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Nichiren hätte das "Bekenntnis der DBU" m.E. kaum akzeptieren können, da es das Lotus-Sutra gar nicht erwähnt. Ein gemeinsames Bekenntnis scheint mir überhaupt sinnlos zu sein, da es ohnehin nur die realen Unterschiede mystifiziert (verbirgt) und alle Beteiligten dieses Bekenntnis ohnehin nach eigenem Gutdünken (also "frei") interpretieren. Entscheidend ist aber, dass sich NIchren auf solch einen "Kompromiss" wohl nicht eingelassen hätte.
Es gibt wohl dutzende Nichirengruppierungen die alle, aber auch so was von ganz genau, zu wissen glauben was Nichiren gedacht oder getan hätte. Nichiren muss demnach eine gespaltene Persönlichkeit gewesen sein, denn all diese Gruppierungen finden schon unter sich auf keinen grünen Zweig. Komisch nur dass die SGI gern in die DBU will
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Stimmt, das mit der Periode. Allerdings sind dies Bezeichnungen (Vergleiche) aus der Nichiren-Periode (und nicht aus der Hitler-Periode). Du weißt doch, welche Äußerungen von Nichiren über Zen usw. überliefert sind. …
Abgesehen davon, ein Krebsgeschwür als Krebsgeschwür (das vielleicht für manche unsichtbar, für die Sehenden aber sichtbar erscheint) zu bezeichnen ist nicht verkehrt. Häufig ist es so, dass sich alle möglichen Menschen gegenseitig (vice versa) als Krebsgeschwüre usw. titulieren, man kann manchmal den Überblick verlieren. Übrigens: Wer hat in deinem Beispiel wen so bezeichnet?
Stimmt solche Äußerungen kamen von Nichiren – dieser lebte im feudalen Japan des 12ten Jahrhunderts. Ergo befinden sich mache in der SGI (und nicht nur in der SGI wie es scheint) also noch im mittelalterlichen Japan. So heute zu argumentieren ist schlichtweg Blödsinn.
Ein Beispiel:
„Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an, was bisweilen ignoriert wird, sie können nämlich Milch, Butter und alles aus einem Haus stehlen… Sie können ein Kind verzaubern… Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird… Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen, Liebe, Unwetter, alle Verwüstungen im Haus, auf dem Acker, über eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen Hinkende, dass niemand heilen kann … Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder … Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben.“
Hast du auch immer so ein ungutes Gefühl wenn heutige Protestanten vor ihrer Kirche Hexen verbrennen, schrecklich diese Flugasche. Warum ich das frage? Weil dies Martin Luthers Worte sind (Predigt vom 6. Mai 1526, WA 16, 551f.). Er sprach in recht ähnlicher Weise auch von den Juden. Ich glaube es gäbe Irritationen würde man heute noch genauso handeln wie von Luther angeregt, oder?
Ich kenne die von dir angesprochene Motivation und Gründe. Wer aber im 21 Jahrhundert noch immer sich keiner aktuellen Umgangformen bedient ist entweder von dumpfem Gemüt oder in seiner Geisteshaltung denen von denen ich sprach näher als man glaubt – ich zumindest lebe ich in Europa und wer HEUTE, auch nur verbal, Menschen zu Geschwüren degradiert hat eine Geisteshaltung die qualitativ der eines Faschisten/Rassisten in nichts nachsteht. In sofern ist die alte Kritik an der SGI im Grunde hausgemacht. Ich werde den Teufel tun und hier Namen nennen – es war ein hoher japanischer Verantwortlicher, das muss hier genügen. Es tut mir übrigens leid, dass man sich in deiner Umgebung scheinbar alltäglich als Krebsgeschwür tituliert.
Es ist nun mal ein Unterscheid ob ich beispielsweise den Inhalt der Rissho Ankoku Ron nur nachplappere oder ob ich bemüht bin zumindest ansatzweise herauszufinden wie der Inhalt heute zu interpretieren ist. Zweifellos ist das erstere das Mittel der Wahl die den einfachen Weg suchen, das letztere erfordert Arbeit auch über den eigenen religiösen Tellerrand hinaus.
