Beiträge von Elliot im Thema „Warum töten wir?“

    Erdmaus:
    Zitat

    Ganz konsequent betrachtet müsste ich dieses Leben verlassen und warten bis ich sterbe, um nichts und niemanden zu Tode zu bringen.


    Dann hättest du aber jemanden getötet. Nämlich dich selbst.


    Und selbst das wäre vermutlich noch nicht zielführend:


    "Das Wissen und die Schauung erwuchs mir: 'Meine Befreiung ist unerschütterlich; dies ist meine letzte Geburt; jetzt gibt es kein erneutes Werden mehr.'" (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m026z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    (Kleiner Tipp: Auch als Kriegsdienstverweigerer durfte man in all diesen Fällen durchaus schießen und hat seine Anerkennung damit nicht riskiert.)


    Ja klar, das sind weltliche Rechtsnormen und sie billigen unter bestimmten Umständen das Töten sogar von Menschen. Aber es ist Deiner ganz persönlichen Entscheidung überlassen, ob Du an Deiner Familie oder einer Freundin festhältst und im Ernstfall ihr Leben gegen das Leben anderer verteidigst, oder ob Du sie verlässt und ein Leben führst, wo Du sie oder andere im Ernstfall nicht verteidigen kannst.


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    Das kann man so pauschal nicht stehen lassen. Entscheidend für die karmische Relevanz einer Tat ist einzig und allein die Motivation.
    Und da gibt es im Falle des Tötens einige (auch karmisch unproblematische).


    Das halte ich für ein klassisches Beispiel von Verblendung. Aber wenn Du sagst, jedes Lebewesen muss andere Lebewesen töten, um selbst leben zu können, dann würde ich Dir insofern recht geben, da selbst Vegetarier mit jedem Gemüsegericht auch soundsoviel Millionen oder Milliarden Mikrorganismen vertilgen (müssen) und zwangsläufig töten (müssen), obwohl sie das vielleicht gar nicht wollen.


    Viele Grüße
    Elliot

    pali:

    ... so so ... ist das "Theravadasicht" ?


    Das ist ein Zitat aus den Lehrreden des Palikanons.


    pali:

    Im Zen sieht man das (Buddha sei Gedankt) so leider nicht :roll: (Das die Laien kein Erwachen erlangen könnten)


    Keine Ahnung, was da mit Erwachen gemeint ist.


    pali:

    ... aber mal ganz proletisch gefragt, WO sind denn die ganzen "Erwachten", die in die Hauslosigkeit gezogen sind .... ?


    Ebenfalls keine Ahnung. Was erwartest Du, dass sie tun?


    Onda:

    Ansonsten: Differenzieren ist immer wichtig. Töten ist nicht gleich Töten.
    So wie Mord auch kein Totschlag ist. Und Selbstverteidigung kein Mord.


    Bewusstes Töten von Lebewesen ist bewusstes Töten von Lebewesen, daran ändert auch Differenzieren nichts. Die meisten Menschen haben die Möglichkeit, das Töten von Lebewesen zu vermeiden, und wenn sie es nicht tun, dann liegt das an Gier oder Hass oder Verblendung.


    Viele Grüße
    Elliot

    pali:

    Hallo Elliot, natürlich können wir auf der Ebene des Abstaktum darüber diskutieren .... Meine Frage an euch, wie würdest IHR handeln, wenn z.B. eure Kinder bedroht werden ? WIe würdet ihr handeln, wenn ihr diese Gefahr von euren Kindern abgewendet werden könnte, dabei aber den Tod des Schurken in Kauf genommen werden müsste ?


    Ja, wenn ich Kinder hätte, dann würde ich wohl auch ihr Leben verteidigen und dabei notfalls das Leben eines Angreifers aufs Spiel setzen. Deshalb ist das Überwinden von Gier, Hass und Verblendung und das uneingeschränkte Verwirklichen des Heilsamen einem normalen im weltlichen Leben verhafteten Menschen ja auch kaum möglich:


    "Über einen langen Zeitraum habe ich Gespräche mit dem Erhabenen gehabt. Es wäre gut, wenn Meister Gotama mich in Kürze das Heilsame und das Unheilsame lehren würde."


