Beiträge von Sven im Thema „Übersetzung von vicāra; vitakka-vicāra“

    accinca


    Etwas spät, aber vielleicht interessiert es trotzdem noch jemanden.


    Diskursives Denken ist ein geistiger Prozess, an dem vitakka und vicara hauptsächlich beteiligt sind. Der Prozess des diskursiven Denkens lässt sich gut selbst erfahren, wenn man sich z. B an seinen 10. Geburtstag versucht zu erinnern. Jedes Gedankenobjekt ist mit anderen verbunden man hangelt sich nun von Gedanken zu Gedanken an das zu erinnernde Ereignis zurück. Das Erfassen eines Gedankenobjektes (Ein Knotenpunktes, der mit anderen Gedankenobjekten verbunden ist) ist vitakka. Das Assoziieren, also das Untersuchen des Objektes mit welchen anderen Gedankenobjekten es verbunden ist, ist vicara.


    Bei der "psychologischen" Tintenklecksanalyse kann man, vereinfacht gesagt, Erkennen mit welchen Gedankenobjekten dieser Klecks verknüpft ist. Vicara untersucht hier den Klecks und Vitakka ergreift das nächstliegende Objekt. Ein Folteropfer wird meist andere Objekte ergreifen als ein behütet aufgewachsener Mensch.


    Unser gesamtes Denken funktioniert auf diese einfache effiziente Weise. Das daraus ein Ich gebildet werden kann, ist schon erstaunlich.


    Vicara heißt Assoziieren und mit Assoziieren meine ich sein Merkmal "Untersuchen des Objektes" und sein Wesen "die kontinuierliche Verbindung mit den gleichzeitig entstehenden Gedankengängen" (Visuddhi Magga 142, S. 168)


    Am besten kann man das Nachvollziehen, in dem man sich diesen Prozess in eigenem Geist anschaut. Dann kann man beide Faktoren recht gut bei der Arbeit beobachten.


    Bei der Samatha-Meditation wird vitakka immer dasselbe Objekt ergreifen und vitakka umstreicht nun diese Objekt ohne ein zu starkes Abdriften zuzulassen. Es untersucht nur das Objekt, wandert auf ihm entlang, steckt die Grenzen ab, während vitakka das Objekt immer wieder in den Mittelpunkt rückt.


    Gruß
    Sven