Beiträge von void im Thema „Re.:Nichiren und das Reine Land“


    Ich bin schon wieder sachlich. Konzepte sind etwas, was auf bestimmte Aspekte der Wirklichkeit hindeutet. Wir sind Menschen und im Erfahrungs- und Handklugnsraum des Menschen gibt es vieles was zum Leid führt und vieles was zu mehr Freiheit, Geduld, Güte führt. Verschiedene Gedankensysteme führen eine unterschiedliche Kartographie und Ordnung ein. Im Christentum würde man jemanden der Güte und Geduld verwirklicht hat und sein eigenes Ego nicht mehr achtet als die der anderen einen "Heiligen" nennen.


    Buddha nahm für sich in Anspruch weiter gegangen zu sein als seine Lehrer. Über das was sie an Vertiefung und Weisheit erlangt hatten hinausgegangen zu sein. Also in die gleiche Richtung aber weiter, tiefer und umfassender. Aus so einer Perspektive kann man dann auch das Chrristentum als etwas sehen, was in die richtige Richtung führt, zur der Verwirklichung des "Heiligen", der aber etwas ist worüber Buddha hinausgegangen ist.


    Im Christentum wird das was über unsere Ego hinaus geht als Gott angesprochen. ( so wie ja auch viele hinduisitische Strömungen theistisch sind) Insofern wird natürlich nicht an ein "unabhängiges Selbst " geglaubt sondern an eine gänzlich abhängiges. Nämlich von Gott abhängig. Und natürlich nicht an eine ewige Seele innerhalb der Weltichkeit, sondern als in Gott als jenseits der Weltichkeit ruhend. Insofern wird natürlich eine Loslösung von den eigenen Begierden und das Enwtickeln von Qualitäten der Begierdelosigkeit, also Mitgefühl und Geduld gefördert.


    Für uns Buddhisten ist das Konezept "Gott" befremdlich und unnötig. Warum die Befreiung von Gier, Hass und Unwissnheit als einen Vater und Stammesgott vorstellen, als ein Superego und Weltenschöpfer? Das birgt doch Anlass für Verwirrung und Projektionen. Also eine zweischneidige Sache: Eine Vorstellung die einerseits heilsam wirken kann, aber auch sehr gefährlich wenn man an ihr haftet und sich von ihr gefangennehmen lässt. Insofern teile ich ja viele deiner Bedenken.


    Mir scheint nur die leugnest reflexhaft das was da gemeinsam ist. Im Lotossutra wird sowohl im Gleichnis vom brennenden Haus als auch hier bei verlorenen Sohn, Buddha mit einem Vater verglichen. Aus diesem Konzept kommt man den chrsitlchen Problematik nahe. Es ist nicht mehr der Übende/Sohn derjenige der nach Befreiung sucht sondern die Befreiung sucht sich ihm mitzuteilen. Auch die Idee eines reines Landes legt anhe dass unser aktiver Weg nur zu einem bestimtmen Punkt (Haltestelle reines Land) führt, abdem der Prozess nicht mehr als ein aktives voranschreiten, sondern als ein sich Öffnen, ein Loslassen und Abgeholtwerden beschreiben werden kann.


    All diese Metaphern tragen Gefahren in sich. Und ich halte es nicht für einen Zufall, dass sowohl die Jodo Shinsu als auch die Schulen Nichirens in ihrer Geschichte der Versuchung ausgesetzt waren sich für die aleinselligmachende Wahrheit zu halten.

    Böse gesagt: Und in Japan haben die Leute keine Füße weil, sie dazu ja Umlaute bräuchten. Ich frage mich wie die sich so fortbewegen??


    Das in einem bestimmten Denksystem eine bestimmtes Konzept nicht existiert bedeutet nicht, dass das worauf sich diese Konzepte beziehen nicht da ist. So bezieht sich das Konezept "Gott" sicherlich auf alle möglichen absoderlichen Sachen vom vergöttlichten Patriarch hin zum "Logos". Aber eben auch auf Realitäten die im Buddhimus in einem anderen Kontext eine Rolle spielen.

