Der Psychologe Siegbert A. Warwitz hat sich empirisch mit dem Phänomen des Flow-Erlebens in verschiedenen Altersstufen, bei unterschiedlichen Menschengruppen, Tätigkeiten und Beanspruchungsgraden auseinandergesetzt.[7] Dabei kam er zu dem Ergebnis: Das „Urbild des Menschen im Flow ist das spielende Kind, das sich im glückseligen Zustand des Bei-sich-Seins befindet.“[8] Das in seinem Spiel voll aufgehende Kind spielt nicht nur Robinson, sondern es ist Robinson. Das heißt, dass es sich mit der gespielten Figur total identifiziert und in ihr aufgeht. Das Spiel erfüllt nach Warwitz bereits alle wesentlichen Kriterien, die für das Flow-Erleben charakteristisch sind:[9]
- Das Kind fühlt sich den selbst gestellten Anforderungen gewachsen (Schwierigkeit der Aufgabe und Lösungskompetenz befinden sich im Gleichgewicht).
- Es konzentriert die Aufmerksamkeit auf ein begrenztes, überschaubares Handlungsfeld (die Tätigkeit läuft im Nahbereich ab).
- Auf die Aktivitäten erfolgen klare Rückmeldungen (der Handlungserfolg wird sofort erkennbar).
- Handeln und Bewusstsein verschmelzen miteinander (eine Außenwelt existiert nicht).
- Das Kind geht voll in seiner Tätigkeit auf (es überhört das Rufen der Mutter).
- Das Zeitgefühl verändert sich (es lebt ganz im Hier und Jetzt).
- Die Tätigkeit belohnt sich selbst (es bedarf keines Lobes von außen)
Csíkszentmihályi, der des Begriffs "Flow" bestimmt, dass es eben nicht nur positive Seite hat, wenn man die Reflexion aufgibt und ganz in seinem Spiel aufgeht.
- Csíkszentmihályi wehrt sich nicht dagegen, wenn der Flow-Zustand in die Nähe eines Zustands von Erleuchtung gestellt wird.[39] Dennoch weist er darauf hin, dass Flow „auch seine gefährlichen Seiten“ hat.[40] Er weist insbesondere auf die Gefahr hin, dass Flow im Krieg,[41] aber auch in der Wirtschaft,[42] missbraucht werden könne. Auch könnten beispielsweise Bergsteiger, welche überaus passioniert seien, aufgrund des entstandenen Flow-Gefühls wesentliche Aspekte ihres Lebens außer Acht lassen;[42] Csíkszentmihályi nennt außerdem Spielsüchtige als Beispiel.[43] In seiner Interpretation hatte zudem der Nationalsozialismus auch deshalb viele Anhänger, weil die Bevölkerung durch Inszenierungen wie die von Leni Riefenstahl, durch Rituale, Musik, Uniformen und Auszeichnungen die Möglichkeit sah, auszubrechen und Flow zu erfahren;[44] sie hätten „den Menschen einen Flow-Zustand durch Macht und Gewaltanwendungen zugesichert, der sie in die völlige Selbstzerstörung geführt hat“.[45]
Es kommt also sehr drauf an in welches Spiel man abtaucht und was man dabei ignoriert.