Geronimo:Alles anzeigenHerz und Geist sind zwar nicht wirklich getrennt, aber sie haben durchaus ein unterschiedliches Tempo. Während der Geist meist nur einen Augenblick braucht um selbst die tiefgreifendsten Erkenntnisse nachzuvollziehen, so braucht das Herz um Längen mehr Zeit um selbst nur die unscheinbarsten Angewohnheiten zu überwinden.
Das ist einfach wie das Leben funktioniert. Angewohnheiten, ob bewusst oder unbewusst, sind so tief in uns verankert, das es einfach Arbeit und viel Geduld braucht um an ihre Wurzel vorzudringen und sie dabei langsam schwächer und schwächer werden zu lassen, bis man irgendwann die Wurzel ganz entfernen kann. Abkürzungen gibt es da leider nicht.
Zur Motivation sei jedoch gesagt, das mit jedem Mal wo du einem Impuls (oder Reiz) widerstehst und ihm nicht weiter nachgehst (und ihm damit Raum gibst), er ein wenig an Kraft verliert. Jedes Mal ein kleines, aber feines, Stückchen, bis er irgendwann überhaupt keine Macht mehr über dich hat.
Ich vergleiche das gerne mit dem Vorgehen bei Dehnübungen. Im Kopf ist dir doch sofort klar wie es auszusehen hat um einen vollen Spagat richtig auszuführen. Du "weißt" welche Arbeit deine Muskeln und Sehnen verrichten müssen um die ganze Dehnung in Vollendung auszuführen. Und doch kannst du zu Beginn deine Beine vielleicht nicht mal im 90° Winkel öffnen.
Das liegt einfach daran das deine Muskeln in diesem Moment nicht daran gewöhnt sind diese Art der Arbeit zu verrichten. Sie verharren sozusagen in ihren alten Angewohnheiten, zumindest bis du ihnen angewöhnst etwas neues zu tun. Und das geht auch da nur über minimalste (und dadurch mitunter durchaus frustrierende) Schritte. Du kannst ihnen immer nur so und so viel Neues auf einmal beibringen, sie nur so und so viel über ihre Angewohnheit hinaus dehnen, da es einfach nicht ihrem Naturell entspricht so schnell zu sein wie der Geist.
Und so glaubt man manchmal in der Praxis überhaupt keine Fortschritte zu machen, da man gewisse Ergebnisse überhaupt erst nach Jahren wirklich bemerken kann.
Guten Abend,
ich habe dieses Thema einfach mal wieder "hervorgeholt", da ich nach einem eigentlich gemütlichen Adventscafe (mal wieder) gemerkt habe, dass eine meiner Angewohnheiten, manchmal einfach zu viel zu "plappern", heute mal wieder sehr schön in den Vordergrund getreten ist. Aber immerhin habe ich dies nicht erst zu Hause beim Reflektieren bemerkt, sondern auch schon immer wieder während der Gespräche und habe dann versucht (leider nicht durchgehend von Erfolg gekrönt) "auf die Bremse zu treten", die Situation als solches wahrzunehmen und den anderen Gästen wirklich zuzuhören. Jetzt merke ich gerade, wie hilfreich es für mich sein kann, durchaus auch einmal ältere Beiträge noch einmal im Zusammenhang zu lesen.
LG peema