Beiträge von Mari0n im Thema „"Der Buddhismus steht der Welt gleichgültig gegenüber"“

    Hanzze:

    Da habt ihr ja eine schöne gemeinsame Meinung. Das Problem ist vielleicht, dass man, wenn das "ich" dann zum wir wird, man dann leicht der Welt gleichgültig gegenüber steht. Oder die Welt dem man?


    Was meint der Buddha dazu?


    Ich denke, je mehr man durch Introspektion dem "Ich" oder "Selbst" auf die Spur kommt, desto mehr erkennt man, des es nicht unabhängig existiert sondern in ein Geflecht der "Welt" durch abhängiges Entstehen eingebunden ist. Ein von der "Welt" unabhängiges, unveränderliches Selbst läßt sich jedoch nicht finden.


    Dadurch ergibt sich dann auch automatich ein Lockern der eigenen "Nabelschau", eine Hinwendung zur Welt und eine Verringerung der Trennung zwischen "ich" und "das andere". Die gleiche liebevolle Zuneigung, die man sich selbst entgegen gebracht hat, kann man dann auch der Welt entgegen bringen, da man die Welt nicht mehr als von sich selbst isoliert und womöglich sogar feindlich wahrnimmt....oder so :)


    Gruß
    Mari0n

    Sven:
    Mari0n:


    Oder um an Nagarjuna anzuschließen: Man muss erstmal wissen, was das eigentlich ist, was man verneinen will.
    Oder um sinngemäß an einen tibetischen Meister anzuschließen: Ich brauchte ziemlich lange, um mir darüber im Klaren zu werden, was ich eigentlich unter einem "Selbst" oder einem "Ich" verstehe (Durchdringen, Durchschauen). Und dann war es nicht mehr so schwierig, dieses zu verneinen.


    Dies ist zwar der wichtige 1. Schritt, nämlich das intellektuelle Verstehen. Dieser treibt die weitere Forschung voran.


    Das Erkennen und "Durchdringen" meiner Vorstellung von "Selbst" und "Ich" würde ich nicht unbedingt als intellektuelles Verstehen bezeichnen, genau so wie das Erkennen von "Nicht-Ich". Zwar hat beides auch eine philosophische Komponente, aber das Entscheidende findet durch Introspektion statt: Wie erscheint die Vorstellung von "Ich" und "Selbst" in meinem eigenen Geist.


    Zitat

    Der 2. Schritt, nämlich genau zu erkennen, wie im geistigen Prozess diese Illusion geboren wird, muss durch Vipassana häufig erfahren werden, damit die innewohnende Furcht, es können doch ein Selbst existieren, zumindest soweit überwunden wird, dass man die bedingten Phänomene für einen Moment ganz loslassen kann.


    Was mich daran stört ist, dass schon wieder automatisch davon ausgegangen wird, dass hier eine "Illusion" geboren wird. Natürlich existiert ein "Selbst", das wird auch durch Vipassana nicht anders erfahren. Es gibt "meinen Atem", "meinen Körper", "meine Gedanken" etc., die tatsächilch nur "meine" sind, also nicht die von demjenigen, der neben mir sitzt z.B. (oder wie es immer so schön heißt: meine Nase ist nicht deine Nase :-)) Nur existiert dieses "Selbst" auf eine andere Art und Weise, als es uns zunächst erscheint. Auch das wird in Vipassana erfahren. Dafür muss man aber erstmal klarhaben, wie uns das "Selbst" überhaupt erscheint.


    Wer meint, dieses "Ich" und "Selbst" sind nur überflüssiger illusorischer Plunder, der sollte sich vielleicht mal mit dissoziativen Identifikationsstörungen auseinander setzen. Meiner Meinung nach sind derartige Geisteszustände weit entfernt von "erwacht".


    Gruß
    Mari0n


    danke, darauf wollte ich hiaus :)


    Oder um an Nagarjuna anzuschließen: Man muss erstmal wissen, was das eigentlich ist, was man verneinen will.


