Beiträge von void im Thema „Buddhismus und das Yin-Yang Prinzip“

    Ich habe wirklich Zweifel, dass es sich hier um den reinen Yin-Zustand handelt. Denn diesen Zustand muss man sich hart erarbeiten. :shrug:

    Ich habe da auch Zweifel. Yin und Yang beschreiben ja zwei Aspekte der Welt und ihrer Wandlungen. Und das Ziel im Daoismus ist es diese Kräfte in ein dynamisches Gleichgewicht zu bringen.


    Da hat der Buddhismus doch ganz andere Begriffe: Es geht nicht darum in der Welt ein harmonisches Gleichgewicht zu stiften, sondern die zu überwinden - und Gier und Hass verlöschen ( Nibbana) zu lassen.


    Von daher finde ich es sehr schwierig, da eine Brücke zwischen den Denkweisen zu schlagen.


    Auch in Japan gab es ja die Ideen von Yin und Yang ( Onmyōdō ) und einige Zeit sogar ein eigenes Ministerium dazu. Ich denke, aus buddhistischer Perspektive sah man darin etwas "weltliches" - Versuche durch die Kenntnisse von Zusammenhängen, Gesundheit, ein langes Leben zu erlangen, glücks- verheißende Zeitpunkte auszumachen und Krankheit und Unglück zu vermeiden. So dass man mit der richtigen Balance erfolgreich durchs Leben geht.


    Wahrend der Buddhismus ja eher ein Ideal von Welt-Überwindung statt von Welt-Balance hat.

    Außerdem wollte ich gerne wissen, ob der Buddhismus eher eine Yangige Art und Weise ist, Befreiung zu erlangen. Es geht ja viel ums loslassen und frei werden von den Fesseln des Leidens. Ist das nicht sehr "Yangisch"? So wie ich es verstanden habe, geht es bei Yin mehr darum anzunehmen und die Fülle des Lebens zu akzeptieren bzw. die Weiblichkeit ohne Bewertung zu erleben.

    Gautama Shakyamuni ( Buddha) entstammte ja der Kriegerkaste ( Kshatriya) - als deren Tugenden galten Tatkraft und Unternehmungsgeist (Rajas). Rajas entspricht in vielen dem Yang:


    Rajas ist die Leidenschaft und stellt somit das dynamische und kämpferische Element dar. Ihm wird die Farbe Rot zugeordnet. Die Leidenschaft ist „stützend“ (upastambhaka) und beweglich (chala). Rajas verursacht jede Art von Bewegung und veranlasst im Körper die Tätigkeit der Atemkräfte (pranada) und der Tatorgane (karmendriya). Rajas wirkt antreibend und betrübend und gehört zur Unreinheit (ashuddhi).

    DIeses "kriegerische Element" bemerkte man auch, als Gautama zum Asketen geworden war. Auch da versuchte er mit Willenskraft die Befreiung zu erzwingen:


    Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: 'Wie, wenn ich nun mit aufeinander gepressten Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge durch den Willen das Gemüt niederzwänge, niederdrückte, nieder quälte?' Und ich zwang nun, Aggivessano, mit aufeinander gepressten Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge durch den Willen das Gemüt nieder, drückte es nieder, quälte es nieder. Und indem ich also, Aggivessano, mit aufeinander gepressten Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge durch den Willen das Gemüt niederzwang, niederdrückte, nieder quälte, rieselte mir der Schweiß aus den Achselhöhlen. Gleichwie etwa, Aggivessano, wenn ein starker Mann einen schwächeren, beim Kopf oder bei der Schulter ergreifend, niederzwingt, niederdrückt, nieder quält, ebenso rieselte mir da, Aggivessano, indem ich also mit aufeinander gepressten Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge durch den Willen das Gemüt niederzwang, niederdrückte, nieder quälte, der Schweiß aus den Achselhöhlen. Gestählt war zwar, Aggivessano, meine Willenskraft, unbeugsam, gewärtig die Achtsamkeit, unverrückbar, aber regsam war da mein Körper, nicht ruhig geworden durch diese so schmerzliche Askese, die mich antrieb. Und das solcherart mir entstandene Wehgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüt nicht fesseln.

    Rajas - die Beherrschung - das Kämpfen mit zusammengebissen Zähnen ( Yang) führt weit, aber nicht nicht vollständig zur Befreiung. Siddhartha wird dies bewußt und plötzlich erinnert er sich an einen "Yin" Moment in seinem Leben - ein Moment der willenslosen Heiterkeit:

    Und ab da war Siddhartha der Weg zur Befreiung klar. Zu dem Yang - dem Rajas seiner Erziehung zum Kshatriya war das Yin der Erinnerung an das Kindheitserlebnis unter dem Rosenapfelbaum hinzu getreten.

    Die Idee von Yin und Yang kommen aus China - also dem Daoismus. Von daher hatte dies auf Buddha wohl keinen Einfluß und wirkte sich dann auf den chinesischen Buddhismus auf.


    Auf der anderen. Seite gab es auch in Indien Ideen, in denen die Welt als Wechselspiel von Kräften gesehen wird z.B die Doshas im Ayurveda:


    Drei Prinzipien des Lebens (Doshas)

    In der Typologie spricht man von drei unterschiedlichen Lebensenergien, den sogenannten Doshas:[7]

    • Vata (Wind, Luft und Äther), das Bewegungsprinzip
    • Pitta (Feuer und Wasser), das Feuer- bzw. Stoffwechselprinzip
    • Kapha (Erde und Wasser), das Strukturprinzip

    Dosha (oder Doscha) bedeutet wörtlich übersetzt „Fehler(potential)“. Diese kommen nach ayurvedischer Vorstellung in jedem Organismus vor, da sie gemeinsam alle Vorgänge des Organismus ermöglichen. In einem gesunden Organismus sollten sich diese „Energien“ in einem harmonischen Gleichgewicht befinden, da sie sonst Fehler im System hervorrufen

    Und so wie es in China die Feng Shui Lehre gibt, gibt es in Indien die Geomantik des Vastu Vidaya wo es um die Kräfte der verschieden Himmelsrichtungen geht.


    Aber während in China Geomantik und traditionelle chinesische Medizin im Daoismus ein gemeinsames Vokabular fanden, war das in Indien nicht so. Die Lehren von der Harmonie der unterschiedlichen Kräfte blieben in ihren Spezialdomänen ( Medizin, Architektur). Am ehesten bietet die Idee des Yoga ( das Yogasutra ) soetwas.


    Aber all dies hatte jetzt auf den historischen Buddha wenig Einfluß. Während spätere Formen des Buddhismus durchaus yogischer waren und Indien aus dem Vatsu ( z.B Madalas) und der traditionellen Medizin aufnahmen