Beiträge von Anna Panna-Sati im Thema „Menschen töten als Buddhist“

    Ja, hinterfragenswert ist dieser Rat sicherlich, besonders für (wehrhaftere) Erwachsene.


    In meinem Fall hätte wehren keinen Sinn gemacht, ich war noch ein (halbes) Kind, wog vielleicht 44 kg und er war nicht nur ein kräftiger erwachsener Mann, sondern noch dazu Soldat (Nahkampfausbildung!).


    Meine Mutter hatte von vielen Fällen gehört, wo Mädchen während oder nach der Vergewaltigung getötet wurden, um das Opfer "gefügig" zu machen oder/und das Verbrechen zu vertuschen ("Reue" und Angst stellen sich oft nach vollzogener Untat ein...).


    Geschehen lassen wäre demnach eine Strategie, um erstmal eine (bessere) Chance zu wahren, physisch zu überleben, an spätere Gerichtsverhandlungen denkt man in solchen Momenten eher weniger.

    (Ich hatte wohl schlicht großes Glück, dass der Typ sich verunsichern ließ, das hätte auch anders enden können...)


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Liebe GKH , ich bin da ganz bei dir...


    "Eine reinsemmeln" kann obendrein ziemlich "in die Hose gehen", wenn es zu einem "Echo" kommt (selbst jugendliche "Rotzlöffel" könnten richtig sauer werden und die Situation gefährlich eskalieren)...

    Um eine besonders friedfertige "Nothilfe", die man speziell Buddhisten empfehlen könnte, handelt es sich auch eher nicht und für Frauen, die helfen wollen, ist es sicherlich keine Option (es sei denn, sie betreiben Kampfsport...? ;)) .


    Ich bin als 13-jähriges Mädchen mal auf dem Nachhauseweg von der Schule von einem jungen amerikanischen Soldaten ("GI") verfolgt und dann "gestellt" worden - es geschah auf einem einsamen Weg, nur etwa 8 Minuten von einem Wohngebiet entfernt, aber kein Mensch in Sicht...

    Er forderte mich auf, meine Brüste zu zeigen, aber ich hatte mir schon, als ihn hinter mir wahrnahm, vorgenommen, ganz energisch und selbstbewusst aufzutreten (einige Stoßgebete verliehen mir den Mut dazu, damals glaubte ich noch an Gott!).

    So blickte ich ihm direkt in die Augen und sagte mit ganz entschiedener, fester Stimme: "NEIN, auf KEINEN FALL!" So energisch ich es vermochte, marschierte ich an ihm vorbei, schaute starr geradeaus und drehte mich eine ganze Weile nicht um. Als ich mich endlich traute, sah ich ihn in der entgegengesetzten Richtung verschwinden.

    Vermutlich war er verblüfft über meine Reaktion und befürchtete, dass ich keine "leichte Beute" abgeben würde... :erleichtert:


    Hätte er mich aber wirklich körperlich angegriffen, wäre ich wohl dem Ratschlag meiner Mutter für so einen Notfall gefolgt und hätte mich nicht gewehrt ("Sonst bringt er dich vielleicht um!").


    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    Ich wollte eine rein imaginäre Situation schildern. Meine Frau und meine Kinder würden vor meinen Augen vergewaltigt und misshandelt. Ich bin Buddhist. Und ich besitze eine Waffe, also könnte ich es stoppen und das Leben meiner Familie retten. Sollte ich das tun oder unterlassen?

    Ja, natürlich solltest (und würdest) du das Verbrechen "stoppen", wenn du dazu in der Lage bist, aber "verhältnismäßig" und mit der Absicht zu retten/schützen, ohne Vernichtungswillen (zuerst "Warnschuss" abgeben, im schlimmsten Fall auf Gliedmaßen zielen etc.).


    Am besten wäre es, gar nicht in eine solche Situation zu geraten, will heißen, wenn eine vorherige Fluchtmöglichkeit für die Familie besteht, diese nutzen....


    Vorsorge besteht vor allem darin, einen Krieg, der zu solchen Verbrechen führt - im Ansatz - zu verhindern.

    (Vorbeugen ist - hier, wie überall - besser als "Heilen".)




