Beiträge von mukti im Thema „Klagen und BEklagen ...“

    Für alle Wesen Güte, Geduld und Mitgefühl zu haben ist doch nur dann möglich, wenn ich die Wesenlosigkeit aller erkenne. Und dieses "Alle Wesen" meint natürlich auch mich mit.

    Das Beste was ich mir und allen Wesen wünschen kann ist jedenfalls, dass wir diese Erkenntnis erreichen.

    Was mir glaube ich gefühlsmässig nicht so klar ist ist der Unterschied zwischen Selbstmitleid und eben Geduld und Mitgefühl mit sich selbst.

    Da sage ich mir, wenn man für alle Wesen Güte, Geduld und Mitgefühl haben soll, dann in gleicher Weise auch für das Wesen, das man selber ist.


    Ich wende das eigentlich auf alle unangenehmen Gefühle an, körperliche und geistige. Wenn man sich an irgendein schmerzliches Empfinden mit Klagen dranhängt, pflegt man es geradezu und das macht es noch schlimmer. Erträglicher wird es dagegen durch bloßes Beobachten und die Besinnung 'ein Gefühl ist da, das bin ich nicht, das gehört mir nicht und es wird wieder vergehen'.

    Erfreulich, dass du das Gleichnis ebenso auf geistige "Pfeile" anwenden kannst und du durchschaut hast, dass Klagen schmerzliches Empfinden, indem es die Anhaftung daran befördert, eher verschlimmert, als lindert.


    Ich vermute, dass solche Erkenntnisse auf individuellen, prägenden Erlebnissen und Erfahrungen beruhen, denn das rationale Wissen über die Substanzlosigkeit/Nicht-Ichhaftigkeit allein, reicht wohl nicht aus... :?

    Ich habe es nur ein kleines bisschen durchschaut. Das bloße Beobachten hilft immer, wenn man sich daran erinnert. Manche unangenehmen Gefühle die vom Geist kommen, verschwinden damit sofort, starke und lang anhaltende Gefühle werden erträglicher.


    Bei körperlichen Schmerzen lässt sich beobachten wie sie sofort vom Geist aufgegriffen werden, da entstehen etwa Ärger, Zorn, Angst, Verzweiflung, die Empfindung von Hilflosigkeit, Selbstmitleid, Jammern und Klagen. All das lässt sich wiederum beobachten und wenn dieses klar ist, verschwindet das. Es taucht aber sofort wieder auf und man muss aufpassen, damit man mit dem Beobachten hinterherkommt. Vereinnahmung - Beobachten - Befreiung sind ein ständig sich wiederholender Ablauf. Im Zustand der Befreiung ist nur mehr das körperliche Schmerzgefühl vorhanden, das wird da beobachtet, nicht woher es kommt, nur rein das Gefühl selbst. Da stellt sich für kurze Zeit heraus, dass es unangenehm ist, nichts weiter, man ist davon nicht mitgenommen und ahnt was Gleichmut ist.

    So habe ich es zuletzt bei vielen Stunden andauernden starken Schmerzen bei äußerst eingeschränkter Bewegungsfähigkeit erlebt.


    Bei dem Ganzen wird klar, dass es das vollkommene Ende aller Leiden wäre, wenn das Beobachten bzw. dieses befreite Bewusst-sein perfekt und immer gegenwärtig wäre und somit ist auch klar, dass dies der Übungsweg ist.


    Mir gelingt es z.B., bis jetzt, nur selten (kommt auch auf die Intensität und seelische Verfassung sowie den Zeitpunkt seines Auftretens an) zu einem -körperlichen- Schmerz in eine beobachtende Distanz zu gehen und ihn nicht als "meinen" Schmerz zu empfinden.

    (Schließlich hindert der Schmerz ja "mich" an der freien Bewegung...)

    Bei starkem, anhaltenden Schmerz spielt die Bewegung keine Rolle mehr, man will nur Ruhe. Die gibt es nur durch Unabhängigkeit, was letztlich Nibbana ist:
    "Für Unabhängiges gibt es nicht Regung. Ist keine Regung, so ist Ruhe." Ud.VIII.4

    Als Alleinstehender, ohne direktes "Publikum", neigt man wahrscheinlich mehr dazu, diesen (hilfe- und aufmerksamkeitsheischenden) "Jammer-Impuls" beiseite zu schieben und den Fokus auf die Lösung des Problems zu richten, was innere Stärke und die Willenskraft, zu praktizieren, fördert.


    Wirklich vom Leid befreien, kann man sich schlussendlich nur selbst...

    Naja wenn keiner da ist, kann man niemand anjammern. Bei meinem buddhistischen Lehrer/Therapeuten habe ich mich am Anfang ordentlich ausgejammert, mittlerweile folge ich der Maxime: "Es ist besser ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen".

    Das erinnert mich an das Pfeilgleichnis:


    Zitat

    Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein Mann von einem Pfeil angeschossen würde, und er würde dann noch von einem zweiten Pfeil angeschossen. Da würde dieser Mensch, ihr Mönche, die Gefühle von zwei Pfeilen empfinden.

    Ebenso nun auch, ihr Mönche, wenn der unbelehrte gewöhnliche Mensch, von einem Wehgefühl getroffen, traurig, beklommen ist, jammert, sich stöhnend an die Brust schlägt, in Verwirrung gerät, dann empfindet er zwei Gefühle, ein körperliches und ein gemüthaftes.

    Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein Mann von einem Pfeil angeschossen würde, aber kein zweiter Pfeil würde nach ihm geschossen. Dieser Mensch, ihr Mönche, wird also nur das Gefühl von e i n e m Pfeil empfinden. Ebenso nun auch, ihr Mönche, wenn der belehrte edle Jünger von einem Wehgefühl getroffen wird, dann ist er nicht traurig, beklommen, jammert nicht, schlägt sich nicht stöhnend an die Brust, gerät nicht in Verwirrung: Nur ein Gefühl empfindet er, ein körperliches, kein gemüthaftes. (S.36.6)


    Ich wende das eigentlich auf alle unangenehmen Gefühle an, körperliche und geistige. Wenn man sich an irgendein schmerzliches Empfinden mit Klagen dranhängt, pflegt man es geradezu und das macht es noch schlimmer. Erträglicher wird es dagegen durch bloßes Beobachten und die Besinnung 'ein Gefühl ist da, das bin ich nicht, das gehört mir nicht und es wird wieder vergehen'. Klappt natürlich nicht perfekt bei mir, aber das ist der Übungsweg. Oft entsteht eine Emotion die sich spontan verbal äußert, dabei bleibt es im Idealfall und besagtes Besinnen und Beobachten setzt ein. Auch bei länger anhaltenden Empfindungen wie etwa einer Depression, verhindert diese Besinnung, dass man ganz davon überwältigt wird.


    Die Tatsache 'Das bin ich nicht, das gehört mir nicht', ist leider weniger bekannt und oft schwer zu vermitteln. Aber der gute Rat: "Hab Geduld, das vergeht wieder, und Jammern macht es nur noch schlimmer", kann ja hilfreich sein. Wenn das auch nicht verstanden wird, bleibt nur mehr mitfühlende Anteilnahme. Da eröffnet sich zwar keine Perspektive zur Leidbefreiung, aber es mag immerhin eine Linderung bewirken.