Beiträge von Erdmaus im Thema „Das Selbst“


    Hallo Accina,


    Ich finde das sehr gut formuliert.


    lg


    Ich finde die Gleichstellung von Beobachter und Beobachtetem völlig legitim. Ich denke auch, dass dies in letzter Instanz immer so ist. Es leuchtet ja auch durchaus ein und es gibt sehr viele Beispiele, die dies verdeutlichen.


    Wenn ich einen Baum sehe, so sehe ich letztlich einen Teil von mir, weil mein Gehirn es ist, welches dieses Bild erzeugt und das Gehirn wiederrum ja Teil von mir ist. Wenn ich etwas rieche verhält es sich ebenso. Ich erlebe immer nur mich selbst und das scheinbare Außen entspricht in Wirklichkeit inneren Vorgängen. Um etwas zu beobachten oder zu erleben, muss es Teil von mir werden. Wir erleben und beobachten die Objekte durch Verschmelzung mit denselben.


    Nun könnte man natürlich sagen, dass wir ja nicht mit dem Baum verschmelzen können, jedoch muss man bedenken, dass wir nicht den Baum beobachten, sondern die Strukturiertheit des von ihm reflektierten Lichtes. Und selbst dieses Licht beobachten wir nicht, denn wir bekommen lediglich die Nervenimpulse der Sehrinde zu "Gesicht". Und auch diese Nervenimpulse beobachten wir nichtmal, denn wir bekommen nur die durch diverse neuronale Schichten gefilterten Endresultate zu sehen, die dann irgendwann im Bewusstsein landen - oder besser: Sie stellen es dar! Als neuronales Korrelat. Da gibt es kein getrenntes Bewusstsein in dem "etwas landet". Es gibt dann nur das Baumbewusstsein oder das Geruchsbewusstsein oder ein anderes Sinnesbewusstsein.


    wie man sieht, ist jede Beobachtung ein unglaublich inniger Verschmelzungsprozess mit dem was wir beobachten. Wir können schlussendlich nicht mehr trennen zwischen Beobachter und Objekt. Und schlussendlich macht es auch keinen Sinn mehr von "ich sehe etwas" zu sprechen, weil das Ich nur ein übergestülptes Konzept ist, dass auf einer Illusion basiert.

    Zitat

    Das Selbst erfährt z.B. Emotionen ist aber nicht die Emotionen!


    Das ist ein hierarchisches Konzept, welches von einem abgetrennten, substanziellen Selbst ausgeht, welches quasi über dem Körper "schwebt" und sich alles völlig unbeeinflusst anschaut. Dieses Konzept halte ich aus diversen Gründen für sehr problematisch und habe mich daher davon getrennt.


    Ich sehe es so:
    "Wenn ich schmecke, bin ich der Geschmack und wenn ich rieche, bin ich der Geruch". Analog dazu verhält es sich mit den anderen Sinneseindrücken. Das was ich hier als "ich" bezeichne ist einfach die Zusammenballung der Daseinskomponenten, die einem kontinuierlich, veränderlichen Prozess entsprechen. Da gibt es nichts Statisches, sondern nur unpersönliche "Effekte", zu denen eben auch die subjektiven Eindrücke gehören. Der Eindruck eines unveränderlichen Selbst scheint mir eine Illusion zu sein.


    Auf jeden Fall ein ganz schwieriges und kniffliges Gebiet und ich würde keineswegs sagen, dass man das nicht auch so sehen kann wie du! Darum verstehe das was ich schreibe nicht als Besserwisserei :)


    lg
    maus

    Zitat

    Der Beobachter blickt auf die Wolken die über ihn hinwegziehen.


    Er bleibt aber doch von diesem unberührt?!


    Der Beobachter ist mit dem Beobachteten verknüpft. Häufig lässt sich Beides auch gar nicht mehr voneinander trennen.
    Unberührt bleibt der Beobachter nicht, denn die schlichte Tatsache, dass er etwas beobachtet, ist ja durch das Beobachtete kausal mit verursacht worden.
    Der Beobachter verändert sich durch die Beobachtung, weil sein Hirn sich durch den optischen Input verändert (Erinnerungsspeicher wird zum Beispiel geändert und es finden viele komplexe Prozesse wärend der Beobachtung statt). Jede Beobachtung ändert den Beobachter, weil beides unausweichlich verkoppelt und häufig (oder in letzter Konzequenz immer) miteinander identisch ist.


    Alle Sinneseindrücke zum Beispiel sind im Grunde immer mit dem Beobachter identisch.


    Zitat

    Er lehrte lediglich, dass dieses nicht dauerhaft und nicht autonom ist.
    An seinem Dasein kann es keinerlei Zweifel geben.
    Ein Ich gibt es - wir haben lediglich ein falsches Bild davon.


    Sehr richtig! Der Buddha hat sogar den Begriff "Ich" weiterhin verwendet. Allerdings hat er (vermutlich) verstanden worum es sich dabei handelt.