Beiträge von Raphy im Thema „Ist man als Buddhist noch menschlich?“

    Lieber accinca,


    auf der einen Seite finde ich einige Dinge die du schreibst sehr interessant und werde über diese sicher auch noch mal reflektieren. Auf der anderen Seite kann ich mit deiner belehrenden Art aber nicht viel anfangen. Deswegen werde ich das Thema hier für mich beenden.


    Liebe Grüße

    accinca:
    Raphy:

    Genauso wie das Erkennen der Unzulänglichkeit des weltlichen Lebens, nicht zur Folge haben muß, dass man dem nun nicht mehr vertraut, aber man überbewertet es auch nicht.


    Das ist wahr, man überwindet es damit nicht.
    Leben, Alter Krankheit und Tod bleiben erhalten
    und setzen sich fort. Der Buddha hat damit ein
    Ende gemacht so daß es kein neu Entstehen und
    sich Fortsetzen mehr unterworfen ist und dazu lehrte er die Lehre.


    Ja, wie gesagt ich habe das Gefühl, dass die Art von Vertrauen in das Leben die ich meine, genau in die Richtung führt die ich als für mich richtig sehe.
    Aber es gibt sicher auch andere Wege als meinen.


    Liebe Grüße

    Hallo,


    ich setze den Text jetzt doch mal rein :)




    Hallo accinca,


    finde ich sehr interessant was du schreibst. Verbessere mich bitte wenn ich dich falsch verstanden habe. Du sagst es ist irrelevant für dich, ob die Art wie der Buddha das Leben beschrieben hat, dir hilft. Du vertraust also blind den überlieferten Buddhaworten, wovon wir nicht sicher sein können ob sie authentisch sind oder dem heutigen Menschen überhaupt helfen können? Das kann ich mir nicht vorstellen. Du mußt doch erfahren haben, dass genau diese Einstellung des Buddha zum Leben, die du hier hochhältst, dir hilft zu deinem Heil. Warum solltest du dann dem Buddhawort folgen und es hier hoch halten, wenn du gar nicht weißt ob es zum Heil führt. Oder meinst du mit irrelevant einfach nur, dass es mich nichts angeht ob es dir hilft?
    Ich bin etwas verwirrt. Vielleicht kannst du ja was dazu schreiben.
    Denn ich würde einer Lehre erst folgen wenn ich, aufgrund bestimmter Erfahrungen damit, sagen könnte das sie mich zum Heil führt.


    Zu dem anderen Punkt. Ich könnte mir trotzdem gut vorstellen, dass jemand sich nach Befreiung sehnt trotz einer positiven Einstellung zum Leben. Ich denke man muß eine tiefe Liebe zum Leben haben um solche Strapazen über sich ergehen lassen zu können, wie der Buddha das vor seiner Befreiung tat. Oder einen sehr tiefen Hass zu sich und der Welt, aber ich denke nicht dass solche Menschen befreit werden. Daraus werden dann wohl eher die Diktatoren und Massenmörder dieser Welt. Zumal Ablehnung eine der Fesseln ist. Es wäre für mich daher sehr unlogisch, wenn Ablehnung des Lebens zu Befreiung führen würde. Das Gleiche gilt natürlich auch für das Leben begehren.


    Und solange man nicht befreit ist wird man doch zwangsläufig in eine bestimmte Richtung tendieren, also entweder zu positiv oder zu negativ. Auch wenn dieses tendieren wahrscheinlich immer feiner wird.


    Deswegen hast du für dich wahrscheinlich recht, wenn du sagst der Buddha kann keine positive Einstellung zum Leben gehabt haben.


    Liebe Grüße

    Ich habe den Text erstmal gelöscht um ihn nochmal zu überdenken, bzw. will ich keine Diskussion über richtig und falsch führen.
    Falls den Text schon jemand gelesen hat und darauf reagieren will, kann er das aber gerne tun.


