Beiträge von Bambus im Thema „Ohne Wiedergeburt - eine sinnlose Lehre?“

    accinca:

    Im Universum gibt es erheblich mehr Energie als Masse.


    Beides ist das gleiche. Energie ist Masse und Masse ist Energie. Der Aggregatzustand mag unterschiedlich sein. So wie es im Winter mehr Eis und im Sommer mehr Wasser gibt. Die Aussage es gibt mehr Eis als Wasser ist nett, aber im Endeffekt sinnlos.


    Ist Bewusstsein ohne Körper (Masse/Energie/...) möglich?

    accinca:
    Bambus:


    Nein. Beides steht in wechselseitiger Beziehung zueinander..


    Eine Beziehung wurde wohl nicht bezweifelt.
    Sollte aber auch nur eine Analogie sein.


    Dann habe ich die Analogie nicht verstanden.


    Energie ohne Masse gibt es nicht. Und genau so gehe ich davon aus, dass es kein Bewusstsein ohne Materie gibt. Bzw. auf einer anderen Ebene, dass es kein Bewusstsein außerhalb Samsaras gibt.

    Auch wenn es kein dauerhaftes Ich gibt macht es doch einen Sinn dieses Ding was hier tippt Ich zu nennen. Im Endeffekt ist es doch nur ein Wort dass etwas beschreibt was von anderen Dingen recht deutlich getrennt ist. Das eine bestimmte Zeit existiert. Als Zusammenfassung von ganz vielen anderen Dingen (Fleisch, Blut, Knochen, ...) die sich und ihre Beziehungen ständig zueinander ändern.


    Die Frage ist doch welche Wirkung dieses Ich Bambus nach dem Tod auf das Ich Bambussprosse hat die nach ihm beginnt zu existieren. Gibt es eine direkte Beziehung der zwei zueinander? Was unterscheidet diese spezifische Beziehung von der Bambus <-> Affe? Auch diese beiden haben eine Beziehung zueinander. Aber doch hat sie eine andere Qualität als die Beziehung die der Behauptung der Bambussprosse zugrunde liegt wenn sie behauptet "In einer früheren Existenz war ich König/Bettler/Mönch/Bambus"

    Hanzze:

    Was ist dir heute und als du 4 Jahre warst gleich außer dein Name?


    Nichts.


    Aber doch kann ich mich daran erinnern. Und damals in meinem Gehirn stattgefundene Verknüpfungen von Nervenzellen sind auch heute noch aktiv. Auch wenn die Zellen selber, die Atome aus denen sie bestehen, längst durch andere ersetzt worden sind. Und mit meinem Tod werden die Verknüpfungen verloren gehen. Sie werden nicht erneuert. Sie hören auf zu existieren.

    Hanzze:

    Geh doch mal auf das Argument ein, und versuche im Gegenzug die "Lebenslehre" zu erklären. *schmunzel* Die "Existenz" von der Geburt bis zum Tod.


    In meinem jetzigen Leben existiert ein "Ich" welches sich an früher in diesem leben passierte Dinge und Handlungen erinnern kann. Schlüsse daraus ziehen kann und sich somit entwickeln kann. Es erinnert sich nicht an alles, an meinen letzten Windelwechsel durch meine Mutter erinnere ich mich z.B. nicht, aber an viele andere Dinge. Auch wenn dieses Ich keine in sich dauerhafte Existenz besitzt kann man ihm doch recht genau benennbare Grenzen zuweisen. Das Ende ist recht klar: der körperliche Tod. Der Beginn ist nicht ganz so einfach: Die Zeugung, die Geburt oder die älteste Erinnerung. Bei mir aus der Kindergartenzeit. All diese Erinnerungen sind nicht zuverlässig und mit Sicherheit nicht dauerhaft. Aber trotzdem gibt es einen Rahmen in dem dieses mein Ich recht klar zu lokalisieren ist. So wie man ein Brot von der Zeit nach Verlassen des Ofens bis zum vollständigen Verzehren als Brot bezeichnen kann bezeichne ich mein Ich mit "Ich" in diesem Leben von Geburt bis zum Tod.


