischen Mönch interpretiert.

    _()_

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Vor 40 Jahren, als ich gläubige Christin war - allerdings bei den Zeugen Jehovas, da empfahl eine Freundin mir ein Buch von "Ehemaligen".


    Schon damals hat es mich erschüttert, wie respektlos ... sich vorallem Unwissende verhalten. Sie wollen nix über den Glauben der Freundin hören, haben aber auf jeden Fall eine Meinung.

    In all den Jahren haben sie ihr Leiden nicht beenden können und jammern immer noch über das Wetter.

    Aus dieser Ignoranz entstehen Kriege.

    _()_

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    Einmal editiert, zuletzt von Monikadie4. ()

  • Ich weiß gar nicht, was er erwartet hat – etwa, dass alle Buddhisten Heilige sind?

    Und dann wird man auch in buddhistischen Kreisen mit der Realität konfrontiert. Schlimm! *ironieoff

  • Ein gläubiger Buddhist kann seinen glauben verlieren, entweder durch die Erleuchtung oder den teufel im Herzen.

    Ein Glaube bietet zwar manchmal Trost und Hoffnung, aber er kommt immer mit Zweifel im Gepäck.

    Setzt man jetzt alles auf den glauben an Gott, dann muss man sich die buddhistische Lehre schlecht reden.


    Für manche ist es unverständlich dass es Leute gibt, die raus aus diesen Kreislauf wollen.

    Ich lebe gerade ein Leben, dass für viele wohl paradiesisch ist, aber irgendwann entsteht eine Art von Sättigung und Reizlosigkeit gegenüber dem Dasein, und hätte ich meine Schäfchen nicht schon im trockenen, würde ich die ganze Welt immer wieder für einen Augenblick der Befreiung eintauschen. Irgendwann ist es genug, man ist genug, und dann fällt es viel leichter loszulassen .


    Aber das studieren der Bücher usw reicht nicht aus. Ununterbrochen muss das Herz und deren Besucher untersucht werden.

    Da findet man dann Himmel und Hölle, Samsara und Nibbana. Dort löst man alle Probleme und fesseln, bis nur noch Liebe entsteht und zum letzten Mal vergeht.


    Mögen wir alle Frieden finden!

  • Also ich finde diese Religion als eine der positivsten überhaupt, weil sie Angebote macht und keine Regeln oder Gesetze - so empfinde ich es.


    Mein Ziel wäre es nicht x-Mal zu leben, außerdem was habe ich davon, wenn ich jedes Mal, wenn ich denke ich weiß was, wieder bei Null anfange?


    Ich mag das Christentum nicht, weil es quasi einen Freibrief gibt sein Leben lang zu sündigen und dann bittet wird einem vergeben, der Buddhismus setzt auf Eigenverantwortung.

  • Manchmal kommt der Gedanke: Eigentlich bist du tot. Keine Ziele, kein Verlangen, das ist tot.

    Meist, wenn ich mir gerade mal wieder etwas zu wiederholten Mal am Tag mache.

    Wie langweilig, willst nicht noch was anderes machen?


    Ich mache einfach weiter und sage vielleicht noch: Mir gefällt es tot zu sein. Betrachte also nur den Gedanken, wie ein Fernsehbild und er vergeht wie eben ein Film auch. Was soll ich mich von Vorstellung eines Fremden aus der Ruhe bringen lassen?

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Warum ist es nicht positiv bzw. schön geboren worden zu sein und zu leben?

    Es hat eine schöne und eine hässliche Seite, Freuden gibt es und Leiden gibt es auch. Dann gibt es noch das Glück der Loslösung, das ist ohne Leiden, es tritt ein wenn man nichts mehr begehrt.

  • Warum ist es nicht positiv bzw. schön geboren worden zu sein und zu leben?


    „Das Leben im Daseinskreislauf ist leidvoll: Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden; Kummer, Lamentieren, Schmerz und Verzweiflung sind Leiden. Gesellschaft mit dem Ungeliebten ist Leiden, das Gewünschte nicht zu bekommen ist Leiden. Kurz, die fünf Ansammlungen sind Leiden.“

    Aus meiner Sicht wird in diesem Zitat oben gesagt, dass es im Buddhismus nur um das Erlöschen von unnötigen Leiden geht, die man sich selbst unnötig zufügt hat ausgelöst durch Wut, Hass, Gier, Verblendung, Unwissenheit, usw.


