Beiträge von Tai im Thema „Gedanken verdrängen statt zu beobachten“

    Ja, mukti, "kann man", denn um sich mit der Lehre Buddhas zu beschäftigen, benötigt "man" ein Selbst, also ein Ego, dass das will - egal ob Christ oder was auch immer.

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    Soweit ich es verstehe, ist mit Ego im Buddhismus unser Selbstbild gemeint. Überwindung des Egos bedeutet in diesem Kontext die Überwindung von Anhaftung an eine solche Selbst-Vorstellung (wie mukti es bezeichnet hat), nicht aber, das da kein Wille mehr sei.


    Allerdings lehrt ja auch das Christentum 'selbstloses' Handeln, weshalb man als Christ*in damit vielleicht gar nicht so ein großes Problem haben muss. Ich könnte mir vorstellen, dass die Idee, alles loszulassen, für einen Christen in letzter Konsequenz die größere Hürde sein kann. Denn würde alles loszulassen, nicht bedeuten, auch Gott loszulassen? (Als Buddhist kann ich das aber, ehrlich gesagt, auch nicht wirklich beurteilen)

    Ich verstehe was ihr mir sagen wollt und ich kann das auch alles nachvollziehen. Was ich aber nicht verstehe ist, wie ich das in die Tat umsetze.

    Wenn ich meditierte dann schaue ich mir meinen Atem an und merke das Gedanken aufkommen. Wenn sie aufkommen dann merke ich sie und schaue wieder auf meinen Atem. Dadurch kommen aber immer mehr Gedanken und die Gedanken werden dadurch lauter.


    Was ist dasjenige, das diese Erkenntnis hat oder diese Bewertung entstehen lässt. Ich stelle diese Frage nicht auf der Suche nach einer Antwort, sondern als wache, konstante auf das Fragende selbst gerichtete Aufmerksamkeit.

    Sowas Z.b kann ich nicht wirklich verstehen und umsetzen.

    Da ist doch etwas, das deine Atemzüge und die Gedanken wahrnimmt, nämlich du selbst. Bleib einfach bei dir, statt dich in einer Überaufmerksamkeit auf die Atemzüge zu verkrampfen. Gedankenwahrnehmen ist in der buddhistischen Praxis immer auch ein Loslassen der Gedanken. Die Gedanken sind nicht wichtig, der Atem geht eh von ganz alleine; wichtig bist nur du als derjenige, der all dies erlebt. Darauf geht der Fokus buddhistischer Praxis.


    Es stimmt allerdings, dass man solche Methoden am besten unter Anleitung eines/r Lehrer*in oder in einer Gruppe erlernen kann. Da du es aber bereits anwendest, lege ich dir während der Übung Loslassen (der Gedanken) und Bei-Dir-Selbst-Bleiben ans Herz. Ein Zen-Meister sagte mal: "Die Übung ist immer auch ein Entspannen in der Übung. Auch wenn wir aufrecht sitzen, tun wir es mit einer Haltung als würden wir uns mit einem Seufzer der Zufriedenheit entspannt zurücklehnen."

    Chico26: Erstmal ist es natürlich wichtig, zu verstehen, warum in der buddhistischen Praxis Gedanken beobachtet werden. Daraus ergibt sich dann auch, der richtige Umgang mit dieser Methode.


    Gedanken sind gemäß der buddhistischen Lehre keineswegs an sich etwas Schlechtes oder Falsches. Nur leider führt unsere geradezu zwanghafte Fixierung auf gedankliche Vorstellungen (wir können sie nicht stoppen) dazu, von Augenblick zu Augenblick unsere ursprüngliche Natur, die eins mit allem ist, aus dem Blick zu verlieren. Wir sind die ganze Zeit mit tausend Dingen (Wahrnehmungen und Vorstellungen) beschäftigt und verlieren dabei uns selbst aus den Augen. Die auf unsere Gedanken gerichtete Achtsamkeit ist kein Selbstzweg. Sie soll uns vielmehr davon abhalten, uns in den Gedanken zu verlieren und dabei unser ursprüngliches Wesen zu vergessen. Das Tor zu dieser Art von Selbstgewahrsein liegt eben genau da, wo (immer genau jetzt!) Gedanken entstehen. Nur daher rührt die Bedeutung der Wahrnemung von Gedanken in der buddhistischen Lehre.


    Heißt das, wir sollen unsere Achtsamkeit während der Beobachtung der Gedanken auf unsere ursprüngliche Natur, also auf uns selbst richten? Als Methode für Beginner mit dieser Methode halte ich das erstmal für einen guten Start.


    Wenn du das eine Weile lang ernsthaft ausführst, also nicht nur darüber liest, sprichst oder nachdenkst, wird dir sicher irgendwann klar, dass unsere ursprüngliche Natur oder wir selbst ebenfalls erstmal gedankliche Vorstellungen sind. Es geht natürlich nicht darum, über uns selbst oder unsere ursprüngliche Natur nachzudenken. Es geht darum, dasjenige, das all diese Gedanken hat, unmittelbar wahrzunehmen. Einfach so, wie es ist.


    Was ist dasjenige, das gerade diesen Gedanken hat? Die Antwort darauf sollte keine kluge Erkenntnis oder Bewertung sein, sondern ein unmittelbares Erleben genau desjenigen, was da gerade erlebt. Tauchen kluge Erkenntnisse oder Bewertungen auf, würde ich versuchen, denen ebenfalls nicht weiter zu folgen, sondern mich weiter fragen: Was ist dasjenige, das diese Erkenntnis hat oder diese Bewertung entstehen lässt. Ich stelle diese Frage nicht auf der Suche nach einer Antwort, sondern als wache, konstante auf das Fragende selbst gerichtete Aufmerksamkeit.


    Bleibst du dabei, kannst du sehr schnell zu etwas zurückkehren, das diesseits/unberührt von Angst uns Stresssituationen ist.


    Nochmals auf den Punkt gebracht: Es geht bei dieser Methode niemals um die Gedanken selbst, sondern immer um dasjenige, was die Gedanken aufkommen lässt.