    Einerseits unterscheiden sich die Aussagen der beiden Gleichnisse: Die Kernaussage des christlichen Gleichnisses ist, dass Gott den verlorenen sündigen Sohn genauso annimmt, wie den braven Sohn, der immer bei ihm geblieben ist.


    Im Lotussutra ist es so, dass der verlorene Sohn seinen reichen Vater nicht erkennt und nicht mehr dass dieser ihm wohlgesonnen ist. Deshalb stellt sich der Vater quasi "arm" und seinen Sohn nicht zu verschrecken und gewinnt so sein Vertrauen und offebart im schliesslich, dass er der Vater ist. Die Aussage ist, dass wir zu verblendet sind um Buddhaschaft direkt zu verstehen und dass es deswegen geschickter Mittel bedarf, um uns zur Buddhschaft zu führen.


    Das sind ganz klar verschiedene Aussagen aber es geht um das gleiche Grundthema. In beiden Fällen steht der verlorene Sohn für die existentielle, "verlorene" Situation des Menschen. Im Christlichen Kontext wird dabei das "Sündige" betont, während im buddhitischen Kontext die "Verblendung" im Vordergrund steht. In beiden Fällen stehen der Vater und sein Reichtum für die Befreiung von diesem existentiellen Leiden.


    Interessant ist, dass beide Gleichnisse von unterschiedlichen Seiten aus denken. Das buddhitisches Gleichniss denkt vom Vater aus, und beleuchtet ,was er tutn könnte um seinen Sohn wiederzugewinnen. Das christlche Gleichnis denkt eher vom braven Sohn aus, dem es vollkommen unverständlich ist, dass der verlorene Sohn genau so behandelt wird wie der brave. Auf einer tieferen Ebene haben beide Gleichniss aber auch eine gemeinsame Aussage: "Wir haben unseren Reichtum nie eingebüsst. Wir sind nie verloren gewesen, es hatte nur den Anschein. Unsere Verlorenheit war eine Illusion."

    brigitte:


    Mir war nicht bekannt, daß so wundervolle Geschichten im Buddhismus existieren
    Aus den Antworten konne ich ersehen, dass an ein Paradies wie im christlichen Sinne nicht geglaubt wird.
    Was aber will dann dieses Lotos Sutra sagen ?
    Ein Fingerzeig auf das UN-SAG-BARE


    Eine Paradies bedeutet ja einen Ort, an dem unsere teifen Wünsche endlich Erfüllung finden und usere tiefe Not endlich Linderung erfährt. Endlich anzukommen an einem Ort wo man wunschlos glücklich sein kann.


    Im Buddhismus ist ja klar dass es so einen Ort innerhalb von Samsara nicht geben kann. So ein "Ort" kann nur das Versiegen aller Wünsche sein, also Nirvana. Die Auffassung eines reinen Landes als "das Wunschversiegen als Wunscherfüllen" kann einem helfen, da eine positiven Zugang zu finden, in dem das Erlöschen der Begierde nicht ärmlicher Verzicht sondern als ein zurückkehren zu der Quelle aufgefasst wird. So eine Auffassung eines wunschlosen "reinen Landes" verweist einerseits über Samsara hinaus. Auf der anderen Seite kann es aber nicht Nirvana sein, da es ja noch eine verblendete Vorstellung davon ist. Also ein Blick heraus aus einer wünschenden Perspektive auf die Wunschlosigkeit.


    Das berührt sich mit christlichen Denken. Im Lotossutra gibt es sogar ein Gleichnis vom verlorenen Sohn und unter anderen deswegen meinen einige Forscher, dass das vielleicht christliche Einflüsse hat (Interreligiöser Dialog EINFÜHRUNG IN DAS LOTOS-SUTRA ). Das ist zumindest nicht ausgeschlossen, da sich zu der Zeit im fernen Osten die Nestorianischen Christen tummelten, die aus dem Westen als Ketzer rausgemobbt worden waren.


    Die Idee von reinen Land ist aber schon älter und kommt schon bei Nagaarjuna vor.