Staatliche und religiöse Instanzen waren im damaligen Japan quasi identisch. Diesen Machtkampf Nichirens wiederaufzuwärmen und mit verbalen Entgleisungen gegen irgendwelche Priester zu wettern ist kein besonders großer Verdienst. Die Autoritäten sitzen heute in Chefetagen, Banken und Parlamenten und gerade in Japan mischt ja die SGI da sehr fleißig mit … und ich vermute einfach mal dass sie sich dort nicht mit besonders großem Eifer einer Systemkritik widmet, sondern schlichtweg Kohle scheffelt - das Spiel mitspielt. Den anfänglichen Auslandseinsatz japanischer Truppen mittels der Komeito-Partei mitzutragen spricht beispielsweise ja schon Bände über diese sog. Friedensorganisation.
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Ikeda war auch schon jünger, heute ist er halt älter, (so jung wie heute werden wir alle nicht mehr sein), dynamisch ist er immer noch - warum machst du ihm das zum Vorwurf? Alle im Lotussutra genannten Buddhas und Bodhisattvas (und andere auch) tun alles, was ihnen möglich ist, sie wenden sogar alle möglichen geschickten Mittel an, um die Wesen, um alle Wesen (nicht nur ein Drittel von ihnen) zu befreien (von Duhkha). Das ganze Streben Nichirens ging in die gleiche Richtung. ...
Müsste die SGI (als eine wichtige Repräsentantin und Praktizierende) des "Nichiren-Buddhismus" nicht dafür kritisiert werden, dass sie nur 1/3 der Menschen überzeugen (und somit potentiell befreien) will?
Die Tatsache dass man ab der Zeugung schon dem Alterungsprozess unterworfen ist, ist mir schon klar. Im Alter wird man weise oder störrisch … gerade im Hinblick auf den Konflikt zw. Herrn Ikeda und Nikken Abe denke ich aber eher an zwei störrische alte Männer die wohl noch eine Rechnung miteinander offen hatten – ich bin beeindruckt.
Wenn ich jüngstes Videomaterial sehe zweifle ich Dynamik und Geistesgegenwärtigkeit des Herrn Ikeda stark an.
Was Du hier beschreibst ist die Rechtfertigung von Missionierung statt auf Einsicht zu setzen. Da vielen in der SGI nur das hausinterne Studienmaterial zur Verfügung steht (alles andere wird ja von den Leitern argwöhnisch betrachtet) setzen sie also auf Missionierung.
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Es gehört m.E. zu den großen Errungenschaften der Soka Gakkai die Trennung von dem Hohen Priester, d.h. von der Nichiren Shoshu vollzogen zu haben. Die Zurückweisung der fast schon monströsen Autorität des Hohen Priesters (und des diese Idee und Praxis stützendem Systems) war die wirkliche Trennung. Insofern trennte sich die SG von der NSS, wer dies in formaler und rechtlicher Hinsicht tat (die NSS schloss die SG aus) scheint mir nebensächlich zu sein.
Das ist nun ein ziemlicher Unsinn. Wenn ich also aus einer gemeinsamen Wohnung geschmissen werde ist dies also als meine Errungenschaft zu werten? Wenn es diese Zerwürfnisse gab warum spreche ich erst nach dem Rausschmiss darüber? Es ist wie bei einem Ehepaar das jahrelang nebeneinander her lebt. Ist die Trennung vollzogen wirft man sich sog. Wahrheiten an den Kopf über die man vielleicht hätte schon vorher sprechen sollen. Normalerweise sind diese Wahrheiten aber dann weit von einer nüchternen Reflektion entfernt. Das ist zwar dann alles ziemlich menschlich aber bestimmt keine „Errungenschaft“. Die SGI reitet schon fast 20 Jahre auf dem Thema herum weil sie sich darüber schon definiert, die „Gegenseite“ scheint nun eben ziemlich unbeeindruckt ihr Ding zu machen – auch wenn es nicht mein Ding ist.
