Diese zusätzlichen Regeln zu den Fünf Sílas werden wohl gegeben, damit die Übung an bestimmten Tagen vertieft wird. Die Klöster waren Stätten der Begegnung von Mönchen und Laienanhängern und Laienanhängerinnen. Dort wurden Lehrreden gehalten, Seelsorge betrieben und gemeinsam meditiert.
Die Regel mit dem hohen Bett war auch da um sich von den Brahmanen abzugrenzen, die auf "hohen Betten" schliefen. Viele buddhistische Anhänger/innen aus Gautamas Zeit waren aus dem einfachen Volk und schliefen vermutlich in der Regel auch nicht auf "hohen Betten". Ähnlich ist es bei der Regel "keine berauschenden Getränke" zu konsumieren. Dem Somafest der Brahmanen blieben die Buddhisten fern (Natürlich ist es auch nicht sinnvoll für die Achtsamkeit, wenn man Alkohol konsumiert!). Soweit ich mal gelesen habe, gab Gautama die Belehrungen und Lehren oft nach bestimmten Situationen (z.B. die "Kein-Konsum-von-Alkohol-Regel" als er vom Palmenwein betrunkene Mönche sah). Eine Gemeinschaft in der immer gelogen und getäuscht wird, wird auch recht rasch wieder zerfallen oder sich gar bekämpfen.
Daher finde ich die Fünf Sílas anwendungsbezogene und konkrete Regeln - sofern man nicht den zugrundelegenden Sinn dahinter aus den Augen verliert. Leider neigen viele Religionen (und auch der Buddhismus wie ich immer wieder feststelle) zur Kodifizierung der Regeln. Vorstellungen und Erklärungsmodelle werden zu starren Dogmen, pragmatische, nützliche Regeln zu knechtenden, knöchernen Gesetzen. Schlimm finde ich es besonders dann wenn leere Regeln nur nach außen hin befolgt werden um gut/fromm zu wirken, aber man den Intention dahinter nicht bedenkt. Dieses Problem zeigte im Christen- und Judentum auch Jesus durch seine Kritik an den Pharisäern auf.
Liebe Grüße,
Wohlwollen