Beiträge von Bhavanga im Thema „Achtsames Gehen/ Gehmeditation“

    Aber so wie im Sitzen, dass man komplett abgelöst sein kann vom Körper

    Das habe ich als Verblendung erkannt, das hat der Buddha immer verworfen. Abgelöst sein vom Körper ist mit Sicherheit fliehen vor dem Realen. Die Sinneswahrnehmungen real wahrnehmen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, ist ein Sitzen, das ein Qualität hat, die ich nicht kommunizieren kann.

    Ja, eine Bewusste Entfremdung ist eine Verzerrung. Aber mal angenommen, du meditierst nach der Anapansati Sutre. Dann hast du erst die körperlichen Gestaltungen beruhigt, dann etwas später die geistigen. Also alles beruhigt, was Körper und Geist "gestaltet". Klar ist man dann nicht entfremdet von sich, jedenfalls zunächst nicht. Eine Entfremdung wäre ja an sich wieder eine Gestaltung, etwas erregendes, was beruhigt oder aufgelöst werden müsste.


    Aber wenn Körper und Geist völlig still, völlig beruhigt sind, dann ist man von den Dingen, die einen sonst bewegen komplett befreit. Auf dem Weg dorthin sieht man sich vielen einströmenden Gestaltungen konfrontiert, die eben aus dieser Ruhe wieder heraus heben würden. Ich erlebe den Prozess so, dass ich mich nach und nach von diesen Dingen ablöse bzw. sie von mir, und eben zur Ruhe und Klarheit finden kann dadurch. In dieser Ruhe, haben die Sinneswahrnehmungen eine hohe Qualität, das stimmt, und man ist eins mit ihnen.


    Entschuldige, wenn ich das so ausgedrückt habe, dass die Trennung von den Körpereindrücken als Ziel aufgefasst werden könnte - weil genau die etwas wäre, was dem eigentlichen Ziel im Wege stehen kann. Wenn sie komplett beruhigt sind, dann können sie aber auch von selbst in den Hintergrund fallen und schwinden, wenn die Konzentration auf etwas anderem liegt und dabei ruht.

    Qualia ja also, ich meine vertiefen kann man sich schon, aber man muss halt die ganze Zeit dabei noch aufpassen. Die Umgebung wird quasi mit Meditationsobjekt, aber sie ist nicht regungslos und sie erfordert beständige Konktrolle und Reaktionen. Wenn ich gehe, kann ich jederzeit einfach so mit anderen reden oder auf die Dinge reagieren, sonst wäre das ja auch gefährlich. Die Konzentration bricht dann natürlich für einen Moment weg und muss evtl. wieder aufgebaut werden. Das ist wie eine Ablenkung, die einem beim Sitzen passieren würde, die bringt einen auch kurz raus.


    Aber so wie im Sitzen, dass man komplett abgelöst sein kann vom Körper und von allen Spannungen unbeeinträchtigt, das geht im Gehen sicher nicht. Das ist wie beim Fahradfahren, den Lenker ganz loslassen und nicht mehr hinsehen - das geht nur eine Weile gut, aber irgendwann rauscht man irgendwo gegen, oder legt sich lang. Dafür erlauben sich eben Achtsamkeit und die Sammlung auf den Körper, während man ihn weiter in der Welt herum balanciert.

    Danke für die schöne Unterscheidung. Ich war immer noch etwas verwirrt, wie die verschiedenen Techniken eingeordnet werden. Da ist ja wirklich je nach Technik dann auch ein Zwischenbereich im Thema achtsame Bewegung und konzentrative Meditation?


    Ich selbst kam mit Gehmeditation von Thich Nhat Hanh erneut in meinem Leben zur Meditation und damit zum Buddhismus. Eine schöne Praxis, die sich in seiner Variante anscheinend eher den Effekt der Sammlung auf den Körper und der Sinneswahrnehmung im Hier & Jetzt konzentriert.


    Eine wirklich schöne Übung, ich habe sie über Jahre hinweg beibehalten und immer wieder zusätzlich zur Sitzmeditation geübt. Mittlerweile empfinde ich es als Übung, die ich bei jeder Art zu gehen praktizieren kann - ich gehe einfach, und achte zuerst auf Atem und die Schritte an den Fusssohlen. Das kann man gut üben, indem man die Schritte, die man für jeden Atemzug braucht, abzählt.


    Dieser Weg geht dann wie ein Zick Zack zwischen Füssen und Atem (Brust, Gesicht) hin und her. Während sich die Achtsamkeit entfaltet, erlaubt erst die festere Verankerung im Atem die Achtsamkeit auf die Füsse/Beine weiter aufzubauen, und ist diese ebenfalls stabil, erlaubt sich eine tiefere Verankerung im Atem. Das ganze zusammen mit einer Entspannung des Körpers und der Bewegungen, verbindet sich genauso wie das Loslassen in der Sitzmeditation. Und mir scheint es nicht wirklich hinderlich, wenn man sich beim Gehen noch orientieren muss, so lange man geistig gesammelt und konzentriert bleibt und die Achtsamkeit auf den Objekten genügend aufrecht erhält sowie geistige Ablenkungen genug im Zaum hält, genauso wie bei der Sitzmeditation.


    Im Ziel sind der ganze Körper und die Aussenwahrnehmung in der Achtsamkeit, entspannt, wach und frei, und man wandelt in diesem Zustand umher...ich habe das schon häufiger vorübergehend erlebt, das ist ein herrliches Gefühl, und es baut prinzipiell die gleiche Wirkung auf bzw. erhält sie wie eine Sitzmeditation. Besondere Techniken zum Gehen sind nicht erforderlich glaube ich, es ist aber förderlich, langsam und entspannt zu gehen. Jhana geht aber logischerweise nicht gut, nur die Sammlung auf dem Körper, Achtsamkeit und geistige Kontrolle, zusätzlich ermöglicht es scheinbar Training und Unterscheidung von bewusster/unbewusster Bewegung. Als nächstes probiere ich diese Technik beim Joggen (Ausdauerlauf).


    Kennt jemand diese oder ähnliche Techniken, bzw. wo sie gelehrt und verwendet werden? Oder weiss jemand Bücher zu diesem Thema, also dieser Art der Gehmeditation die nicht achtsames Gehen ist, sondern Sammlung auf dem Körper während der Bewegung? Ich bin interessiert, mehr darüber zu lernen