In sofern ist die Einhaltung der formalen und historischen Abläufe wichtig, denn es drängt sich die Frage auf warum die SGI sich nicht schon zuvor zu Wort gemeldet hat. Priester die sowohl den Hohen Priester UND den Einfluss der SGI kritisierten hatten zumindest genug Chuzpe in den 80ern die Shoshinkai zu gründen. Sowas ist für mich nicht nebensächlich, da es viel über die Beweggründe der Beteiligten aussagt. Ausgeschlossen wurde zudem erst Herr Ikeda die generelle Mitgliederschaft folgte erst sechs Jahre später also 1997. Dass erst einmal Herr Ikeda (plus einige andere Repräsentanten der SGI) von dem Ausschluss betroffen war wurde uns damals nicht vermittelt.
Zudem verwundert es mich dass die SGI ein Objekt der Verehrung verteilt (Gohonzon) welches von einem Hohen Priester (Nichikan) stammt, der die Nichiren Shohsu wie wir sie heute kennen erst möglich gemacht hat inklusive der starken Position des Hohen Priesters.
Weiterhin verwundert es mich, dass die SGI zwar wie du es nennst die „monströse Autorität“ des Hohen Priesters ablehnte aber gleichzeitig gerade in den letzen Jahren die Meister-Schüler-Beziehung zu Ikeda so darstellt als sei eine Erleuchtung ohne diese Beziehung (zu Ikeda) nicht mehr möglich.
Die eigene Erleuchtung von den „Erkenntnissen“ Ikedas abhängig zu machen ist nicht nur „monströs“ und selbstherrlich, sondern weißt klar auf einen Personenkult hin. Buddhaschaft und die Meister-Schüler-Beziehung zu Ikeda werden in einem Atemzug genannt.
Somit wurde die Autorität der Priester durch die Ikedas ersetzt – ich kann hier beim besten Willen keine Errungenschaft ausmachen außer dass man vom Regen in die Traufe kommt. Und mich würde brennend interessieren wer für die Grundlagen der Auslegung der Lehre Nichirens in der SGI die Verantwortung trägt. Ich nehme an die Marschrichtung kommt aus Tokyo – tut mir Leid, in diesem autoritären Verhalten schenkt die SGI sich nichts mit den Priestern. Jahrzehnte lang karrte die SGI Mitglieder aus aller Welt zum sog. Dai-Gohonzon nach Taiseki-ji … gut nun karrt sie sie zum Lauschen der Worte Ikedas nach Japan. Ich kann hier keine Leistung erkennen außer der sich der Situation argumentativ anzupassen … alles was man vorher sagte und „predigte“ vergessen zu machen und sich eine neues „Heiligtum“ zu basteln, wobei die Position der SGI zum sog. Dai-Gohonzon noch immer nicht geklärt ist, da es ja bei so was ums Eingemachte gehen würde.
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Vielleicht. Es gibt sicherlich keine Organisationen, von denen sich nicht auch Mitglieder distanzieren, das liegt in der Natur von Mitgliedern und Organisationen. Manche kommen, andere gehen. Das ist nicht nur bei der SGI so.
Da hast du sicher Recht. Aber wenn du dir den Link von mir in meiner ursprünglichen Mail anschaust. (Ein Forum von nunmehr fast 300 Seiten mit über 28.000 Zugriffen) so sind es meist nicht Menschen die sich einfach abseilen sondern über JAHRZEHNTE auch die SGI aufgebaut haben und sie nun auch mit ihrem Glauben verlassen.
Immer wieder auch Berichte über Mitglieder der Jungendabteilung (hier aus dem angelsächsischen Bereich) die nicht mal auf der Welt waren als es den Konflikt mit der Priesterschaft gab, aber sich ab und an in fast schon fanatischen Hass dazu äußern. Ich, wie viele andere, wollte nicht mehr in einer Organisation sein die sich durch solcherlei Reden definiert und schon gar nicht ein Herdentier hinter von einem von wen auch immer ausgerufenen Mentor/Meister (Womöglich ein selbsternannter Meister/Mentor??). In dem oben genannten Forum sprach ein ehemaliges Mitglied von einem Ikedaismus um eine Entwicklung zu benennen die seit den 2000er Jahren sich immer mehr verstärkt hat, denn Zweifel an Ikeda werden oftmals gleichgesetzt mit Zweifel an der Praxis. Wenn nun also ein Mitglied zu Hause vor dem Gohonzon praktiziert und danach trachtet, wie vom Verantwortlichen aufgetragen, das Herz des Mentors/Meisters zu verstehen und sich dabei, gelinde gesagt schwer tut, so ist das auch eine Errungenschaft?? Gaaaanz großes Kino sage ich da nur.
