Hallo Kaiman, ich kenne das auch, allerdings schon seit der Kindheit.
Früher nannte man das himmelhochjauchzend zutodebetrübt.
Was auch immer, es gibt gerade durch das Praktizieren der Lehre die Kraft der Mitte. Meiner Erfahrung nach durch Disziplin, sich nicht zu erlauben, ständig um sich selbst zu kreisen.
Ich wünsche Dir alles Gute Kaiman
Monika
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Bei mir funktioniert Disziplin überhaupt nicht.
Ich bin ein sehr kreativer Mensch und mein echtes Leben pulsiert durch spontane Einfälle. Gerade gestern schon wieder sowas: ich saß ruhig da, in einem philosophischen Buch lesend. Hatte es mir gemütlich gemacht, ein paar Kerzen brannten. Plötzlich fiel mir, wie ein Blitzschlag, ein, wie ich eine hochwertige Tasche mit kleinem Defekt kreativ reparieren kann, so dass sie sogar noch zum Blickfang wird. Ich musste das Buch beiseite schmeißen und sofort zur Tat schreiten.
Aber wie kann das sein?! Das Buch handelte doch von einem ganz anderen Thema.
Es war wie ein Überfall.
So ist es bei mir, und erzwungene Disziplin würde mir schaden und könnte bei mir viel eher zu Suizidgedanken führen.
Suizidgedanken hatte ich allerdings auch schon, vor sehr langer Zeit.
In meiner Pubertät.
Gleichzeitig fühlte ich mich wie ein Alien, ganz, ganz einsam auf der Welt, ohne einen Menschen, der mich versteht. War in meiner eigenen Welt versponnen. Mit der Zeit habe ich mich, langsam aber sicher, selbst da herausgewurschtelt und habe nie eine psychotherapeutische Praxis von innen gesehen, außer im Fernsehen.
Oder geht es eher darum , das Pendeln zu akzeptieren.
Macht das das Leben aus ?
Meine Erfahrung ist: nicht das Akzeptieren des Pendelns ist der Springende Punkt, sondern mit dem Pendeln zu arbeiten.
Dabei meine ich aber nicht bloß punktuell den Gedanken an Sein oder Nichtsein, sondern das Pendeln an sich, die Schwankungen im Leben.
Beispielsweise, wenn man sich körperlich nicht besonders fit fühlt, weil vielleicht eine Grippe im Anmarsch ist. Sowas kann, wenn man sowieso psychisch angeschlagen ist, schwer aufs Gemüt drücken. Als ich noch ganz jung war, konnte sowas Suizidgedanken bei mir durchaus verstärken.
Heute kann ich sehr gut unterscheiden, ob es um echte Stimmungstiefs geht oder ob mein Körper einfach nur ein bisschen krank ist, und dann denke ich: alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei, und lenke mich dann mit irgendwas ab, irgend eine Haushaltsarbeit oder dergleichen. In solchen Situationen ist es nach meiner Erfahrung nicht günstig, das zu vertiefen, indem man etwa noch mehr grübelt oder sich darüber in diesem Forum auslässt. Besser ist es, den Körper was arbeiten oder was fummeln zu lassen, oder spazieren gehen, das macht den Kopf wieder frei. Wenn das nicht hilft, ins Bett gehen.
Da ich hier, so wie ich lebe, niemandem verpflichtet bin, erlaube ich mir den Luxus, sehr früh zu Bett zu gehen und äußerst früh wieder aufzustehen. Ich gehe meistens zwischen 19 und 19.30 Uhr zu Bett und stehe ca. 4 Uhr wieder auf (heute habe ich allerdings verschlafen und es wurde 5.30 Uhr!). Ich genieße die Morgenstunden, in denen ich ganz mit mir allein sein und selbst bestimmen kann, was ich mache. Langfristig gesehen hat das mit dazu beigetragen, Glücksgefühle zu steigern.
Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich nie wieder zum Sitzen auf dem Kissen zurückgefunden habe. Mein "Lerchen-Leben" hat diese Überzeugung noch gefestigt, obwohl der Grund, das aufzugeben, ursprünglich ein anderer war.
Anmerken möchte ich noch, dass gerade Nâgârjuna sich mit dem Mittleren Weg (Madhyamaka) befasst hat.
Dieser ist aber sehr tiefgründig und meint noch viel mehr, als diese einfachen Beispiele, die ich hier genannt habe. Nâgârjuna betonte, dass die Dinge weder eine unabhängige Existenz haben noch völlig nicht existieren. Stattdessen entstehen sie in Abhängigkeit von anderen Bedingungen und sind daher leer von einer eigenständigen Existenz.
Es nützt nichts, wenn man über diese seine Aussagen sich hinsetzt und darüber kontempliert. Erst, wenn man mit Beispielen, die einem im Leben zustoßen, arbeitet, erschließt sich der Sinn dieser Erkenntnisse in subtiler Form.