Beiträge von Raphy im Thema „Der Dalai Lama und die Erleuchtung“

    Karma Deleg Ragyä:
    Raphy:

    Dann mit der Erleuchtung in einem Leben ist das so eine Sache. Es ist sicher nicht mein erstes Leben in dem ich praktiziere. Wenn ich morgen die Erleuchtung erreichen sollte, kann ich natürlich sagen, ich habe es in diesem Leben geschafft. Aber wer weiß wieviele Äonen von Existenzen ich mich vorher schon abmühte.
    Oder es wird ja auch davon ausgegangen, dass die Wesen schon seit anfangsloser Zeit in Samsara existieren, das würde bedeuten, dass jeder schonmal mit der Lehre in Berührung kam und praktiziert hat. Die Erleuchtung in diesem Leben ist also auch eine Frucht von Bemühungen aus vorherigen Leben. Um das jetzt mal ganz einfach zu schreiben. Es ist aber wahrscheinlich alles noch komplexer oder noch einfacher. ;)


    Es hat natürlich schon andere Leben gegeben, allerdings weiß man bei Milarepa, dass er in vorigen Leben kein doller Dharmapraktizierer gewesen sein kann, da er sich in seiner Jugend ja völlig nicht-dharmischen Aktivitäten (Massenmord) hingegeben hat. Deswegen heißt es, Milarepa hätte erst in diesem einen Leben Erleuchtung erlangt. Andererseits musste er ja wohl schon eine starke Verbindung zu Marpa gehabt haben.


    Hallo Karma Deleg Ragyä,


    ist ja auch irgendwie richtig zu sagen, jemand hat es in diesem Leben geschafft. Ich würde aber nicht sagen, dass das von einem bestimmten Fahrzeug abhängt, sondern von dem Praktizierenden selbst, natürlich durch praktizierens eines zu ihm passenden Fahrzeugs.


    Liebe Grüße

    Hallo Karma Deleg Ragyä,


    Karma Deleg Ragyä:
    Raphy:

    Also wir wissen ja nicht wie lange der Dalai Lama sich schon dem Pfad widmet. Dass dieser Dalai Lama die 14. Wiedergeburt des 1. Dalai Lama ist, wissen wir auch nicht. Man kann das glauben, muß man aber nicht. Ich denke hier im Westen wird man dem eher kritisch gegenüber stehen.
    Und ob die Buddhanatur nach dem Tod wählen kann, wissen wir auch nicht. Das ist auch wieder eine Glaubenssache.


    So ist das aber auch gar nicht bzw. wird in der tibetischen Tradition auch nicht so gesehen. Was "Buddhanatur" ist und wie sie in Tibet interpretiert wurde, lässt sich sehr gut bei Klaus-Dieter Mathes nachlesen: "Tibetische Interpretationen der Buddhanatur im Vergleich".


    Danke für den interessanten Link. Mir war natürlich klar dass es nicht so einfach mit der Buddhanatur ist. Ich bin nur nicht darauf eingegangen, weil es mir wichtiger war beim Thema zu bleiben und es für den Anfängerbereich hier nicht zu kompliziert zu schreiben.

    Zitat
    Raphy:

    Dann scheint es mir so zu sein, dass dieser Weg ein Buddha zu werden, sehr viel längere Zeit braucht als 14 Reinkarnationen. [...]
    Und auch im Mahajana, dem der Dalai Lama angehört, dauert die Buddhaschaft eine sehr lange Zeit. Da man ja die Eigenschaften eines Buddhas üben und perfektionieren will. [...]
    Aber der Dalai Lama geht ja den Weg selbst ein Buddha zu werden, um den anderen Wesen am besten helfen zu können, ihr Glück zu finden. Und dieses große Ziel braucht wohl sehr, sehr viel länger als 14 Leben.


    Der Dalai Lama hat schon vor längerer Zeit Erleuchtung erlangt, schon vor der Lebenszeit des 1. Dalai Lama, Gendün Drub. Die Dalai Lamas sind Emanationen (oder "Ausstrahlungen"), d.h. sie werden aus Mitgefühl für die Welt geboren und nicht aus karmischem Zwang. Im Vajrayana ist es möglich, in einem einzigen Leben die volle Erleuchtung zu erlangen, was eher selten vorkommt, aber durchaus möglich ist, was hertausragende Beispiele wie Milarepa zeigen.


    Schöne Grüße
    KDR


    Das ist ja, glaube ich, genau das was Nilso in Frage stellt. Nämlich dass der Dalai Lama ja vielleicht doch nicht erleuchtet ist, gerade im Hinblick auf Wut die bei ihm ja anscheinend in irgendeiner Form noch vorhanden ist. Das ist auf jeden Fall ein Argument.
    Ob nun erleuchtet oder nicht, er ist sicher weit fortgeschritten auf dem Weg und es können sicher eine Menge Menschen von ihm lernen, wenn sie es wollen. Deswegen finde ich es für mich nicht so wichtig welche Stufe er jetzt wirklich hat.
    Dann mit der Erleuchtung in einem Leben ist das so eine Sache. Es ist sicher nicht mein erstes Leben in dem ich praktiziere. Wenn ich morgen die Erleuchtung erreichen sollte, kann ich natürlich sagen, ich habe es in diesem Leben geschafft. Aber wer weiß wieviele Äonen von Existenzen ich mich vorher schon abmühte.
    Oder es wird ja auch davon ausgegangen, dass die Wesen schon seit anfangsloser Zeit in Samsara existieren, das würde bedeuten, dass jeder schonmal mit der Lehre in Berührung kam und praktiziert hat. Die Erleuchtung in diesem Leben ist also auch eine Frucht von Bemühungen aus vorherigen Leben. Um das jetzt mal ganz einfach zu schreiben. Es ist aber wahrscheinlich alles noch komplexer oder noch einfacher. ;)


    Liebe Grüße



    Eher nicht, aber ich weiß auch nicht was Erleuchtung wirklich, letztendlich ist. Deswegen will ich mich auch mit verallgemeinernden Charakterisierungen von Erleuchteten zurückhalten, da ich es nicht wirklich weiß.
    Aber ich bin mir sehr sicher, dass der Weg zu Mitgefühl und Liebe führt und deswegen der alltägliche Jähzorn nicht kultiviert werden sollte. Und ich gehe auch davon aus, dass der Dalai Lama dies nicht kultivieren will.







