Beiträge von pano im Thema „Ärger, Wut und Ohnmacht“

    Ich denke es liegt ein Mehrwert emotional negativ besetzte Erlebnisse nochmals Revue passieren zu lassen. Aus einer kontrollieren Position heraus kann man sich darin üben, die reflexhafte negative emotionale Reaktion zu vermeiden. Zum Beispiel scham. Wenn man zum Beispiel weiß dass scham in einer Situation gar keine angemessene Reaktion war (weil man nicht schuld war, oder weil man ein Kind war und ein erwachsener hätte Verantwortung übernehmen müssen, und natürlich weil Scham unheilsam ist), so kann man den Rückblick nutzen um Mitgefühl sich selbst und anderen gegenüber zu üben, um Gleichmut zu üben, etc.


    Das setzt aber auch voraus dass man sich in der Lage fühlt den negativ besetzten Situationen noch mal gedanklich zu begegnen. Denn wenn einen die negativen Emotionen erneut überwältigen hat man keine Gelegenheit einen heilsameren Umgang ein zu üben.


    Ich würde also dazu raten vergangene emotionale Themen nicht nach dem Motto „der indianer kennt keinen Schmerz“ anzugehen. Vielmehr kann man sich gezielt über Bagatellen zu mittelschwer negativ besetzten Ereignissen vorzuarbeiten. In einer Art und Weise dass man sich sicher fühlt die emotionale Kontrolle nicht zu verlieren.


    Und ich würde auch nicht zögern bzgl. traumatischer Erinnerungen ggf. professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. (Sofern nicht schon ausprobiert).


    Also bevor ich mobbingerfahrungen als Schüler herauskrame übe ich mich erstmal an der Erinnerung an die unverschämte Seniorin beim Bäcker neulich die sich vordrängelte. Komme ich damit besser klar dann erinnere ich mich einfacher an die Situationen mit dem schlimmen Kollegen der mich immer zum kochen bringt. Und dann habe ich irgendwann genug Übung um besser mit den großen schlimmen Erinnerungen umzugehen, etwa das als existenziell bedrohlich wahrgenommene mobbing in einer Lebensphase in der man sowieso äußerst empfindlich ist.

    Wenn ich Menschen um mich habe, die ich unsympathisch finde, werde ich versuchen sie zu ignorieren so gut es geht, liebende Güte hin oder her, ich muss meine Seele schützen und nicht dem Buddhismus gehorchen

    Das sind ja zwei verschiedene Dinge. Liebende Güte zu üben heißt ja nicht öfter mit einer Person zu interagieren. Der Buddhismus befielt nicht.

    Buddhistische Praxis kann dich aber befähigen mit einer Person umzugehen die dich normal auf die Palme bringt, ohne durch die Decke zu gehen.


    Das ist besonders nützlich im Umgang mit einer Person die man garnicht ignorieren oder vermeiden kann: der eigenen Person.



    Manchmal ist es auch kontraproduktiv zu ignorieren. Das populäre Stichwort dazu war vor einer Weile „spiritual bypassing“.

    Ich will ja nicht fundamental widersprechen aber Einsicht und Einübung korrelieren durchaus. Und so kann man - ohne Einsicht - auch mal mit der Übung beginnen und dann mag die Einsicht leichter fallen, oder andersrum mit der Einsicht starten; die ist aber nur durch die Übung zu vollenden.

    Mann kann und man sollte die Gefühle nicht abwürgen, wenn sie hochkommen, sondern zulassen, sie haben einen notwendigen Grund, auch die Negativen, sie dann anschauen und gegebenenfalls in etwas Positives wandeln. Mit Wut kann man wunderbar etwas einreißen, etwas Altes und verflossenen kaputt machen zur Entsorgung, Entrümpeln. Wenn man in einer Situation Ohnmacht verspürt, weiß man, dass man von etwas abhängig ist, was nun vorbei ist.

    Ich halte nichts Emotionen zu unterdrücken. Denn das bringt nur mehr Dampf im Kessel. Was du beschreibst ist ein guter Weg mit Emotionen die auftreten umzugehen. Aber die Frage stellt sich schon, ob man nicht unheilsame Emotionen schon reduzieren kann bevor sie aufkommen. Das sehe ich schon analog zu den edlen Wahrheiten. Unheilsame Emotionen sind Dukkha entsprechend hilft es nicht irgendwo in der Kette anzusetzen kurz bevor das Dukkha sich einstellt, sondern man muss das Problem an der Wurzel packen. Mit Wut die erst garnicht entsteht muss man auch nicht mühsam umgehen.


    Ein weiterer Punkt den du aufwirfst ist, ob negative Emotionen nicht doch nützlich sein können. Ich glaube da ist sie oft ein falscher Freund. Klar kann Wut motivieren, sie kann auch zu gutem motivieren, aber das hat seinen Preis. Sie ist schnell verfeuert, dann kommt der Crash. Man kennt dass z.B. aus Sozialberufen. Da werden Leute Sozialarbeiter aus Ärger um die Missstände, und landen nach 20 Jahren im burn out, der Ärger ist nur noch Stress.


    Es ist da schon besser die positiven Emotionen, etwa die Brahmavihara zu kultivieren, und auch als Motivationsquelle zu verwenden.