    Das Zitat oben besagt nur, dass es im Buddhismus gegen Alter und Tod kein Mittel gibt, weil es dagegen überhaupt kein Mittel gibt. Die Dinge vergehen und wir selbst auch. Dies zu akzeptieren ist Teil der Lehre Buddhas. Das ist nicht negativ zu verstehen. Die Dinge sind einfach so.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

    Einmal editiert, zuletzt von Anandasa ()

  • irgendein verblendeter "Verstandesverehrer"

    Das Problem an Paul Williams ist, dass er nicht irgendein, sondern sehr wohl ein angesehener (inzwischen emeritierter) Buddhismus-Forscher ist, der eines der Standardwerke über den Mahayana verfasst hat. Ein entsprechendes Aufsehen hat seine Bekehrung bzw. Rückkehr zum Christentum gemacht und eine entsprechende Wirkung auf christliche Leser kann daher vermutet werden.


    Aufgrund seiner Kompetenz, die er als angesehener Forscher hat bzw. haben sollte, habe ich ein interessantes Buch erwartet. Ich wurde enttäuscht, umso mehr, als ich damals bereits eines seiner akademischen Bücher über den Buddhismus bereits gelesen hatte.


    Andererseits war mir klar, dass es eher für den Buddhismus spricht, wenn so jemand auf solche Art von Argumenten zurückgreifen muss, zum Beispiel auf Wunschdenken und Zirkelschlüssen (also in etwa so: "Als Christen sind wir berechtigt zu sagen, dass wir theologisch wissen, dass der christliche Glaube wahr ist. Was mit der Wahrheit unvereinbar ist, ist falsch. Daher ist die buddhistische Lehre X falsch, weil sie mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar ist.").


    Von Bhikkhu Sujato gibt es eine gute Rezension zum Buch: Zufriedenheit und Hoffnung - oder: Warum Paul Williams den Buddhismus falsch sieht. Er beschreibt sehr gut die Argumentation von Paul Williams. Was allerdings Bhikkhu Sujato über das Verständnis des Begriffs "Wiedergeburt" in der Bibel schreibt, halte ich für falsch, denn Jesus meinte mit "Wiedergeburt" ganz sicher nicht die Wiedergeburt im buddhistischen Sinn.

    Einmal editiert, zuletzt von sigala () aus folgendem Grund: Beschreibung der Argumentation Paul Williams umformuliert

  • Warum ist es nicht positiv bzw. schön geboren worden zu sein und zu leben?

    Nun ja, es ist ein ausgesprochen großes Glück, als Mensch geboren zu werden und nicht zum Beispiel als Tier oder schlimmer. Wieviel Tiere gibt es und wie viele Menschen?

  • Ist es das Ziel im Buddhismus nicht zu existieren bzw. aus dem Leben (Samsara) rauszukommen?

    Um die liebe Grukenhut zu zitieren:

    Hängt davon ab, wen du fragst ;)


    Das Ziel der buddhistischen Praxis ist die Überwindung von Dhukka. Hier und jetzt, in diesem Leben. Und in den Vier Edlen Wahrheiten wird auch ganz gut beschrieben, wie.


    Wenn Dein Leben schon Dhukka-frei ist, wenn Du so glücklich bist, wie Du sein kannst, dann denke ich, es gibt für Dich nichts zu tun. Alles super.


    Wenn nicht, bietet der Weg des Buddha einen Ansatz, dieses Dhukka zu vermindern, wenn man das will. Ganz konkret. in diesem Leben.


    Verstehe ich Dich richtig, dass Du lieber Unglück in diesem Leben in Kauf nehmen würdest, um wiedergeboren zu werden? Sogar wenn, wie Du selbst schreibst, diese buddhistische Wiedergeburt keine Reinkarnation ist, also keine persönliche Wiedergeburt? Ich möchte nicht so viel spekulieren, aber das würde mir sehr christlich geprägt vorkommen.


    Mal davon abgesehen, dass wichtige Lehrer wie Ajahn Chah den Begriff Wiedergeburt ganz unabhängig von der körperlichen Geburt und dem körperlichen Tod verstehen, aber das ist ein anderes Fass.


    Liebe Grüße und viel Liebe,

    Aravind.

  • Warum ist es nicht positiv bzw. schön geboren worden zu sein und zu leben?