    Oder um sinngemäß an einen tibetischen Meister anzuschließen: Ich brauchte ziemlich lange, um mir darüber im Klaren zu werden, was ich eigentlich unter einem "Selbst" oder einem "Ich" verstehe (Durchdringen, Durchschauen). Und dann war es nicht mehr so schwierig, dieses zu verneinen.


    Gruß
    M.

    Geronimo:
    Mari0n:

    und wie verhindert man in die Falle zu tappen, eine Fata Moragna zu sehen, wo tatsächlich gar keine ist, nur weil einem überzeugend eingeredet wurde, etwas würde sich nur um eine Fata Morgana handeln?


    Gruß
    M.


    In dem Fall handelt es sich ja auch nur wieder um eine Illusion. Ich finde man fährt im Fall der Fälle immer am besten, wenn man nicht zu sehr an seinen eigenen Überzeugungen und Ansichten festhält und sich frei macht vom unterscheidendem und urteilenden Denken. In Gedanken kann alles so und so sein, aber auch völlig anders. Das geht aber alles an der Wirklichkeit/Wahrheit vorbei. Bleibt man jedoch so vorurteilsfrei wie möglich, dann hat man wirklich gute Chancen etwas Echtes zu entdecken.


    Und woher willst du wissen, dass es sich auch nur wieder um eine Illusion handelt? Und in welchem Fall überhaupt?


    Und warum sollte man nicht zu sehr an seinen eigenen Überzeugungen und Ansichten festhalten und sich frei machen von unterscheidendem Denken? Wir reden hier ja nicht um irgend einen Pillepallekram sondern es geht hier um essezielle Fragen, ähnlich der Frage, ob es sich um um eine Fata Morgana handelt, wenn man in der Wüste ohne Wasser sitzt und eine Oase entdeckt, oder nicht. Mit der oben gekennzeichneten Haltung wird man wohl nur verdursten, weil man sich nicht entscheiden kann, ob man nun los läuft oder nicht. Andererseits kann blind vertrauend losstolpern um die "Wahrheit" zu entdecken, genau so zum Tode führen, wenn es eben gar keine Oase gibt.


    vorurteilsfrei zu sein, ist ja eine schöne Sache, aber irgenwann muss man sich dann schonmal entscheiden, ob man nun tatsächlich etwas "Echtes" entdeckt hat oder nicht. Und wie macht man das?


    Gruß
    M.

    Erdmaus:
    Zitat

    und wie verhindert man in die Falle zu tappen, eine Fata Moragna zu sehen, wo tatsächlich gar keine ist, nur weil einem überzeugend eingeredet wurde, etwas würde sich nur um eine Fata Morgana handeln?


    Durch selbstständige Erforschung.


    Auf welcher Grundlage? Was sind die Kriterien um zu erforschen, ob es sich bei etwas um eine Fata Morgana handelt oder nicht, also insbesondere, ob es sich bei dem "Ich", "Ego" oder wie auch immer es hier genant wird, um eine Fata Morgana handelt, wie hier einige meinten? Woraus besteht dieses Erforschen und was kennzeichnet seine Selbstständigkeit, wenn das Ergebnis doch offenbar schon fest steht?


    Gruß
    M.

    Geronimo:

    Ich kann mir unendlich viele hervorragende Gedanken zur Beschaffenheit einer Fata Morgana machen, aber damit habe ich sie noch lange nicht aufgelöst. Mein "Wissen" bleibt in dem Fall noch komplett an der Oberfläche. Wahres Wissen weiß und sieht unmittelbar: Illusion.


    Moin Geronimo,


    und wie verhindert man in die Falle zu tappen, eine Fata Moragna zu sehen, wo tatsächlich gar keine ist, nur weil einem überzeugend eingeredet wurde, etwas würde sich nur um eine Fata Morgana handeln?


    Gruß
    M.