Zitat
Das könnte ein Thread werden, in dem nicht über Wiedergeburt diskutiert wird, sondern darüber, warum es so schwer (und irgendwie auch letztlich fruchtlos) ist, darüber zu diskutieren
Eine Diskussion basiert auf dem Austausch von Argumenten. Der Begriff "Argument" kommt aus dem Lateinischen (argumentum) und kann mit "Beweisgrund" oder "Beweismittel" übersetzt werden. Da es nun aber in religiösen Fragen (zu denen das Thema der Wiedergeburt gehört) nunmal keine Beweise gibt, sind alle Argumente für/gegen diese Vorstellungen dem Wesen nach schwach. Wenn eine Diskussion also auf einer schwachen Grundlage steht, so kann diese nur schwer zu irgendeinem sinnigen Ergebnis führen. Genaugenommen ist dies sogar unmöglich.
Aus diesem Grunde lehne ich es auch ab, mit Zeugen Jehovas zu diskutieren oder einen Pfarrer von meinem Weltbild überzeugen zu wollen. Das ist unsinnig. Jeder muss mit seinem Gehirn selbst Entscheidungen treffen und den Dateninput der Welt eigenverantwortlich verwerten. Was der Mensch daraus macht und ob er eher der Ratio oder eher religiösen Stimmungen vertraut ist seine Sache.
Das Gehirn sieht sich einer Datenlage gegenüber, welche außerordentlich lückenhaft ist. Da aber Stabilität und Sicherheit wichtig sind um das Leben zu ordnen, braucht es offenbar Grundlagen, welche nicht ausschließlich rational/kognitiv sind, sondern dem Glauben entstammen (jeder von uns braucht das) . Darum hält sich der Mensch an Ideen fest. Das kann ein Gott sein, oder aber auch die Idee vom Karma. Wenn man an karmische Wirkungen über den Tod hinaus glaubt, so gibt dies dem Leben eine starke Ordnung und rückt Unverständliches in ein verständliches Schema. Die Welt ist dann nicht mehr dem Chaos und dem Zufall unterworfen und alles hat seinen Grund so wie es ist. Das gibt ein Gefühl von Sicherheit und man kann seine Lebensführung an einer Richtschnur orientieren (zum Beispiel einer alten Schriftrolle wie dem Palikanon oder der Bibel).
Der Drang nach Orientierung gehört zu den archaisch verwurzelten Wesenszügen des Menschen, die schon beim Kleinkind beobachtet werden können und die im Erwachsenenalter zu erstaunlichen Kulturleistungen führen können. Ganze Gesellschaften richten sich dann nach diesen Schemata aus und folgen ihren Inhalten um dem Leben einen Sinn zu geben und sich der Unsicherheit des Ungewissen/Chaotischen zu entziehen.
Das ist auch der Grund, warum die Religiösität dem Wesen nach aus Unwissenheit entstammt. Wenn die Datenlage vollständig wäre, müsste der Mensch nichts glauben und auch keine Vorstellungen kreieren. Weder von Gott, noch von Dharma oder Buddha. Diese religiösen Phänomene wären dann obsolet. Da aber jedes Gehirn grundsätzlich immer nur über winzige Datenmengen verfügt und stets aus rein mathematischen/physikalischen Gründen nur minimalen Zugriff auf Informationen hat, ist der Welt des Glaubens und der Spekulation Tür und Tor geöffnet. Übrigens auch dem Glauben daran, die Unwissenheit ausschalten zu können oder die einzige Warheit gefunden zu haben. Welch Hybris des Menschen!
lg
maus