Beiträge von Sven im Thema „Was ist Bewußtsein (viññāṇa) ?“

    mirco:


    Hast Du schon eine Liste mit Unterschieden? Würde mich interessieren.
    Wie wäre es mit einer anderen Methode, z.B. die Gemeinsamkeiten herausfinden?


    Mit den Gemeinsamkeiten ist das wohl schwierig, da der Begriff Erleuchtet nicht geschützt ist und auch wenn jemand sagt, wenn er eine Erkenntis hatte, er wurde erleuchtet, man nicht sagen kann, dass es falsch ist.


    Man muss erst einmal festlegen, was man darunter versteht. Ich würde als Grundlage Leidfreiheit vorschlagen und das ist schon eine Gemeinsamkeit beider Methoden, die ich meine zu kennen.


    Die eine Methode erreicht dies in einer Art Abnabelung des Bewusstseins/Ichs von den Geschehnissen. Um es Yogisch auszudrücken: Es sind nur noch die Gunas (Naturkräfte), die agieren. Der Zeuge/Bewusstsein wird nicht mehr berührt und erfährt so kein Leid mehr. Davon gibt es zwei Grundansichten, nämlich, das alles Bewusstsein letztendlich nur eins ist oder das Monadische, also dass es soviele Zeugen/Bewusstseine wie Individuen gibt. Hauptsächlich im Yoga, oft in der christlcihen Mystik und mehreren buddhistischen Richtungen scheint dies das Ziel zu sein.


    Die andere Methode ist im Theravada, scheinbar auch im Kundalini-Yoga und bei dem Mystiker Johannes vom Kreuz verbreitet. Hier kommt es durch Erfahrungen und Einsichten nicht zu einer echten dauerhaften Abnabelung (da dies ja auch wieder vergehen könnte. Das ist die Hauptkritik an Methode 1. ), sondern zu einem unerschütterlichen Wissen, dass man von den Dingen nicht berührt wird. Im Theravada wurde wohl der monadische Gedanke vom Yoga übernommen. Also es gibt soviele "Daseinsströme", wie es Individuen gibt.


    Gruß
    Sven

    Smaragd:

    sven, welcher schule folgst du denn? hast du lehrer, mit denen du über diese dinge sprichst?


    Ich folge keiner Schule! Mich interessiert das Phänomen der Erleuchtung und ich versuche herauszubekommen, was in verschiedenen Schulen damit gemeint ist, wo die Unterschiede liegen etc.


    Die besten Wegbeschreibungen fand ich bis jetzt im Theravada (nirwana: Ein Zustand, aber auch eine Umstrukturierung des Geistes durch einen Zustand) und im Yoga-Sutra und seinen Komentaren (jhana und einem etwas anderen nirwana: Hier werden die Gedankenprozesse zu einer Art Staubwolke die das Ich nicht mehr berühren können).


    Meine Methodik muss immer wissenschaftlich (d. h. nachprüfbar) sein, damit ich mich nicht in Glaubenssackgassen verirre. Außerdem versuche ich eine zeitgemäße Neuinterpretation des Erlebten.


    Zumindest im Buddhismus habe ich mit Lehrern zu tun, die Stromeingetreten sind und die mir bei Bedarf weiterhelfen könnten. Mir gefällt aber, wenn der Lehrer schön weit weg ist und nicht nervt. Ich brauchte noch nie ständige Betreuung.


    Buddhistisch philosophisch Richtungsweisend waren für mich Mahasi Sayadaw (nicht seine Meditationsmethode, die mir nicht liegt) Nyanaponika und natürlich der Palikanon, der bei mir mittels des Theravada-Abhidhamma ausgelegt wird. Dazu kommem noch einige Kommentare.


    Gruß
    Sven


    "Klar, dass die Medizin früher besser war. Da wurden die Menschen zwar nur halb so alt - aber sie starben gesünder." Dieter Nuhr

    sumedha:

    ...erwachen kann unmöglich mit dem wegfallen des flters nahe gesetzt werden. wäre es so hätte Buddha sicher nicht weiter leben und lehren können.


    Das Wegfallen der "Filter" oder vielmehr der Interpretationen der Sinnesdaten, führt nicht zur Bewusstseinserweiterung, sondern zu einem primitveren Bewusstsein einer Art Vorstufe unseres Alltagsbewusstseins. Auf dieser lassen sich die Daseinsmerkmale erkennen. Dies ist natürlich nicht erwachen und tatsächlich macht dieser Zustand ein Wandeln in der Welt unmöglich, aber trotzdem ist er für die Erkenntnis nötig, auf die der Erlösungswunsch beruht, und dann zu dem Gleichmut führt, der es möglich macht, für einen Augenblick alles gehen zu lassen. Und die sogemachte Erfahrung führt zu einer weiteren Erkenntnis, die den Geist komplett neu programmiert und ihn letztendlich von seiner Existenzangst befreit.


    Mit Vipassana-Meditation üben wir diesen Zustand zu erreichen, indem wir, sobald der Geist versucht zu interpretieren, in wieder auf den Ursprung der direkten Erfahrung also auf eines der 6 Tore richten.


    Gruß
    Sven

    Kusala:

    Eine "Lücke" würde die Entstehungskette beenden und anupādā-parinibbāna bedeuten. Da gäbe es aber dann kein zurück mehr ;)


    Ich denke, es ist etwas anderes damit gemeint. Nicht zwischen den Bewusstseinsmometen, sondern zwischen den Bewussseinsvorgängen (citta-vitthis) treten Bewusstseinsmomente, die bhavanga-cittas genannt werden, auf. Diese werden ab einer bestimmten Achtsamkeitsstufe als Lücke bewusst wahrgenommen. Einige meinen, dass das Wahrnehmen dieser Zustände den sogenannten Zeugen (Google-Stichwort: Zeugenbewusstsein) ausbildet, andere halten es für Nirwana und wieder andere sagen, dass es nicht das Nirwana ist, da das Nirwana der Blackout der durch sankhara-upekkha-nyana durch eines der drei Tore erreicht wird, ist.


    Untersuchenswert sind diese Dinge allemal.


    Gruß
    Sven


    PS: Dabei fällt mir auf, dass Mircos Lehrer, soweit ich weiß, zwischen Vipassana und Samatha nicht unterscheidet. Um die Lücke wahrzunehmen und das Zeugenbewusstsein zu erlangen, ist auch nur Samatha notwendig. Dass Ziel könnte also hier dem des Yoga (Ausbildug des Zeugen) sehr ähnlich sein. Eine Erläuterung Mircos wäre hierzu sicherlich förderlich.