    Mit all den nachvollziehbaren und (bedingt) prüfbaren Erkenntnissen der Naturwissenschaften kann man recht gut beschreiben wie sich ein Brot in der Zeit seiner "Existenz" verhält und verändert. Genau so kann man die Gehirnaktivitäten beobachten und beschreiben die es meinem "Ich" ermöglichen zu reflektieren.


    Nach meinem körperlichen Tod ist die Wissenschaft nicht in der Lage einen "Übergang" von irgend etwas auf eine nächste Existenz zu dokumentieren. Also gehe ich davon aus, dass es keine solche direkte Wirkung zwischen dem Tod des einen Wesens und der Geburt/Zeugung eines anderen Wesens gibt. Es gibt schlicht keine Anhaltspunkte so etwas zu vermuten. Es gibt also, meiner Meinung nach, keine Inkarnation/Wiedergeburt.


    Natürlich gibt es Wirkungen die meine jetzigen Handlungen später haben werden. Auch über meinen Tod hinaus. Aber diese sind unspezifisch. "In einem früheren Leben war ich König/Bettler/Mönch" ist also eine Aussage der ich keinen Glauben schenken kann. In Abrede stellen kann ich solch eine Behauptung nicht. Ich kann sie nicht widerlegen. Aber eben auch nicht beweisen. Also bleibt nur ein "Glaube". Den habe ich nicht, und auch keine hinlänglichen Gründe in eine solche Lehre Vertrauen zu haben.

    Kusala:
    Bambus:

    subjektiv so viel, dass ich am liebsten alles hinschmeissen würde


    ANICCA!!!!
    Sei achtsam lieber Bambus und bleibe immer im JETZT. Fühl Dich umarmt :)
    Mit Metta
    Kusala


    Vielen Dank.


    Die Lehre und meine bisherigen Erkenntnisse daraus helfen über solche Probleme hinweg. Ohne sähe es finster aus. Aber dann frage ich mich ob die Probleme überhaupt da wären wenn ich mich nicht mit Buddhismus beschäftigen würde. Wenn ich mir der Dinge, die mich aktuell quälen, gar nicht bewusst wäre. Nicht achtsam wäre. Das wäre zweifellos bequemer. Und manchmal wünsche ich es mir dass wieder zu können. Manche Dinge sind aber nur schwer zu vergessen wenn man sich ihrer einmal bewusst geworden ist. Wenn lieb gewonnen Konzepte zerfallen ist das ... unangenehm.


    Von den Tibetern habe ich gelernt dass die Schützer dafür sorgen dass man sich nur so vieler Probleme bewusst wird wie man auch bewältigen kann. Den Rest halten sie von einem fern. Und das soll ich als notorisch ungläubiger Thomas für wahr halten? Na, wenns denn hilft ;)


    P.S.: Bevor sich wer Sorgen macht. Ich bin einfach "etwas" mies drauf im Moment. Aber auch das vergeht wieder...

    sand:

    Geht es darum, ein möglichst angenehmes Leben zu haben? Ist das die Belohnung von guten Taten? So kann ich es nicht sehen. Gut, schlecht, hübsch, häßlich. Dualistische Ansichten, kulturell geprägt.
    Die schwerste Krankheit kann im übrigen zu tiefer Erkenntnis führen. Ist das dann Leid?


    Mit der Realisierung von anatta verlieren diese Unterschiede ihre Bedeutung.


    Ja sicher. So lernt man es, so glaubt man es Lehrern denen man vertraut.


    Aber solange daraus noch keine eigene Erkenntnis geworden ist - und davon bin ich z.B. noch ewig weit entfernt - ist das eigene Leid und das von mir wahrgenommene Leid anderer Wesen schon von Bedeutung. Sogar von sehr großer.


