Beiträge von Thorsten Hallscheidt im Thema „"Himmel" oder Nibbana/Nirvana? (MN97) - Glücklich leben - jetzt und hier...“

    Ich denke, die Frage nach dem Freien Willen ist ungefaehr so in ihrer Art, wie jemand behaupten koenne, 'sie lebe', obwohl sie im Kern aus Molekuelen, also 'toten Teilchen' besteht. Wer das abstreitet, mh, der macht sich was vor. Ja sicher, jede/r fuehlt sich wohl als was Besonderes - in Abgrenzung zu einem Stein etwa.

    Auf der kleinsten Ebene (jenseits noch von Molekülen und Atomen) findet sich nur noch Energie und Bewegung. Und was anderes ist das Leben? Tot ist da nichts. Und die Kausalität? Selbst da ist auf kleinster Ebene nicht alles so eindeutig, dass man von einem hermetischen Determinismus ausgehen könnt


    Physik: Kausalität in der Quantenwelt
    In unserer Welt ist ein Ereignis stets entweder die Ursache oder die Wirkung eines anderen, doch auf Quantenebene trifft das nicht immer zu
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    Weiter- (nicht wieder-)geboren wird das Geisteskontinuum, in dem immer wieder die Illusionen von Welt, Person, Geburt und Tod mit allen darin befindlichen Formen von Leiden, Glück und sonstigen Verstrickungen entstehen und vergehen. Diese Wolken sind so dicht und gewohnt, dass wir sie für die Welt halten, sie können aber auch kleine Lücken aufweisen, hinter denen das Erwachen kurz aufscheint, oder im Erwachen ganz vergehen. Das Geisteskontinuum selbst hat weder Anfang noch Ende. Die Person und die Vorstellungswelt eines "Gottes" in einer "Himmelswelt" entspricht einer besonders dichten Bewölkung: Das sinnliche Glücksempfinden ist so umfassend, dass ein Zweifel oder ein Wunsch nach Befreiung aus diesem Zustand gar nicht erst entstehen. Im Vergleich zu früheren Jahrhunderten, leben viele von uns in einer solchen "heilen" Welt. Auch in der Welt der Hungergeister sind die Wolken sehr dicht. Das Elend ist so groß, dass kein Gedanke an Befreiung, jenseits von Wünschen und Wollen, aufscheinen kann, denn alles ist von Leid, Mangel, Begierde und Hass bestimmt. Auch diese Form von Schicksal gibt es in unserer Menschengegenwart. Auf der Basis der Sila kann ich zu einer Existenz finden, die Raum lässt, sodass sich Lücken zwischen den Wolken auftun können. So eine Lücke ist entscheidend, um die Wolken (meine Vorstellungen von Ich und Welt, meine Wünsche und Begierden, das ganze Samsara eben) überhaupt erst als etwas zu erkennen, das etwas anders verbirgt, und diese Wolken eben nicht für die letztliche Wirklichkeit zu halten. Allerdings sind diese Lücken nicht verfügbar. Diese Unverfügbarkeit ist der Grund dafür, dass Wollen diese Erfahrung sogar völlig unmöglich macht. Ich kann die Wolken nicht aufreißen wollen, weil dieses Wollen nur eine weitere Verdichtung der Wolken erzeugt. Ich kann lediglich alles Wollen und Wünschen loslassen, und so die Voraussetzungen schaffen, dass sich irgendwann vielleicht der Himmel öffnet. Das kann Jahre dauern – oder nie geschehen. Das Nicht-Wollen ist sehr einfach und extrem schwierig zur gleichen Zeit. Wenn es nicht gelingt vor dem Tod, ist ein Weitersein in himmlischen Gefilden vielleicht eine kleine Erlösung. Das Erwachen ist unter zu positiven Lebensumständen aber nur schwer zu finden. Daher wahrscheinlich auch der milde Tadel des Buddha.