    Nun ja, es ist ein ausgesprochen großes Glück, als Mensch geboren zu werden und nicht zum Beispiel als Tier oder schlimmer. Wieviel Tiere gibt es und wie viele Menschen?

    Ich frag mal den Pudel, ob er was von Menschengeburt weiß oder davon, das es eine glückliche Fügung ist, dass er als Pudel geboren ist.

    Dass eine Geburt als Mensch etwas Besonderes ist, ist der Hybris der Menschen geschuldet. Darüber kann man nur den Kopf schütteln. Ein Hinweis, wie tief ein Mensch fallen kann.


    Meine Großmutter stürzte bei mir in die Hölle, als sie mir sagte, dass die Lange's schon immer etwas besonders Ehrenwertes sind. Da hab ich mich geschämt, ein Lange zu sein.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Dass eine Geburt als Mensch etwas Besonderes ist, ist der Hybris der Menschen geschuldet. Darüber kann man nur den Kopf schütteln. Ein Hinweis, wie tief ein Mensch fallen kann.

    Dass Dein Pudel ein glückliches Leben hat, bezweifle ich doch gar nicht! Aber was ist mit Amöben, Ratten und Kakerlaken?


    Wir sind jedoch in einem buddhistischen Forum und gemäß der buddhistischen Lehre kann nur ein Mensch ins Nirvana eingehen und das ist etwas Besonderes. Ob man nun Dein glücklicher Pudel ist oder ein Gott, letztendlich bleibt man dem Samsara unterworfen.

  • Ist es das Ziel im Buddhismus nicht zu existieren bzw. aus dem Leben (Samsara) rauszukommen?

    Das würde ich - zumindest für den Theravada - Buddhismus - halbwegs bejahen, denn man strebt nach einem Leben ohne (vermeidbare!) Leiden - Nibbana/Nirvana - , nicht zuletzt deshalb, um, wenn dieses Leben beendet ist, keine weitere Wiedergeburt des "Bewusstseinskontinuums" und Karmas durch "Daseinsbegierde" zu ermöglichen.

    Warum ist es nicht positiv bzw. schön geboren worden zu sein und zu leben?

    Weil das Leben leidvoll ist und das Leiden sich unendlich fortsetzt, wenn nicht an der Auslöschung des Leidens gearbeitet wird.


    Empfindest du den Buddhismus als "trost- und hoffnungslos", weil er keinen Himmel und "ewige Glückseligkeit" verspricht?

    Die Wahrheit von Krankheit, Alter, Tod usw. , von Menschen als "grausam" bewertet, wird im Buddhismus nicht beschönigt oder gar geleugnet.

    Das kann natürlich erst einmal herunterziehen, Hoffnung nehmen, besonders, wenn man mit christlichen Glaubensvorstellungen aufgewachsen ist.


    Mit Beginn der buddhist. Praxis lernt man allerdings, die Gegebenheiten zu akzeptieren/anzunehmen und (inneren) Frieden/Gleichmut zu kultivieren.

    Ich finde, das sind tröstliche Aussichten, welche die Hoffnung, dass "alles gut wird" unterstützen können...

    Würde der Buddha meinen, es gäbe keine Lösung, dann wäre seine Lehre irgendwie hoffnungslos, aber zum Glück ist dem nicht so.

    Uralter "Witz":

    Ein Mann trifft einen Bekannten und fragt ihn, wie es ihm gehe. "Sehr schlecht", antwortet dieser, "ich mach' mir immer in die Hose!" Einige Wochen später treffen sich die Beiden wieder.

    "Und, wie geht es dir jetzt?" fragt der Mann. "Viel besser", entgegnet der Bekannte, "ich war beim Psychiater!"

    "Du machst also nicht mehr in die Hose?" erkundigt sich der Erste. Da strahlt der Zweite:

    "Doch, schon, aber ES MACHT MIR NICHTS MEHR AUS!" ----


    SO "wirkt" Buddhismus!

    Du wirst geboren, erlebst Krankheiten, Verluste, Alter, Sterben usw. - aber es macht "dir" nichts mehr aus. :)


    Wenn DAS kein Trost ist..... ;)

    Die einzige Hoffnung, die bleibt, ist das Leben so glücklich und so lange wie irgend möglich zu leben, dann ist selbst der Sterbeprozess kein Leiden.

    Wieso "der Sterbeprozess kein Leiden" sein soll, wenn das Leben "glücklich und so lange, wie irgend möglich" gelebt wurde, erschließt sich mir nicht. :?