    Liebe Grüße

    2dA:

    [

    Raphy:

    Ebenso weiß ich dass der Arzt dem ich vertraue mich von Krankheiten befreien kann, aber ich weiß auch, dass körperliche Gesundheit nicht alles ist, nicht zwangsläufig glücklich macht. Das tut dem Vertrauen zu diesem Arzt aber keinen Abbruch, es überbewertet ihn aber auch nicht. Genauso wie das Erkennen der Unzulänglichkeit des weltlichen Lebens, nicht zur Folge haben muß, dass man dem nun nicht mehr vertraut, aber man überbewertet es auch nicht.


    Das finde ich interessant... was traust du dem Arzt oder dem Leben ganz konkret zu? Oder in was wird Hoffnung gelegt falls du "Vertrauen" im Kontext des zukünftigen Wohls verstehst?


    LG



    Ich gehe zum Arzt und vertraue darauf, dass er sein Bestes tut um mir zu körperlicher Gesundheit zu verhelfen, ich weiß er will mir nicht schaden. Es kann aber sein, dass er mich nicht heilen kann, vieleicht auch weil ich nicht kooperativ bin oder aus anderen Gründen die sich meinem derzeitigen Wissen entziehen. Was aber in Ordnung ist, weil ich weiß, dass Begehren, also auch Begehren nach körperlicher Gesundheit zu Leid führt und nicht zu Freiheit.
    Ebenso vertraue ich dem Leben, dass es sein Bestes tut um mir zum Erwachen zu verhelfen, ich weiß es will mir nicht schaden. Es kann aber sein dass das Erwachen nicht eintritt, vieleicht weil ich nicht kooperativ bin oder aus anderen Gründen die sich meinem derzeitigen Wissen entziehen. Was aber in Ordnung ist, weil ich weiß, dass Begehren, also auch das Begehren nach Erwachen zu Leid und nicht zu Freiheit führt.


    Es wird also Hoffnung im Kontext des zukünftigen Wohls darauf gelegt, dass ich die Unterstützung des Lebens erwarten kann in dem Vorhaben zu erwachen, befreit zu sein.


    Liebe Grüße

    2dA:
    Raphy:


    Hallo accinca,
    ja so wie du kann man das sicher auch sehen. Ich will dich auch gar nicht von etwas überzeugen. Wenn dir diese Einstellung hilft dem was du als dein Heil ansiehst näher zu kommen, ist das doch super.


    Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen der Einstellung und dem Erkennen. Eine beliebige Einstellung ist immer das Ergebnis der eigenen Ansichten, die dem Erkennen und der "richtigen Einstellung", oder besser gesagt einer bestimmten inneren Ausrichtung im Weg stehen.



    Ach so, vielen Dank für die Klarstellung :D



    Hallo accinca,
    ja so wie du kann man das sicher auch sehen. Ich will dich auch gar nicht von etwas überzeugen. Wenn dir diese Einstellung hilft dem was du als dein Heil ansiehst näher zu kommen, ist das doch super.


    Ich weiß auch garnicht ob wir wirklich so weit auseinander sind. Mit Vertrauen ist für mich nicht Anhaftung ans Leben gemeint. Man kann ja einer Sache vertrauen und sie trotzdem hinter sich lassen. Ich vertraue zum Beispiel meinem Arzt, aber ich weiß auch, dass er mich nicht von allem heilen kann. Genauso kann ich diesem weltlichen Leben hier vertrauen, aber trotzdem wissen dass dieses weltliche Leben nicht alles ist, seine Nachteile hat, dass es da noch mehr gibt. Ebenso weiß ich dass der Arzt dem ich vertraue mich von Krankheiten befreien kann, aber ich weiß auch, dass körperliche Gesundheit nicht alles ist, nicht zwangsläufig glücklich macht. Das tut dem Vertrauen zu diesem Arzt aber keinen Abbruch, es überbewertet ihn aber auch nicht. Genauso wie das Erkennen der Unzulänglichkeit des weltlichen Lebens, nicht zur Folge haben muß, dass man dem nun nicht mehr vertraut, aber man überbewertet es auch nicht.


