Maitre:Der Grund dafür, daß unser fühlendes wahrnehmendes und denkendes Ich in unserem naturwissenschaftlichen Weltbild nirgends auftritt, kann leicht in fünf Worten ausgedrückt werden: Es ist selbst dieses Weltbild. Es ist mit dem Ganzen identisch und kann deshalb nicht als ein Teil darin enthalten sein. ... Bewußtsein gibt es seiner Natur nach nur in der Einzahl. Ich möchte sagen: die Gesamtzahl aller "Bewußtheiten" ist immer bloß "eins".
Erwin Schrödinger (Physiker)
Im Buddhismus wird es im Gegensatz zu dem, was der Herr Schrödinger sagt, so gesehen, dass Bewußtsein nur der "Bezeichner" für eine Vielzahl von Bewußtseinsmomenten (im Bezug auf ein einziges Individuum) ist, d.h. es ist eben nicht "eins" wie das Wort "Bewußtsein" es erscheinen lässt.
Ebenso wie ich sagen kann "Das Auto hat vier Räder" und damit den Klassenbezeichner "Auto" verwendet, der für eine Vielzahl von ganz unterschiedlichen Autos steht, die niemals "eins" sind, welche aber alle vier Räder haben kann ich von "dem Bewußtsein" sprechen.
Auch wird im Buddhismus das "ich" nicht bestätigt, der Herr Schrödinger scheint es aber bestätigen zu wollen "Es ist selbst dieses Weltbild."
Ich denke Herr Schrödinger's Sichtweise ist in der Nähe von "Vedanta" anzusiedeln, hat aber mit der Sichtweise, welche im Buddhismus üblich ist, nichts zu tun.***
Sprachliche Gepflogenheiten sind das eine, die Wirklichkeit das andere. Die Verwechslung von beidem ist ein Aspekt der Unwissenheit.
Grüße
TM
*** Aber mit so schönen kurzen Zitaten hat es immer das Problem: man kennt die Person nicht, welche die Aussage vermeintlich gemacht hat und deswegen kennt man nicht ihre perönlichen sprachlichen Formulierungsvorlieben, welche demzufolge Missverständnisse hervorrufen können. Würde man die Person kennen, so würde man vielleicht bei mancher Formulierung denken "Ach ja, der soundso ... der sagt zwar aus Gewohnheit immer diesunddas, meint aber damit eigentlich jenesunddieses".