    Der Buddha gab auch einen Hinweis für Soldaten:

    S.42.3-5 Der Hauptmann - 3-5. Yodhājīva, Hatthāroha, Assāroha Sutta


    "Da begab sich ein Hauptmann zum Erhabenen und sprach:


    "Gehört habe ich, o Herr, von den früheren Meistern und Altmeistern der Soldaten, daß sie sagten: 'Wer da als Soldat in die Schlacht zieht und mutig kämpft, und er wird erschlagen, hingestreckt, der gelangt bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode zur Gemeinschaft der Siegreichen Götter empor'. Was sagt nun der Erhabene dazu?"


    "Laß es gut sein, Hauptmann, frage mich das nicht".


    Doch ein zweites Mal stellte der Hauptmann dem Erhabenen die Frage, und ein zweites Mal wies der Erhabene sie ab. Und ein drittes Mal stellte er die Frage. Da antwortete ihm der Erhabene:


    "Hab' ich dir nicht ausdrücklich gesagt: 'Laß es gut sein, Hauptmann, frage mich das nicht?' Doch ich will es dir erklären: Wer da als Soldat in die Schlacht zieht und mutig kämpft, dessen Herz ist schon vorher niedrig, auf schlechter Fährte, schlecht gerichtet: 'Diese Wesen sollen geschlagen werden, umgebracht werden, zerstört und vertilgt werden, sie dürfen nicht mehr da sein'. Während er so mutig kämpft, wird er erschlagen, hingestreckt, und bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode wird er der Siegreichen Hölle, wie sie genannt wird, anheimfallen. Wenn er aber etwa die Ansicht hat: 'Wer da als Soldat in die Schlacht zieht und mutig kämpft, und er wird erschlagen, hingestreckt, der gelangt bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode zur Gemeinschaft der Siegreichen Götter empor', so ist das seine falsche Ansicht. Mit falscher Ansicht aber, Hauptmann, stehen ihm zwei Fährten bevor, sag ich: Hölle oder Tierreich".


    Auf diese Worte weinte der Hauptmann laut und brach in Tränen aus.


    "Hab ich dir nicht ausdrücklich gesagt: 'Laß es gut sein, Hauptmann, frage mich das nicht ? "'


    "Nicht weine ich, o Herr, weil der Erhabene so zu mir sprach, sondern weil ich von den früheren Meistern und Altmeistern der Soldaten so lange betrogen, getäuscht und verführt worden bin: 'Wer da als Soldat in die Schlacht zieht und mutig kämpft, und er wird erschlagen, hingestreckt, der gelangt bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode zur Gemeinschaft der Siegreichen Götter empor'.


    Vortrefflich, o Herr!, Vortrefflich, o Herr. Gleichwie man, o Herr, Umgestürztes aufstellte oder Verdecktes enthüllte oder einem Verirrten den Weg wiese oder ein Licht in die Finsternis brächte: 'Wer Augen hat, wird die Dinge sehen', ebenso hat der Erhabene gar vielfach die Lehre gezeigt. Und so nehme ich denn Zuflucht beim Erhabenen, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft. Als Anhänger möge mich der Erhabene betrachten, von heute an zeitlebens getreu"."




    Wie man sieht, wurden auch vor 2500 Jahren schon, Soldaten mit falschen Versprechungen, Rechtfertigungen und Tröstungen zur Teilnahme an Kriegen/Schlachten motiviert.....

    (Diesbezüglich hat sich wohl nicht so viel geändert - heute sterben Armeeangehörige womöglich für diverse "Nothilfen" einen "edlen" Tod...)


    Für Interessierte: "Wie werden wir Kriege los" - ARD-Video (30 Min. ):


    42 – Die Antwort auf fast alles: Wie werden wir Kriege los? | ARD Mediathek
    Wie werden wir Kriege los? | Video | Menschen auf der ganzen Welt wollen in Frieden leben. Aber so einfach ist das nicht. In Europa wurde schon gedacht, man…
    www.ardmediathek.de


    Mögen wir alle Frieden finden.