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In den ersten Jahrhunderten nach der Reformation (ich meine die Lutherische) gab es auch einen tiefen Abscheu vor dem Mönchstum.
Das ist es wieder - dieses Gesäusel über Ordination vs Laien. Also ich kann weder in dem einem noch in dem anderen Extrem mein Heil suchen. Es gibt Ordinierte, deren Beweggründe man bezweifeln sollte und müsste. Es gibt Laien die ihrerseits ihre vermeidliche Autorität nutzen um vielleicht persönliche Defizite oder eine schwache Persönlichkeitsstruktur auszugleichen. Für mich ist das was die SGI vorlebt jedoch in keinerlei Hinsicht der Beweis einer Überlegenheit – im Gegenteil es wird eine Verwässerung der buddhistischen Lehre betrieben und auch noch sanktioniert. Im IDEALFALL wird sich ein Ordinierter tiefer gehend mit Fragen der Lehre auseinandergesetzt haben als es dem durchschnittlichen Laien rein zeitlich möglich sein wird. Nicht zu vergessen, dass es vor allem eben Ordinierte waren, die die Lehre weitergetragen haben. Dass es hier auch immer zu Machtfragen kam und kommt steht außer Frage. Wie sich dies in Zukunft gestaltet bleibt zu Recht abzuwarten da uns heute weitaus mehr Methoden zur Verfügung stehen Wissen weiterzugeben und zugänglich zu machen. Dass die SGI zum Beispiel mit der Wissensvermittlung via Internet ihre Probleme hat zeigt sich auch darin, dass sie in der Vergangenheit versucht hat gegen solch ein Form per Anwalt vorzugehen weil die Leute eben auch kritische Fragen behandelten (zu ca. 90% aktive SGI-Mitglieder übrigens). Resultat war dass die Moderatoren sich der „Autorität“ der SGI beugten und das Forum leider nur noch ein Schatten seiner selbst ist – soviel zum Umgang mit Kritik. (Da hat Herr Ikeda wohl viel in China gelernt.)
Und um beim Thema SGI zu bleiben – die Strukturen der Verantwortlichkeiten innerhalb der SGI jedoch und die „Macht“ die manche dieser Verantwortlichen über Mitglieder ausüben steht der klösterlichen Organisation nur in wenig nach und unterscheidet sich nur in ihrer Ausdrucksweise.
Ich werde mein Leben nicht damit zubringen gegen die SGI zu wettern aber ich werde meine Sicht der Dinge, meine Erfahrungen, darlegen wann immer ich es für nötig erachte und eine öffentlichen Selbstweihräucherung der SGI nicht kommentarlos stehen lassen. Sie ist und bleibt in meinen Augen, und nach Interpretation der DBU eine, wie sie es nennt, Gruppierung mit „unheilsamen Strukturen“.
Nach der allgemein nun schon anerkannten Definition von Robert J. Lifton (nicht anerkannt natürlich von denen die sie betrifft) ist die SGI schlicht weg eine Sekte. Und ich meine damit Sekte so wie man den Begriff hierzulande im Allgemeinen benutzt.
Und da dies das einzige Forum im deutschsprachigen Raum ist in dem man seine Sicht dieser Dinge frei darlegen kann werde ich es hier tun. Natürlich ist das Internet ein Medium in dem viel Blödsinn steht doch ist es auch ein Medium dessen Inhalte denen Unbehagen bereiten die traditionell nur ihre Sicht der Dinge gelten lassen. Die ist keine Verdammung aller SGI Mitglieder und der Beitrag eines Forumsteilnehmers (BigLebowski) im Thread "Soka Gakkai" zeigt dass es auch noch kritische Stimmen gibt. Sie stellen meiner Erfahrung jedoch die Einzelkämpfer, wie es ist wenn man in diesem Kampf unterliegt davon von kann man im Forum des Rick Ross Institutes duzende glaubwürdige Erfahrungen nachlesen.