Beiträge von Erdmaus im Thema „Verblendung“

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    Diese Person gibt es nicht; das verbale Ich-Du-Er ersetzt nur den Fingerzeig.


    Ich widerspreche nicht(finde es absolut nicht falsch was du sagst) , habe nur eine etwas andere Perspektive:


    Die Frage ist in meinen Augen nicht so sehr, ob es diese Person gibt oder nicht, sondern was diese Person ist. Die Person ist ein geistiges Konstrukt und dieses Konstrukt kommt ja zweifelsfrei zur Entstehung, sonst könnten wir nicht darüber reden. Die Person ist Konstrukt und leer. Insofern sage ich, dass es diese Person in dieser Form gibt. Leerheit bedeutet nicht "Nichts" sondern bedingt entstanden. Die Bedingung ist der konstruierende Geist, welcher ständig neu diese Person hervorbringen muss. Die Seinsweise dieses Konstruktes kann auch stark variieren. Beim Buddha war die Person nur noch ein sprachlicher Behelf für den Alltag.


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    dass ich in Folge dessen nach nichts, was "mich" ausmachen würde suchen muss und ebenfalls in einem an Vergangenheit (die es in Wirklichkeit nicht gibt, da Zeit dualistische Täuschung) gebundenes Gedankengut kein Ich erkenne.


    Ja ich sehe das nicht anders. Ich würde halt sagen:" ich bin nicht dazu verpflichtet ein "Ich" zu konstruieren." Jedenfalls nicht in jener tief sitzenden, leid verursachenden und unbewussten Form. Als sprachlicher Behelf, wird das "Ich" aber wohl immer bestehen bleiben, da man so ganz passabel im Alltag agieren kann.


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    Ich wage zu bezweifeln, dass Buddha sich als Person gesehen hat. Ich jedefalls tue es nicht.


    Die Frage ist was man unter "Person" versteht. Wenn man darunter ein inhärentes Wesen versteht, dann gebe ich dir recht. Wenn man darunter ein geistiges, leeres Konstrukt versteht, sieht die Sache doch schon wieder ganz anders aus.


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    Hast du vielleicht eine Idee wie man das machen sollte?


    Gucken wie es entsteht und was passiert wenn man "Ich" sagt!


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    denn er muss erstmal seine Persönlichkeit und dann das Produkt "ihrer" Täuschung als Konstrukt entlarven. Das ist dann doch wirklich damit vergleichbar, dass jemand das Kind einer nie geborenen Frau vor sich zu sehen meint.


    Da ich persönlich stark wissenschaftlich orientiert bin und mich viel mit dem Gehirn und seinen Funktionen beschäftigt habe (natürlich rein laienhaft), habe ich für mich ganz intuitiv erkannt, dass es ein Konstrukt sein muss, dass "da oben" durch neuronale Vorgänge erschaffen wird. Das war so der kognitive Anstoß, der dann durch Beobachtungen in der Meditation in der Erkenntnis mündete, dass das "Ich" leer ist. Das "Ich" in jener inhärent gesehenen Form einfach so abzulegen braucht allerdings viel Zeit und Geduld, da wir es quasi seit frühester Kinderzeit in unserem Gehirn verankert und verfestigt haben und es ziemlich tief in bewussten wie unbewussten Schichten steckt. Von daher wird es niemals einfach sein es in jeder Lebenslage ganz zu durchschauen und es bewusst zu durchleuchten. Mit viel Übung ist es sicherlich irgendwann aber auch ablegbar und nur noch jener sprachliche Behelf wie beim Buddha.


    lg
    maus

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    Und wo konkret?


    Im Grunde hat Peter das schon indirekt gesagt. Das Ich ist grob gesagt eine Zusammenfassung der Dinge die uns ausmachen und somit in unseren Köpfen verortet in Form eines Informationsverarbeitungsprozesses und einer Ansammlung von Erinnerungen. Wenn ich sage "ich backe Kuchen", dann bedeutet "ich" in diesem Zusammenhang eine Zusammenfassung aller Charakteristika, welche die Person die den Kuchen backt identifiziert. Da es auch gleichzeitig die Person ist, die den Begriff "Ich" verwendet, muss man nur gucken woher der Schall kommt oder wie die akustische Struktur des Schalls beschaffen ist, um zu erkennen um welche Person es sich handelt. Allerdings ist vorsicht geboten, da die Charakteristika natürlich auch leer und somit variabel sind.


    Der Buddha hat Zeit seines Lebens ebenfalls auf den Begriff "Ich" zurückgegriffen um kenntlich zu machen, dass seine Person gemeint ist. Niemand sollte auf die irrefürende Idee kommen, das "Ich" sei ein schlechtes und unnützes Konstrukt. Nein, es ist durchaus nützlich und praxistauglich.


    Es geht um das klare Erkennen, dass es sich um ein Konstrukt handelt und nicht um eine inhärent existierende Sache. Die Bedingungen für sein Entstehen liegen in unserem Kopf und weil es Bedingungen gibt, ist es leer und muss dauernd neu geschaffen werden durch Gehirnarbeit.

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    Es gibt ein ICH .. und zwar ganz ohne Frage, auch wenn nicht aus sich selbst existierend.


    Ganz richtig. Es gibt Bedingungen für sein Erscheinen und sein Verschwinden. Es ist halt einfach leer, was aber nicht bedeutet, dass es nicht da sein könnte. Mit dem Ich ist es wie mit allen anderen Erscheinungen auch, sie sind alle leer (bedingt entstanden).


    grüßchen
    maus