Beiträge von Michael Haardt im Thema „Buddhismus und Spieltheorie“

    Ich las die Woche über mit, aber kam nicht zum Schreiben. Die Antworten sind sehr interessant.


    Ich sehe Einigkeit darin, dass Buddha in diesem Spiel nicht dauerhaft kooperieren wird, obwohl Schmerz ihm kein Leid verursacht, und die beste Begründung für mich ist, dass er so zum Betrug ermutigen und damit sicher auch anderen, mindestens aber seinem Spielgegner, Leid verursachen würde. Gefällt mir! Ich gebe zu, so weit habe ich nicht gedacht.


    Natürlich ist die Situation des Spiels insgesamt nicht wünschenswert. Es ist von Zwang, extremem Individualismus und Abwesenheit von Kommunikation geprägt. Das war aber gar nicht die Frage. Diese Situation ist in unserer Welt durchaus vorzufinden und man kann sich ihr oft nicht entziehen.


    Es ist richtig, dass die Wirtschaftslehre Dinge wie einen effizienten Markt und rationales Verhalten der Marktteilnehmer unterstellt. Auch wenn langsam die Einsicht in behavioural finance kommt, basieren immer noch viele Ideen auf diesem Modell. Ich sehe es nicht als Wissenschaft an, denn dort kippt ein Gegenbeispiel eine Theorie. Die Spieltheorie ist natürlich eine starke Abstraktion, aber das hilft, sich Gedanken über den Kern der Situation zu machen. Das begründet nicht direkt einen Rat für die reale Welt, aber es führt zu einem besseren Verständnis von Zusammenhängen, die in abstrakten Szenarien manchmal einfacher zu gewinnen sind. Darum sind Parabeln (lehrhafte Erzählungen) ja auch sehr beliebt.


    Es gibt ein verbreitetes Meme "What would captain Picard do?", was sich auf Star Trek NG bezieht und die Weisheit und Bildung dieses Charakters. Nicht schlecht, aber die Frage "Was hätte Buddha getan/empfohlen?" finde ich in realen Lebenssituationen hilfreicher.

    Zu Spieltheorie und Tit For Tat:


    Tit for Tat – Wikipedia


    Welche Strategie hätte Buddha benutzt? Man könnte argumentieren, dass er immer kooperiert, weil das Verlieren eines Spiels ihm nur Schmerz, aber kein Leid zufügt. Aber Buddhismus ist nicht Passivität und dann könnte man sich fragen, was Buddha anderen Menschen raten würde, denen Schmerz auch Leid verursacht. Also vielleicht doch Tit For Tat, weil es im Mittel die besten Chancen und damit das geringste Leid liefert?


    Dieses Szenario der Spieltheorie ist durchaus in der realen Welt zu finden, d.h. die Frage ist nicht rein theoretisch, sondern durchaus auch praktisch gemeint.