Beiträge von Helgo im Thema „Welches Buch lest ihr gerade?“

    Von Ekkehard Sass und Detlef Kantowski (1996): Gotama Buddha - Mein Weg zum Erwachen.


    Aus dem Antiquariat über ZVAB. Eine gestaltete "Biografie" des Buddha in seinen eigenen Worten. Sass hat hier sozusagen den Buddha selbst sprechen lassen in Form einer Autobiografie, und hat die geeigneten Stellen aus dem Palikanon neuübersetzt, gekürzt und/oder paraphrasiert und in die erforderliche Sprachform gebracht.


    Ich war erst skeptisch, aber ich muß sagen, Sass trifft einen Ton, der zu meinen bisherigen Eindrücken aus dem Palikanon (und, btw. meinen eigenen Suchbewegungen, Erfahrungen, Interpretationen und Resümees in jungen und mittleren Jahren) sehr schön paßt.


    Dazu auf fast jeder zweiten Seite ein Foto aus dem bäuerlichen/ländlichen Indien, die Kantowski von seinen eigenen Indien-Reisen beigesteuert hat...


    Das Buch hat gerade einen Ehrenplatz bei mir erworben und es macht mich jedesmal froh wenn ich drin lese :)

    Ich lese seit einigen Wochen, kreuz & quer und wiederholt den 2. Teil aus "Ardistan & Dschinnistan" und "Der Mir von Dschinnistan" von Karl May. :Tja: (:.

    Es ist ein, sozusagen, Alterswerk; 1905/06 geschrieben. Es hat die äußere Form seiner früheren und sehr erfolgreichen "Reiseabenteuer", aber handelt nun in einer völlig fiktiven Gegend (allerdings sehr seinen Arabien/Kara Ben Nemsi Szenerien ähnelnd) "Ardistan" und dem Nachbarland "Dschinnistan".

    "Ardistan" ist das Land der Gewalt: der Kriege, der Unterdrückung, der Intrigen, der Morde, der Putsche usw. wogegen "Dschinnistan" das Land des Friedens, der Friedfertigkeit ist. Der Mir von Ardistan will zu einer Zeit einen Krieg gegen Dschinnistan anfangen, und in dieser Zeit gerät der Ich-Erzähler Kara Ben Nemsi (und sein Freund Hadschi Halef) in diese Konfliktszenerie in Ardistan und in Kontakt mit dem gewalttätigen, unmenschlichen Diktator, dem (E)mir.

    Das Buch handelt nun von der Inszenierung und Spiegelung der Konflikte zwischen Diktatur, Kriegserklärung, Aufstand, aber auch der intelligenten Lösung der Gewaltsucht und Alternativlosigkeit - pointiert im persönlichen Kontakt mit dem bösen Mir, aber bereits auch vorher bei einigen kriegerischen Auseinandersetzungen, bei denen Kara Ben Nemsi friedliche Lösungen findet, die die verfeindeten Kombattandenvölker ohne Blutvergießen miteinander in Verhandlungen und dann in Völkerfreundschaften führen. Also auch gerade passend zu unseren Zeitläuften...


    Ich würde sagen, Karl May hat in diesem Buch (und in dem anderen größeren Alterswerk "Winnetous Erben) den Versuch gemacht, der bereits aufkommenden Kriegsstimmung (die ja dann zum 1. Weltkrieg eskalierte, den Karl May aber selbst nicht mehr erleben mußte) eine Antikriegs- , eine Völkerverständigungs-, Religionsverständigungs-Saga entgegenzustellen, also etwa das zu tun, wonach wir auch wieder heute suchen: eine Perspektive für einen Weg zurück von der Gewalteskalation und seinen Ursachen in dem Bewußtsein der Menschen. (Der "Ich"-Erzähler tritt als Christ auf in einem weitgehend muslimischen, aber auch christlichen und Lamaistischen Ardistan).


    Ich finde die Geschichte und seine Ideen über die psychologischen Verwandlungen ganz rührend und vor allem freue ich mich und hochachte seinen Impuls, in seiner Zeit literarisch eine pazifistische Perspektive zu entwickeln und lesbar für die Allgemeinheit unter's Volk zu bringen.

    Das "abhängige Entstehen" in dieser Geschichte ist vielleicht (nach unsern Vorstellungen hier) nicht ganz auf der Höhe unserer Zeit ;) aber ich finde es ehrlich gesagt bemerkenswert auf dem Hintergrund, den ich von Karl May früher nur kannte.


    Warum ich aktuell dermaßen viel damit zu tun habe, ist, daß ich aus den (frei verfügbaren) PDF's von Zeno.org und der KarlMayGesellschaft zunächst formatierte Word-Dateien und dann davon ebooks (für meinen ebook-reader) erzeugt habe, und dabei doch eine Menge Lektorats-Arbeit machen mußte: t.w. Schreibfehler, sogar einige offensichtliche Wortfehler korrigieren - bei jedem Lesen der Kapitel findet man immer noch Schreibfehler... Vielleicht ist Zeno.org oder KMG interessiert, diese überarbeiteten Versionen anzunehmen - mal sehen.