    Aber wie gesagt ich denke keiner von uns beiden ist erwacht, deswegen habe ich kein Problem deine Ansicht so stehen zu lassen. Aber mir persönlich hilft eine auf das Leben vertrauende Ansicht mehr.


    Liebe Grüße

    Aber diesen Satz "Egal was passiert es wird für mich gut sein." finde ich sehr wichtig. Ich denke ohne dieses Vertrauen ins Leben hätte der Buddha niemals seinen sicheren Palast verlassen. Auch ein Leben in Hauslosigkeit erfordert Vertrauen. Es geht ja auch darum Grenzen zu überschreiten, wie soll das ohne Vertrauen gehen?
    Und wenn das Leben gegen uns wäre, würde wohl niemals jemand Erleuchtung erlangen. Denn gewissermaßen sind wir ja auch selber das Leben, sind wir von allen möglichen Dingen abhängig, die das Leben uns gibt. Wir sind davon ja nicht getrennt, wir sind ja ein Teil davon.


    Liebe Grüße

    Milou:
    Zitat

    Raphy schreibt:
    ... wobei man auch oder gerade durch falsche Entscheidungen sehr viel lernen kann, "falsch" ist also eh relativ nach meiner Erfahrung ...


    Da hört sich an wie das Urvertrauen was in der Gita propagiert wird (Karma Yoga).


    Aha, wußte ich gar nicht. Interessant, werde ich mir mal anschauen, danke.


    Weiß gar nicht genau ob es etwas Vergleichbares gibt. Aber ich weiß zum Beispiel aus den Büchern von Buddhadasa, dass er immer die "Soheit" betonte. Also ein Erleuchteter erkennt, dass alles einfach so ist wie es ist, ganz banal und unspektakulär. Da ist nichts schlecht oder gut, es ist einfach so. Andere buddhistische Lehrer sehen das sicher ähnlich.
    Falls mir noch was einfällt kann ich das ja mal posten.


    Liebe Grüße


    Ach so, ja das stimmt sicherlich.
    Wobei ich geistige Freiheit noch über dem freien Willen ansiedeln würde. Für mich zum Beispiel wäre es eine große geistige Freiheit alles was mir im Leben passiert annehmen zu können. Also auch wenn ich mich mal falsch entscheide (wobei man auch oder gerade durch falsche Entscheidungen sehr viel lernen kann, "falsch" ist also eh relativ nach meiner Erfahrung), ich dann noch genauso in Frieden mit mir und der Welt bin wie vorher oder bei einer "besseren" Entscheidung.


    Liebe Grüße


    Hallo Milou,


    inwiefern würdest du sagen, dass geistige Freiheit Ursache von Problemen ist?


    Liebe Grüße



    Ja , geht mir ähnlich. Ich denke auch dass es nicht nur einen Weg gibt zur Wahrheit, schon weil die Menschen so unterschiedlich sind. Deswegen war ich auch immer sehr an anderen Religionen, Weltanschauungen und Techniken interessiert.
    Wobei ich auch für mich sagen muß, dass der Buddha so wie ich ihn verstehe schon etwas besonderes ist und immer mehr oder weniger meine Richtlinie war. Es ist bei mir auch weniger Religion, sondern eher eine Suche. Allerdings zweifel ich daran dass ich besonders viel vom Buddha wirklich verstanden habe, na ja mal schauen ;)


    Liebe Grüße

    Erdmaus:
    Raphy:

    Also mir persönlich ist es egal ob ich als Buddhist menschlich bin oder sonstwas.
    Solange ich mich wohl fühle in dem was ich bin, mit mir im reinen bin, können die anderen mich in Kategorien stecken wie sie lustig sind. :D


    Liebe Grüße


    Dann bist du wohl ein Individualist :P


    Ja, vielleicht. :D Ich selbst würde mich auch nicht als Buddhist bezeichnen.