    Eine Krankheit ist jetzt leidvoll. Dass sie aus späterer Sicht einmal erkenntnisreich gewesen sein mag stelle ich nicht in Abrede.


    Von meinem jetzigen Stand gesehen ist ein angenehmes Leben ein durchaus erstrebenswertes Ziel. Nicht um seiner selbst Willen, sondern um mir Möglichkeiten zu geben mich mit dem Dhamma zu beschäftigen. Leid habe ich aktuell mehr als genug, subjektiv so viel, dass ich am liebsten alles hinschmeissen würde. Da sehne ich mich nach weniger Leid und nicht nach der Lehre die ich im Nachhinein vielleicht daraus ziehe. Bin da im Moment ganz Egoist - aus Selbstschutz. Zumindest bilde ich mir das ein. Args, alles so einfach und doch so kompliziert :cry:

    Geronimo:

    Das ist sicher so eine Unschärferelationssache. Im größeren Rahmen jedoch bilden die Wahrscheinlichkeiten wieder ein Ursache-Wirkung-Komplex.


    Genau. Aber wo ist die Grenze? Durch eine Kausalitätskette kann ein einzelner zufälliger atomarer Zerfall Auswirkungen in unserer sichtbaren Welt haben. Stichtwort Schmetterlingseffekt


    Wo ziehst Du jetzt die Grenze. Wo gibt es Zufall und wo nicht?


    Worum es mir ging: Komplexe Charaktereigenschaften von Menschen sind kein Beleg für eine frühere, personelle Existenz. Das meine jetzigen Handlungen Auswirkungen auch noch nach meinem körperlichen Tod haben werden halte ich für sicher. Aber mein oben genanntes "Ich" hört mit meinem Tod auf zu existieren. Was mich antreibt jetzt in diesem Leben positive Handlungen zu begehen und negative möglichst zu vermeiden hat zwei Gründe:


    - Ich möchte in diesem meinem subjektiv gefühlten Leben möglichst eigenes Leid vermeiden.
    - Ich möchte anderen Wesen (welchen denen ich begegne oder auch welchen die nach meinem Tod durch meine Handlungen beeinflusst werden) kein Leid zufügen.

    Geronimo:

    Ich sehe ehrlich gesagt nichts das auf Zufall basiert in dieser Welt.


    Klassisches Beispiel: Radioaktiver Zerfall.


    Klar beziffern kann man die durchschnittliche Menge von Zerfallsprozessen innerhalb eines gesetzten Zeitraums. Nicht benennbar ist der Zerfallszeitpunkt eines spezifischen Atoms. Es geschieht zufällig.

    Geronimo:

    Man muss sich die Menschen doch nur einmal näher anschauen. So viele komplett unterschiedliche Charaktere mit total individuellen Neigungen und Anlagen, die sich schon in der Kindheit offenbaren und ihr Leben bestimmen. Die Talentierten, die weniger Talentierten, die Klugen, die weniger Klugen, die Hübschen, die weniger Hübschen, usw. und ihre dadurch angenehmen oder weniger angenehmen Leben.


    Was sich da herausbildet hat eine Ursache, die nicht einfach auf Mutter und Vater basiert; das geht tiefer. Und so funktioniert auch die Lehre lebensübergreifend sehr gut.


    Und warum kann das nicht schlichter Zufall sein?


    Der Körper und das Gehirn sind sehr komplexe Gebilde. Kleine, zufällige, Änderungen können große Auswirkungen haben die nach außen hin wie "geplant" aussehen.


    Wer bedingtes Entstehen als richtig akzeptiert muss nicht akzeptieren dass mein "Ich" (das Bewusstsein das meinen Fingern die Befehle gibt dies hier zu tippen) irgendwelche Beziehungen zu einem früheren oder späteren Leben hat.