    Liebe Grüße _()_ :heart: :)



    A.V.174 Fünf schreckliche Übel - 4. Vera Sutta

    "......Während, o Hausvater, derjenige, der tötet, auf Grund des Tötens schreckliches Übel erzeugt in der Gegenwart, schreckliches Übel erzeugt in künftigem Dasein und auch in seinem Inneren Schmerz und Mißstimmung empfindet; so erzeugt, wer das Töten meidet, weder gegenwärtig noch in künftigem Dasein schreckliche Übel, und er empfindet innerlich keinen Schmerz, keine Mißstimmung. ....."


    A.V.177 Fünf verwerfliche Berufe - 7. Vaṇijjā Sutta

    Fünf Arten des Handels, ihr Mönche, sollte der Laienjünger nicht ausüben. Welche fünf?

    • Handel mit Waffen,
    • Handel mit Lebewesen,
    • Handel [5] mit Fleisch,
    • Handel mit Rauschmitteln und
    • Handel mit Giften.


    Laut Palikanon lehnte der Buddha das Töten grundsätzlich ab, im "Gleichnis von der Säge" (MN 21) mit einem drastischen Beispiel:


    (Die Geschichte erinnert mich ein wenig an jene Bibelstelle, wo Jesus seinen Peinigern, trotz allem, noch soviel Güte entgegenbrachte, dass er Gott bat: "Herr vergib ihnen, (denn) sie wissen nicht, was sie tun." - Lukas 23:34 - )


    "...."Wenn auch, ihr Mönche, Räuber und Mörder mit einer Baumsäge Gelenke und Glieder abtrennten, so würde wer da in Wut geriete nicht meine Weisung erfüllen. Da habt ihr euch nun, meine Mönche, wohl zu üben: 'Nicht soll unser Gemüt verstört werden, kein böser Laut unserem Munde entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemütes, ohne heimliche Tücke; und jene Person werden wir mit liebevollem Gemüte durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlen': also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben.

    "Dieser Belehrung aber, ihr Mönche, durch das Gleichnis der Säge mögt ihr euch oftmals erinnern. Wißt ihr, meine Mönche, von einer Redeweise, ob fein oder gemein, die ihr nicht ertragen könntet?"

    "Gewiß nicht, o Herr!"

    "Darum also, ihr Mönche: dieser Belehrung durch das Gleichnis der Säge erinnert euch oftmals; es wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen." ....."



    Die "Waffe" zur Selbstverteidigung ist demnach Liebende Güte (Metta, Maitri). Selbst, wenn man sich, einem überfallartigen Angriff (ohne Fluchtmöglichkeit) ausgesetzt, instinktiv wehrt, sollte keine Tötungsabsicht im Geist vorhanden sein, nur Selbstschutz aus (Selbst-) Mitgefühl.

    Und das lässt sich, wie Sudhana ausführte, lernen und trainieren, wie auch das Gegenteil (z.B. durch Wehrdienst)....


    Die wenigsten Menschen handeln in solchen Situationen rational, also so, wie sie sich in einer Diskussion aus wohlabgewogenen Gründen für eine theoretische Handlungsoption entscheiden. Sie handeln vielmehr so, wie sie es gelernt und eingeübt haben.

    Der militärische Drill stellt eine Art Hirnwäsche und "Programmierung" dar, die dafür sorgt, dass in entsprechenden Situationen die Handlungen fast automatisiert ablaufen (können). Rechtfertigungen dafür werden ebenfalls fest im Denken und Fühlen verankert - (Selbst-) Verteidigung und/oder Nothilfe - und damit ist dann der Ethik genüge getan...

    In einem Dojo' hat den Vorteil, dass man nicht nur zu Sitzen lernt, sondern auch unheilsames Verhalten verlernt.

    Danke für diese Hervorhebung, dieser Aspekt wird m.E. zu selten betont.... _()_

    Als Ordinierter kann man da jedenfalls nicht mehr viel machen, sorry*. Auch nicht, wenn der Unterschied zwischen 'helfen' und 'töten' verwischt wird.

    Und wie sieht es mit dem "Töten "ohne Zerstörungsabsicht" aus?

    Also z.B. "passive Sterbehilfe", "Beihilfe zum Suizid" oder gar "Tötung auf Verlangen" - aus Mitgefühl/Liebe?




    Liebe Grüße _()_ :heart: :)