    Also mir persönlich ist es egal ob ich als Buddhist menschlich bin oder sonstwas.
    Solange ich mich wohl fühle in dem was ich bin, mit mir im Reinen bin, können die anderen mich in Kategorien stecken wie sie lustig sind. :D


    Liebe Grüße



    Wunderschön. Ich mag den Anfängergeist :)


    Hallo Milou,


    finde ich sehr interessant das Thema. Eben weil ich mir selbst diese und ähnliche Fragen schon oft gestellt habe. Es scheint ja so zu sein, dass die meisten Buddhisten sagen, dass es ihr Ziel ist nicht mehr geboren zu werden. Da kann man sich jetzt natürlich darüber unterhalten wie das nun zu verstehen ist, aber das will ich jetzt mal beiseite lassen.
    Für mich war dieses "Nichtmehr-Geborenwerden" nie attraktiv. Ich mag mein Leben, es ist nicht immer einfach, viele würden von außen vielleicht sogar sagen dass es bessere Lebenssituationen gibt, aber ich empfinde mein Leben als gut. Es macht mir einfach auf der einen Seite Spaß und Freude das was das Leben mir schenkt zu genießen und auf der anderen Seite finde ich es spannend und interessant mich mit den Dingen in mir auseinanderzusetzen die mir nicht so gefallen, die teilweise vielleicht auch erschreckend und leidvoll sind.
    Ich empfinde mein Leben dadurch als immer reicher und erfüllter. Ich habe auch das Gefühl das viele Suchende vor dem Leben davonlaufen. Ich will natürlich niemandem reinreden wie er zu praktizieren hat und ein gesundes Maß an Rückzug und Sicherheit finde ich auch gut, dass man auf sich selbst aufpasst und erstmal mit sich selbst in Frieden leben kann. Ich denke aber auch dass es eine sehr gute Übung sein kann mit dem ganz gewöhnlichen Leid des alltäglichen Lebens, in Beziehungen seinen Frieden zu machen. Wenn man da schon seine Probleme hat, wie soll es dann erst in der Meditation sein wo das ja alles noch intensiver ist?
    Am Ende ist es wahrscheinlich die Aufgabe beides im Gleichgewicht zu halten das Außen und das Innen. Wo dieses Gleichgewicht ist wird bei jedem Menschen anders sein, je nach seinem Charakter und seinen Anlagen. Deswegen empfinde ich auch das eigene Gefühl als einen sehr guten Führer. einfach das zu machen wo man sich hingezogen fühlt und was einem Spaß und Freude macht. Auch wenn es vieleicht mal oberflächlich ist, wenn ich das Bedürfnis dazu habe und mich gut dabei fühle, mache ich das. Ich finde da nichts Schlimmes daran. Und wenn ich später darunter leide oder sehe, dass es nicht dahin führt wo ich eigentlich hin will, kann ich es künftig lassen. Aber dann habe ich wenigstens die Erfahrung gemacht und weiß wovon ich spreche. Wie will man etwas loslassen was man nicht kennt, woher weiß ich dann überhaupt das ich es loslassen will, wenn ich es nicht kenne. Ich denke bei Buddha geht es immer um die eigene Erfahrung, ob nun im alltäglichen Leben oder in der Meditation ist ja erstmal egal.
    "...Man möchte das Leben mit seinen Lastern durchaus genießen aber eben weniger leiden...." Ja, so ähnlich ist es wohl auch bei mir. Wobei ich es als sehr wichtig sehe dem Leid nicht ständig auszuweichen, sondern es so bewußt wie möglich und wie es der eigenen Kraft entspricht zu empfinden wenn es konkret da ist. Im Alltag oder in der Meditation. Genau das führt nämlich hier in unserer westlichen Gesellschaft meiner Meinung nach zu unseren ganz speziellen Arten von Leiden und dieser großen Kopforientiertheit.
    Danke für das Thema :)


    Liebe Grüße