    "Weniger leidvoll", weil man ein glückliches Leben, ohne anzuhaften, führte, kann ich mir dagegen vorstellen, weil das "Loslassen" dann wohl leichter fällt....


    Jeder hofft wohl auf einen sanften Übergang ohne Leiden, Gläubige beten zusätzlich für eine "gute Sterbestunde" - sicher helfen kann die Palliativmedizin.

    Ein Glaube bietet zwar manchmal Trost und Hoffnung, aber er kommt immer mit Zweifel im Gepäck.

    Ja, und beim Praktizieren der Buddhalehre ist man anfangs gleichfalls auf Glauben und Vertrauen zum Dhamma/Dharma angewiesen, während mit ersten positiven Erfahrungen/ "Wirkungen", Hoffnung und Zuversicht auf Erreichen eines befreiten, gleichmütigen Zustandes

    wachsen....

    Zweifel (5. Hindernis/Hemmnis) können jedoch temporär auftreten, wie bei reinen (theistischen) Glaubensreligionen auch, zumindest solange, bis man die Stufe eines Sotapanna erreicht hat.


    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Danke für die vielen Antworten, tut mir leid, wenn ich nicht auf alle eingehe. :)


    "“Und, wie geht es dir jetzt?" fragt der Mann. "Viel besser", entgegnet der Bekannte, "ich war beim Psychiater!" "Du machst also nicht mehr in die Hose?" erkundigt sich der Erste. Da strahlt der Zweite: "Doch, schon, aber ES MACHT MIR NICHTS MEHR AUS!" ---- SO "wirkt" Buddhismus!

    Du wirst geboren, erlebst Krankheiten, Verluste, Alter, Sterben usw. - aber es macht "dir" nichts mehr aus. :)““


    Ich hab mir letztens den Film Dead man walking angeschaut und da wird ein Insasse, der zum Tode verurteilt ist, seelsorgerisch betreut.


    Ich wüsste gar nicht, was ich dem sagen soll.


    „Du leidest, weil du an deinem Körper anhaftest“, „Alles ist vergänglich“, „ES GIBT GAR KEIN ICH!“, „Der Moment ist, wie er ist, weder gut noch schlecht, das zu verstehen und zu akzeptieren ist der Schlüssel zum Glück“, „Dein Leid ist nur geistigen Ursprungs“, „Form ist Leerheit und Leerheit ist Form“,


    „Ja, klar leidest du. Es ist ja auch alles leidvoll. Selbst das Glück – weil es vergänglich ist. Wenn du glück hast, wirst du nicht mehr wiedergeboren und bist raus aus dem Albtraum. Aber ich fürchte du kommst nach der Hinrichtung eher in die niedrigsten Bereiche in puncto Wiedergeburt.“

    Einmal editiert, zuletzt von Rolf82 ()

  • Lieber Rolf, den Film hab ich damals im Kino gesehen. Er hat mich sehr berührt.

    Die Aussage des Films ist jedoch, die Todesstrafe abzuschaffen. Und obwohl der Verurteilte grausamst gehandelt hat, wird er von der Seelsorgerin "bekehrt" und bereut. Er wird innerlich ruhig und erwartet seine aus Sicht des Landes berechtigte Strafe tapfer.


    Kein erfahrener Buddhist wird ihm sagen, er habe gar kein ICH oder er wird in niedrigere Bereiche wiedergeboren.


    Ich habe das Heftchen "unsere wirkliche Heimat". Da spricht Ajahn Chah mit einer im Sterben liegenden Frau. Das lese ich manchmal, wenn mir danach ist.


    Und der Witz vom Psychiater trifft es auch nicht. Wer auf dem Weg der Befreiung ist, macht vielleicht auch nicht mehr in die Hose.


    Mit dem Aufgeben der Illusion beginnt das Ende des Leidens. Dazu gehört auch das Beenden von Vorstellungen darüber, wie etwas sein soll, was ich wohl wann wie sage usw.

    Lebe einfach im JETZT von Moment zu Moment.


    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Wieso "der Sterbeprozess kein Leiden" sein soll, wenn das Leben "glücklich und so lange, wie irgend möglich" gelebt wurde, erschließt sich mir nicht. :?

    Das versteh ich, denn du siehst den Sterbeprozess nicht als Leben an.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.