    "Ich kann dich das Heilsame und das Unheilsame in Kürze lehren, Vaccha, und ich kann dich das Heilsame und das Unheilsame in aller Ausführlichkeit lehren. Dennoch will ich dich das Heilsame und das Unheilsame in Kürze lehren. Höre zu und verfolge aufmerksam, was ich sagen werde."


    "Ja, Herr", erwiderte er. Der Erhabene sagte dieses:


    "Vaccha, Gier ist unheilsam, Nicht-Gier ist heilsam; Haß ist unheilsam, Nicht-Haß ist heilsam; Verblendung ist unheilsam, Nicht-Verblendung ist heilsam. Auf diese Weise sind drei Dinge unheilsam und drei Dinge sind heilsam."


    "Töten von Lebewesen ist unheilsam, das Enthalten vom Töten von Lebewesen ist heilsam; Nehmen, was nicht gegeben wurde, ist unheilsam, das Enthalten vom Nehmen, was nicht gegeben wurde, ist heilsam; Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen ist unheilsam, das Enthalten vom Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen ist heilsam; falsche Rede ist unheilsam, das Enthalten von falscher Rede ist heilsam; gehässige Rede ist unheilsam, das Enthalten von gehässiger Rede ist unheilsam; grobe Rede ist unheilsam, das Enthalten von grober Rede ist heilsam; Geschwätz ist unheilsam, das Enthalten von Geschwätz ist heilsam; Habgier ist unheilsam, Freiheit von Habgier ist heilsam; Übelwollen ist unheilsam, Nicht-Übelwollen ist heilsam; falsche Ansicht ist unheilsam, richtige Ansicht ist heilsam. Auf diese Weise sind zehn Dinge unheilsam und zehn Dinge sind heilsam." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m073z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    Buddhisten dürfen sich nicht selbst verteidigen?


    Bikkhus kommen seltener in Situationen, wo sie sich selbst verteidigen müssten:


    "Da ging Mahānāma, der Sakyer, zum Erhabenen, und nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und sagte: "Ehrwürdiger Herr, seit langem habe ich das Dhamma, das vom Erhabenen gelehrt wird, so verstanden: 'Gier ist eine Befleckung des Geistes, Haß ist eine Befleckung des Geistes, Verblendung ist eine Befleckung des Geistes.' Und doch, während ich das Dhamma, das vom Erhabenen gelehrt wird, so verstehe, dringen gelegentlich Geisteszustände der Gier, des Hasses und der Verblendung in meinen Geist ein und verbleiben dort. Ich habe mich gefragt, ehrwürdiger Herr, welcher Geisteszustand von mir innerlich noch nicht aufgegeben wurde, der Schuld daran ist, daß gelegentlich Geisteszustände der Gier, des Hasses und der Verblendung in meinen Geist eindringen und dort verbleiben."


    "Mahānāma, da ist ein Geisteszustand, der von dir innerlich noch immer nicht aufgegeben wurde, der Schuld daran ist, daß gelegentlich Geisteszustände der Gier, des Hasses und der Verblendung in deinen Geist eindringen und dort verbleiben; denn wäre jener Geisteszustand bereits von dir innerlich aufgegeben, würdest du nicht das Leben zu Hause führen, du würdest nicht in Sinnesvergnügen schwelgen. Weil jener Geisteszustand von dir innerlich noch nicht aufgegeben wurde, führst du das Leben zu Hause und schwelgst in Sinnesvergnügen." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m014z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    "Ihr Bhikkhus, sogar wenn Banditen euch barbarisch Glied für Glied mit einer Doppelgriffsäge in Stücke teilen würden, würde derjenige, der einen verdorbenen Geist ihnen gegenüber entstehen ließe, meine Lehre nicht befolgen. Darin, ihr Bhikkhus, solltet ihr euch so üben: 'Unser Geist wird unbeeinträchtigt bleiben, und wir werden keine bösen Worte äußern; wir werden in Mitgefühl für ihr Wohlergehen verweilen, mit einem Geist voll Liebender Güte, ohne inneren Haß. Wir werden verweilen, indem wir sie mit einem Herzen durchdringen, das von Liebender Güte durchtränkt ist; und mit ihnen als Objekt werden wir verweilen, indem wir die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringen, das von Liebender Güte durchtränkt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen.' Auf solche Weise solltet ihr euch üben, ihr Bhikkhus." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m021z.html)


    Viele Grüße
    Elliot