    Also wir wissen ja nicht wie lange der Dalai Lama sich schon dem Pfad widmet. Dass dieser Dalai Lama die 14. Wiedergeburt des 1. Dalai Lama ist, wissen wir auch nicht. Man kann das glauben, muß man aber nicht. Ich denke hier im Westen wird man dem eher kritisch gegenüber stehen.
    Und ob die Buddhanatur nach dem Tod wählen kann, wissen wir auch nicht. Das ist auch wieder eine Glaubenssache.
    Es kann sein, dass das alles auch wirklich so ist, aber das wissen wir erst wenn wir es selbst erfahren. Oder wir begegnen jemandem dem wir zu 100 Prozent vertrauen und dem wir glauben wenn er so etwas behauptet.
    Vielleicht kann dir ja jemand hier diese Fragen beantworten, ich leider nicht.
    Dann scheint es mir so zu sein, dass dieser Weg ein Buddha zu werden, sehr viel längere Zeit braucht als 14 Reinkarnationen. Wenn man sich das Leben und Universum mal anschaut, sieht man, dass die Dimension der Zeiträume da eine ganz andere ist als hier in unserem hektischen, auf Zeiteffizienz getrimmten, auf ca.100 Jahre, wenn man Glück hat, begrenzten, kleinen Leben. Was sind für die Erde 1 Million Jahre? Ein Wimpernschlag. Oder für das Universum 1 Milliarde Jahre? Nichts.
    Und auch im Mahajana, dem der Dalai Lama angehört, dauert die Buddhaschaft eine sehr lange Zeit. Da man ja die Eigenschaften eines Buddhas üben und perfektionieren will.
    Wenn das Ziel ist nur schnell wie möglich aus dem Daseinskreislauf zu verschwinden, dann kann man es wohl auch in dieser kurzen Zeitspanne eines einzigen Menschenlebens schaffen.
    Aber der Dalai Lama geht ja den Weg selbst ein Buddha zu werden, um den anderen Wesen am besten helfen zu können, ihr Glück zu finden. Und dieses große Ziel braucht wohl sehr, sehr viel länger als 14 Leben.
    Ich hoffe das war ein bisschen verständlich.


    Liebe Grüße

    Nilso:

    Ich habe eine Frage in Bezug auf den Dalai Lama und die Erleuchtung. Ich möchte niemandem damit auf den Schlips treten, aber es ist etwas, das mich beschäftigt.
    Wieso ist der Dalai Lama nicht erleuchtet? In einem Text von ihm las ich, dass er Wut u.ä. empfindet, was meinem Verständnis nach darauf hindeutet, dass er nicht unendlich mitfühlend, glücklich und weise sein kann. Sollte jemand, der seit vielen Leben immer wieder daran hart arbeitet, von zahllosen großen Meistern angeleitet wird und das Dharma tief verinnerlicht nicht bereits Erleuchtung gefunden haben uns ins Nirwana eingegangen sein? Bin gespannt auf eure Antworten und hoffe auf eine Erklärung :)


    lg
    Nilso


    Hallo Nilso,


    es ist, glaube ich, schwierig einen festen Zeitraum festzulegen, innerhalb dem man Erleuchtung erreicht. Auch der Buddha hat sich, den Schriften zufolge, über einen unvorstellbar langen Zeitraum geübt, bis er zum "Buddha" wurde.
    Ob der Dalai Lama erleuchtet ist, weiß ich nicht, aber da wird dir wahrscheinlich auch jeder eine andere Antwort geben. Auf jeden Fall scheint er in der Praxis erheblich weiter zu sein als ich. Also ist er für mich auf jeden Fall ein Vorbild auf einigen Gebieten, soweit ich das von außen jetzt einschätzen kann, da ich ihn nicht persönlich kenne.
    Wenn er nicht erleuchtet sein sollte, kann ich auf die Frage: "warum?" nur sagen, dass halt alles seine Zeit braucht.
    Ein guter Wein muß auch lange reifen. :)


    Liebe Grüße

    Hallo,


    vielleicht war Jähzorn gemeint:




    "...Welt:
    Wann haben Sie das letzte Mal die Geduld verloren?


    Dalai Lama:
    Mir passiert das oft dort, wo ich wohne, weil es dort viele Mücken gibt. Die erste Mücke, die sich auf meinen Arm setzt, puste ich weg, die zweite streiche ich weg, bei der dritten werde ich wütend und scheuche sie fort. Ich unterscheide zwischen kurzweiliger Jähzornigkeit und Ungeduld auf der einen und langfristig schlechten Gefühle wie Hass, Wut und Missgunst auf der anderen Seite. Die zuletzt genannten verspüre ich nicht. ..."


    http://www.welt.de/welt_print/…_machen_mich_wuetend.html




    Liebe Grüße