Ich denke es liegt ein Mehrwert emotional negativ besetzte Erlebnisse nochmals Revue passieren zu lassen. Aus einer kontrollieren Position heraus kann man sich darin üben, die reflexhafte negative emotionale Reaktion zu vermeiden. Zum Beispiel scham. Wenn man zum Beispiel weiß dass scham in einer Situation gar keine angemessene Reaktion war (weil man nicht schuld war, oder weil man ein Kind war und ein erwachsener hätte Verantwortung übernehmen müssen, und natürlich weil Scham unheilsam ist), so kann man den Rückblick nutzen um Mitgefühl sich selbst und anderen gegenüber zu üben, um Gleichmut zu üben, etc.
Das setzt aber auch voraus dass man sich in der Lage fühlt den negativ besetzten Situationen noch mal gedanklich zu begegnen. Denn wenn einen die negativen Emotionen erneut überwältigen hat man keine Gelegenheit einen heilsameren Umgang ein zu üben.
Ich würde also dazu raten vergangene emotionale Themen nicht nach dem Motto „der indianer kennt keinen Schmerz“ anzugehen. Vielmehr kann man sich gezielt über Bagatellen zu mittelschwer negativ besetzten Ereignissen vorzuarbeiten. In einer Art und Weise dass man sich sicher fühlt die emotionale Kontrolle nicht zu verlieren.
Und ich würde auch nicht zögern bzgl. traumatischer Erinnerungen ggf. professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. (Sofern nicht schon ausprobiert).
Also bevor ich mobbingerfahrungen als Schüler herauskrame übe ich mich erstmal an der Erinnerung an die unverschämte Seniorin beim Bäcker neulich die sich vordrängelte. Komme ich damit besser klar dann erinnere ich mich einfacher an die Situationen mit dem schlimmen Kollegen der mich immer zum kochen bringt. Und dann habe ich irgendwann genug Übung um besser mit den großen schlimmen Erinnerungen umzugehen, etwa das als existenziell bedrohlich wahrgenommene mobbing in einer Lebensphase in der man sowieso äußerst empfindlich ist.