Beiträge von simplexify im Thema „Fleischeslust“

    Ich weiß gar nicht warum fast jeder hier im Forum etwas gegen das Unterdrücken von Geistesregungen äußert. Mir scheint es, dass dies eine weitverbreitete Vorstellung hier im Westen ist. Ich denke das ist ein Ausfluss der westlichen Psychologie, die viele Störungen auf "unterdrückte Kindheitserinnerungen" (o.ä.) zurückführt.


    Dabei sind doch diese Unterdrückungen, die die gemäß der Psychologie zu Krankheitsmustern führen, alle unbewusster Natur. So gut wie niemand im Westen wendet jedoch die bewusste Unterdrückung an, wie sie in der Lehre Buddhas zu finden ist. Das Wort Unterdrückung sollte im Zusammenhang mit der Lehre Buddhas meiner Meinung nach gar nicht verwendet werden, weil es eine so negative Konnotation hat und mit der unbewussten Unterdrückung in einen Topf geworfen wird. Bei der gezielten Unterdrückung geht es vielmehr um eine unnachgiebige Willenskraft, die sich genau darüber im Klaren ist was sie bezwecken will.
    Was meint ihr?

    Hallo dernichterleuchtete,


    ich hab mich mal am achfachen Pfad orientiert - im Folgenden immer bezogen auf das Begehren/ die sinnliche Lust.


    2. Glied des achtfachen Pfades: Rechte Gesinnung.


    Dazu gehört die entsagende Gesinnung, die gestärkt werden kann, indem man weise das Leid erwägt, das dem Begehren innewohnt (yoniso manasikara). Ein anderes Mittel ist es, sich den Segen der Entsagung bewusst zu machen.


    6. Glied des achtfachen Pfades: Rechte Anstrengung.


    * Kampf zur Vermeidung: Hierzu lehrte Buddha eine Methode der Beschränkung der Sinneswahrnehmungen. "Erblickt da der Mönch mit dem Auge eine Form, so haftet er weder am Ganzen noch an den Einzelheiten; und weil bei unbewachtem Auge Begehren und Mißstimmung, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, daher bemüht er sich, dem zu wehren: er bewacht das Auge und zügelt es."


    * den Kampf zur Überwindung: "Da läßt der Mönch einen aufgestiegenen Gedanken der Begierde nicht Fuß fassen, überwindet, vertreibt, vernichtet ihn und bringt ihn zum Schwinden." Hierzu können fünf Methoden angewandt werden, die der Buddha in M 20 lehrt.
    1. Gegenteil: wirksamstes Gegenmittel gegen die sinnliche Lust ist die Betrachtung der Vergänglichkeit der Körperlichkeit
    2. Scham und moralischer Zwang: Man vergegenwärtigt sich die Laster- und Unehrenhaftigkeit der sinnlichen Lust.
    3. Wegschauen, Nicht-Beachtung
    4. Umkehrung der dritten Methode: Hinwendung zur Sinneslust, um dann ihr Wesen und ihren Ursprung zu untersuchen
    5. letztes Mittel: mit der Kraft des Willens wird der unheilsame Gedanke niedergedrückt.


    * den Kampf zur Entfaltung: "Da entfaltet der Mönch die auf Entsagung, Loslösung und Erlöschung gerichteten und zur Entledigung führenden Erleuchtungsglieder der Achtsamkeit, der Wirklichkeitsergründung, der Willenskraft, der Verzückung, der Ruhe, der Sammlung und des Gleichmuts. Das, ihr Mönche, nennt man den Kampf zur Entfaltung. "


    * den Kampf zur Erhaltung: "Da hält der Mönch einen sich ihm bietenden günstigen Gegenstand der Sammlung im Geiste fest, wie die Vorstellung eines Knochengerippes, die Vorstellung eines von Würmern zernagten Leichnams, eines blau-verfärbten Leichnams, eines in Fäulnis übergegangenen Leichnams, eines zerstückelten Leichnams, eines aufgedunsenen Leichnams"

    7. Glied des achtfachen Pfades: Rechte Achtsamkeit.


    Dazu gehört die Betrachtung des Körpers und die Zerlegung in seine einzelnen Bestandteile, um die vermeintliche Attraktivität des Körpers zu mindern. Gemäß Bikkhu Bodhi ist das Ziel aber nicht, "Widerwillen und Ekel zu produzieren, sondern Loslösung, um dem Feuer der Begierde die Nahrung zu entziehen". Der Dalai Lama sagt hierzu übrigens auch: "Das Haften am Körper ist die größte aller Verirrungen, die es abzulegen gilt."


    Auch der Verfall des Körpers nach dem Tode kann als Meditation geübt werden, wobei das Ziel nicht ist, " sich in morbider Faszination am Tod oder an der Leichenbetrachtung zu ergehen" (Bikkhu Bodhi), sondern das egoistische Klammern an dieser Existenz zu mindern.


    Herzlich
    simplexify